Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
käme und sie um Verzeihung bäte, würde sie ihn nicht mehr wollen. Nichts, was er sagen oder tun konnte, würde je wieder Liebe in ihr erwecken. Sollte er doch he iraten, wenn er wollte, zum Teufel, das war ihr nun wirklich egal!
    In der Küche schenkte sie sich das dritte Glas Wein ein. Michael wollte wieder heiraten.
    Gegen ihren Willen stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie wollte nicht mehr weinen, aber die alten Träume waren zäh. Sie spürte, wie ihre Augen nass wurden, und als sie das Glas abstellen wollte, um ein Taschentuch zu holen, stellte sie es zu dicht ans Spülbecken. Es fiel hinein und zersprang in tausend Stücke. Beim Aufsammeln der Scherben schnitt sie sich in den Finger, der zu bluten begann.
    Ein grässlicher Tag! Und jetzt auch noch das!
    Sarah atmete heftig aus und presste den Handrücken gegen die Augen, um die Tränen zurückzuhalten.
    Es half nichts.
    Es war nicht der Gedanke an Michael, der sie so umwarf. Auch nicht seine Hochzeit - die war ihr gleichgültig, ganz bestimmt. Die Tränen flossen, weil sie mit einem Mal schmerzhaft an all das erinnert wurde, was sie verloren hatte.
    »Geht es dir wirklich gut?«
    Inmitten der vielen Menschen, die sich um sie drängten, waren nur Wortfetzen zu verstehen.
    »Zum dritten Mal, Mom, es geht mir gut. Ehrlich.«
    Maureen zupfte eine Haarsträhne aus Sarahs Gesicht. »Du siehst ein bisschen blass aus, als würdest du etwas ausbrüten.«
    »Ich bin müde, das ist alles. Ich war gestern lange auf und habe gearbeitet.«
    Sarah schwindelte ihre Mutter nicht gern an, aber sie hatte kein Bedürfnis, ihr von der Flasche Wein am Abend zuvor zu erzählen. Ihre Mutter verstand nicht, dass Leute überhaupt Alkohol konsumierten, vor allem Frauen, und wenn Sarah auch noch zugab, dass sie allein gewesen war, würde ihre Mutter besorgt an den Lippen nagen und dann eine Reihe von Fragen abspulen, auf die Sarah im Moment keine Lust hatte.
    Es war ein strahlender Samstag, und die Innenstadt war überfüllt. Maureen wollte sich an den Ständen und in den Antiquitätengeschäften in der Middle Street umschauen. Da Larry sich lieber das Footballspiel zwischen North Carolina und Michigan State ansah, hatte Sarah angeboten, sie zu begleiten. Sie hatte sich den Bummel ganz vergnüglich vorgestellt, und das wäre er auch gewesen, hätten sie nicht schreckliche Kopfschmerzen geplagt, die auch auf Aspirin nicht reagierten. Sarah inspizierte einen antiken Bilderrahmen, der sorgfältig restauriert worden war - was den Preis allerdings nicht rechtfertigte.
    »Du arbeitest am Freitagabend?«
    »Ich schiebe es schon seit einer Weile vor mir her, und gestern Abend hat es sich eben angeboten.«
    Ihre Mutter beugte sich vor und tat so, als würde sie ebenfalls den Bilderrahmen begutachten.
    »Warst du die ganze Nacht zu Hause?«
    »Mhm. Warum?«
    »Weil ich dich mehrmals angerufen habe, und niemand hat abgenommen.«
    »Ich habe den Stecker rausgezogen.«
    »Oh. Ich dachte, du wärst vielleicht mit jemandem ausgegangen.«
    »Mit wem?«
    Maureen zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht… mit irgendjemandem.«
    Sarah äugte über ihre Sonnenbrille. »Mom - fang nicht schon wieder damit an.«
    »Ich fange mit überhaupt nichts an«, wehrte Maureen ab. Dann fuhr sie mit leiserer Stimme fort, als spräche sie zu sich selbst: »Ich hatte einfach angenommen, du wärst ausgegangen. Das hast du früher oft getan…«
    Neben ihrer Fähigkeit, in bodenlosem Mitgefühl zu schwelgen, besaß Sarahs Mutter auch dramatisches Talent und konnte die Rolle der Schuldzerfressenen bis zur Vollendung spielen. Zeitweise tat das Sarah gut - ein wenig Mitleid schadete nie -, aber jetzt konnte sie es nicht gebrauchen. Stirnrunzelnd stellte sie den Bilderrahmen wieder hin. Die Ladenbesitzerin - eine ältere Frau, die unter einem großen Schirm saß - verfolgte die kleine Szene mit Genuss. Sarahs Blick wurde noch finsterer. Sie trat von dem Stand zurück, während ihre Mutter weitersprach.
    »Was ist denn los?«
    Ihr Ton veranlasste Sarah, sich umzudrehen.
    »Nichts ist los. Ich bin nur nicht in der Laune, mir anzuhören, wie sehr du dich um mich sorgst. Das ist jetzt langsam nicht mehr nötig.«
    Maureen sperrte den Mund auf. Als sie den gekränkten Gesichtsausdruck ihrer Mutter sah, taten Sarah ihre Worte sofort Leid, aber sie konnte einfach nicht immer beherrscht sein. Heute jedenfalls gelang es ihr nicht.
    »Es tut mir Leid, Mom. Ich hätte dich nicht anschnauzen sollen.«
    Maureen ergriff die Hand ihrer

Weitere Kostenlose Bücher