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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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können.«
    »›Unmöglich‹ habe ich nicht gesagt. Es wird nur nicht leicht werden.«
    »Wann haben Sie nachmittags frei?«
    »In der Regel mittwochs und freitags.«
    Während Miles noch nachdachte, kam Sarah zu einem Entschluss.
    »Also, normalerweise tue ich das nicht, aber ich biete Ihnen einen Handel an«, sagte sie langsam. »Natürlich nur, wenn Sie einverstanden sind.«
    Miles hob erwartungsvoll die Augenbrauen.
    »Was für einen Handel?«
    »Ich arbeite mit Jonah an drei Tagen in der Woche, wenn Sie mir versprechen, dass Sie die Tage übernehmen, an denen Sie frei haben.«
    Miles konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Das wurden Sie tun?«
    »Nicht für jeden Schüler. Aber wie gesagt, Jonah ist lieb, und er hat schwere Zeiten hinter sich. Ich würde ihm gern helfen.«
    »Wirklich?«
    »Machen Sie nicht so ein erstauntes Gesicht. Die meisten Lehrer sind sehr engagiert. Außerdem bleibe ich normalerweise sowieso bis vier Uhr hier, es ist also keine große zusätzliche Mühe.«
    Als Miles nicht gleich antwortete, schwieg auch Sarah.
    »Ich mache dieses Angebot nur einmal, also sagen Sie ja oder nein.«
    Miles wirkte fast verlegen. »Danke«, sagte er mit Nachdruck.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin.«
    »Ich tue es gern. Allerdings brauche ich noch etwas, damit ich vernünftig arbeiten kann. Nehmen Sie es als mein Honorar.«
    »Was denn?«
    »Einen Ventilator - und zwar einen guten.«
    Sie wies mit dem Kinn auf das Schulgebäude. »Das da ist der reinste Backofen.«
    »Abgemacht.«
    Zwanzig Minuten später, nachdem sie und Miles sich verabschiedet hatten, stand Sarah wieder im Klassenzimmer. Während sie ihre Unterlagen einsammelte, dachte sie an Jonah und daran, wie sie ihm am besten helfen konnte. Gut, dass sie dieses Angebot gemacht hatte. So konnte sie ihn im Unterricht besser einschätzen und Miles für seine Nachhilfe gute Tipps geben. Sicher, es war zusätzliche Arbeit, aber für Jonah bestimmt das Beste, selbst wenn sie es nicht von vornherein so geplant hatte. Sie war vielmehr selbst von ihrem Angebot überrascht gewesen.
    Fast gegen ihren Willen dachte sie auch an Miles. Er war anders, als sie erwartet hatte. Als Brenda ihr erzählte, er sei Sheriff, hatte Sarah sofort die Karikatur eines Südstaatenpolizisten vor Augen gehabt: übergewichtig, tief hängende Hosen, eine Sonnenbrille mit verspiegelten Gläsern, den Mund voller Kautabak. Sie hatte sich vorgestellt, wie er großspurig ins Klassenzimmer stolziert käme, die Daumen in den Gürtel gehakt, und ihr im breitesten Dialekt die Worte hinwerfen würde: »Na, kleine Lady, was haben Sie denn auf dem Herzen?«
    Nichts davon traf auf Miles zu.
    Er sah gut aus. Nicht wie Michael - dunkel und auffallend attraktiv, alles immer perfekt gestylt -, sondern auf eine natürliche, bodenständige Art sympathisch. Sein Gesicht war wettergegerbt, als hätte er schon früh viele Stunden im Freien verbracht. Aber wie vierzig sah er wirklich noch nicht aus, und das hatte sie gewundert.
    Andererseits war Jonah erst acht, und sie wusste, dass Missy Ryan jung gestorben war. Sarah konnte sich nicht vorstellen, dass das jemandem ihres Alters passierte. Es war nicht richtig, es passte nicht zu der natürlichen Ordnung der Dinge.
    Immer noch in Gedanken versunken, warf Sarah einen letzten Blick in das Klassenzimmer. Dann nahm sie ihre Handtasche aus der untersten Schublade, schlang den Riemen über die Schulter und klemmte sich alles Übrige unter den Arm. Auf dem Weg nach draußen schaltete sie das Licht aus.
    Kurz darauf musste sie mit jäher Enttäuschung feststellen, dass Miles schon losgefahren war. Sie schalt sich für ihre Unvernunft und redete sich ins Gewissen. Ein Witwer wie Miles würde wohl kaum einen zweiten Gedanken an die Lehrerin seines kleinen Sohnes verschwenden.
    Sarah Andrews hatte keine Ahnung, wie falsch sie damit lag.

Kapitel 4
    Im trüben Licht meiner Schreibtischlampe sehen die Zeitungsausschnitte älter aus, als sie sind. Vergilbt und zerknittert, knistern sie in meiner Hand. Sie fühlen sich erstaunlich schwer an, als trügen sie die Last meines Lebens aus jener Zeit.
    Es gibt einige einfache Lebensweisheiten. Zum Beispiel diese: Wenn jemand jung und durch tragische Umstände stirbt, ist das immer eine interessante Geschichte, vor allem in einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt.
    Als Missy Ryan starb, beherrschte dies die Schlagzeilen, und in jeder Küche von New Bern hielten die Menschen den Atem an, als

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