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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Rucksack auf und zu, auf und zu, bis Miles ihm die Hand auf den Arm legte. Doch er schwieg immer noch, und so nahm Jonah all seinen Mut zusammen und schaute seinen Vater aus großen, tränenfeuchten Augen an.
    »Kriege ich Ärger, Dad?«
    »Nein.«
    »Du hast lange mit Ms. Andrews geredet.«
    »Es gab eine Menge zu besprechen.«
    Jonah schluckte. »Habt ihr über die Schule geredet?«
    Miles nickte, und Jonah schaute wieder auf seinen Rucksack hinunter. Ihm war schlecht, und er wünschte, er könnte seine Hände beschäftigen. »Ich kriege einen Riesenärger«, murmelte er leise.
    Später, auf einer Bank vor der Eisdiele, nagte Jonah an seinem Hörnchen. Miles hatte den Arm um ihn gelegt. Sie sprachen seit zehn Minuten miteinander, und was Jonah betraf, so fand er die Unterhaltung nicht halb so schlimm wie erwartet. Sein Vater hatte ihn nicht angeschrien, ihm nicht gedroht, und vor allem bekam er keinen Hausarrest. Stattdessen hatte Miles Jonah nur nach seinen früheren Lehrerinnen gefragt und welche Aufgaben sie ihm gegeben hatten - oder auch nicht. Daraufhin hatte Jonah ehrlich geantwortet, dass es ihm peinlich gewesen sei, um Hilfe zu bitten, als er gemerkt habe, dass er nicht mehr mitkam. Sie hatten über die Fächer geredet, die Jonah Probleme bereiteten - wie Sarah angedeutet hatte, waren das praktisch alle -, und Jonah versprach, sich von jetzt an große Mühe zu geben. Miles sagte, er werde Jonah dabei helfen, und wenn alles gut ginge, hätte er ganz schnell aufgeholt. Alles in allem war Jonah sehr erleichtert.
    Doch sein Vater war noch nicht fertig.
    »Weil du so große Lücken hast, wirst du ein paar Tage in der Woche nach dem Unterricht in der Schule bleiben, damit Ms. Andrews dir helfen kann«, sagte er ruhig.
    Jonah brauchte ein Weilchen, bis er das verdaut hatte.
    »Nach dem Unterricht?«
    Miles nickte. »Sie hat gesagt, dann kommst du schneller voran.«
    »Ich dachte, du willst mir helfen.«
    »Will ich auch, aber ich kann nicht jeden Tag. Ich muss arbeiten, und deshalb hat Ms. Andrews angeboten, dass sie dir auch hilft.«
    »Aber nach dem Unterricht?«, fragte Jonah mit einem flehenden Unterton.
    »Drei Tage in der Woche.«
    »Aber… Dad…«
    Er warf den Rest der Waffel in den Mülleimer. »Ich will nach dem Unterricht nicht noch in der Schule bleiben!«
    »Ich habe nicht gefragt, ob du willst. Schließlich hättest du mir früher erzählen können, dass du nicht mitkommst. Dann wäre es gar nicht erst so weit gekommen.«
    Jonah runzelte die Brauen. »Aber, Dad…«
    »Hör zu - ich weiß, es gibt tausend Dinge, die du lieber tun würdest, aber jetzt musst du eben in den sauren Apfel beißen. Du hast keine Wahl. Und denk daran, es könnte noch schlimmer sein.«
    »Wiesoooo?«, fragte Jonah, wobei er die zweite Silbe fast sang. Das machte er immer, wenn er nicht glauben wollte, was Miles ihm sagte.
    »Sie hätte zum Beispiel auch vorschlagen können, am Wochenende mit dir zu arbeiten. Dann hättest du nicht mehr Fußball spielen können.«
    Jonah stützte das Kinn auf die Hände.
    »Na gut«, seufzte er schließlich verdrossen. »Geht in Ordnung.«
    Miles lächelte und dachte: Dir bleibt auch gar nichts anderes übrig.
    »Das finde ich prima, Chef.«
    Später am Abend beugte sich Miles über Jonahs Bett und zog die Decke zurecht. Jonah fielen schon die Augen zu. Miles strich seinem Sohn über die Haare, bevor er ihn auf die Wange küsste.
    »Es ist schon spät. Schlaf gut.«
    Er sah so klein aus in seinem Bett, so zufrieden… Miles vergewisserte sich, dass Jonahs Nachtlicht an war, dann streckte er die Hand nach der Lampe am Bett aus. Jonah öffnete mühsam noch einmal die Augen.
    »Dad?«
    »Ja?«
    »Danke, dass du heute nicht sauer auf mich warst.« Miles lächelte. »Schon in Ordnung.«
    »Und… Dad?«
    »Ja?«
    Jonah putzte sich die Nase. Neben seinem Kopfkissen lag ein Teddybär, den Missy ihm zum seinem dritten Geburtstag geschenkt hatte. Er nahm ihn immer noch jede Nacht mit ins Bett.
    »Ich bin froh, dass Ms. Andrews mir helfen will.«
    »Wirklich?«
    Miles war überrascht.
    »Sie ist nett.«
    Miles knipste das Licht aus. »Das fand ich auch. Jetzt schlaf aber, ja?«
    »Okay. Dad?«
    »Ja?«
    »Ich hab dich lieb.«
    Miles spürte einen Kloß im Hals. »Ich hab dich auch lieb, Jonah.«
    Stunden später, kurz vor vier Uhr nachts, hatte Jonah wieder einmal Albträume.
    Sein Schreien, das klang, als stürze ein Mensch von einer Klippe, riss Miles in Sekundenschnelle aus dem Schlaf. Halb blind

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