Weg der Träume
Öffnung, in der einmal die Haustür gehangen hatte. Mit übertriebener Langsamkeit legten sie ihre Waffen zur Seite und traten mit hoch erhobenen Händen vor das Haus. Miles unterdrückte ein Grinsen. Zitternd und bleich setzten sie einen Schritt vor den anderen, als würde er sie jeden Moment zur Zielscheibe erklären. Als sie die letzte der brüchigen Stufen erreicht hatten, trat er hinter dem Wagen hervor und steckte seine Pistole ins Halfter. Die Jungen entdeckten ihn, erschraken kurz und gingen dann vorsichtig weiter. Beide trugen verwaschene Bluejeans und löchrige Turnschuhe. Ihre Gesichter und Arme waren schmutzverschmiert. Die ganze Zeit über hielten sie die Arme hoch erhoben über dem Kopf. Offensichtlich hatten sie zu viele Filme angeschaut.
Aus der Nähe sah Miles, dass sie kaum die Tränen zurückhalten konnten.
Er lehnte sich gegen sein Auto und verschränkte die Arme.
»Na, Jungs, seid ihr auf der Jagd?«
Der Jüngere - Miles schätzte ihn auf zehn - sah den Älteren an. Brüder, kein Zweifel.
»Ja, Sir«, bestätigten sie einmütig.
»Was gibt's denn da im Haus zu jagen?« Wieder sahen sie einander an.
»Spatzen«, sagten sie schließlich, und Miles nickte.
»Ihr könnt die Hände runterne hmen.«
Erneut ein Blickwechsel. Dann senkten sie die Arme.
»Seid ihr sicher, dass ihr keine Eulen jagt?«
»Ja, Sir«, antwortete der Ältere eilig. »Nur Spatzen. Es sind ganz viele da drin.«
Miles nickte wieder.
»Spatzen, so so.«
»Ja, Sir.«
»Die sind ziemlich groß für Spatzen, oder?«
Diesmal sahen sie schuldbewusst aus. Miles setzte eine strenge Miene auf.
»Jetzt hört mal zu… wenn ihr Eulen jagt, finde ich das ganz und gar nicht gut. Ich mag Eulen - sie fressen Ratten und Mäuse und sogar Schlangen, und ich hätte lieber eine Eule in meinem Garten als das andere Getier. Aber nach all dem Geknalle bin ich ziemlich sicher, dass ihr sie noch nicht erwischt habt.«
Nach einer Weile schüttelte der Jüngere den Kopf.
»Dann versucht es auch nicht wieder, verstanden?«, sagte Miles mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Es ist gefährlich, hier draußen zu schießen, der Highway ist zu nahe. Außerdem ist es gegen das Gesetz. Und das hier ist kein Ort für Kinder. Das Haus wird bald einstürzen, und ihr könntet euch wehtun. Ihr wollt sicher nicht, dass ich mit euren Eltern rede, oder?«
»Nein, Sir.«
»Dann lasst ihr die Eulen zufrieden, in Ordnung? Und ich lasse euch laufen.«
»Ja, Sir.«
Miles sah sie streng an, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Dann deutete er in eine bestimmte Richtung.
»Wohnt ihr da drüben?«
»Ja, Sir.«
»Seid ihr zu Fuß oder mit dem Fahrrad da?«
»Wir sind gelaufen.«
»Dann machen wir Folgendes. Ich hole die Waffen, und ihr setzt euch auf den Rücksitz. Ich bringe euch nach Hause und setze euch am Ende der Straße ab. Diesmal belasse ich es dabei, aber falls ich euch je wieder hier erwische, erzähle ich euren Eltern, dass ich euch schon einmal verwarnt habe und euch verhaften muss. Okay?«
Die Augen der Jungen waren schreckgeweitet, aber sie nickten dankbar.
Nachdem Miles sie abgesetzt hatte, fuhr er zur Schule. Er freute sich auf Jonah. Zweifellos würde sein Sohn haarklein erfahren wollen, was er erlebt hatte, aber Miles wollte zuerst hören, wie es bei ihm gelaufen war.
Und insgeheim verspürte er ein angenehmes Kribbeln bei dem Gedanken, Sarah Andrews wiederzusehen.
»Daddy!«, schrie Jonah und rannte auf Miles zu. Miles ging in die Knie, um ihn im Sprung aufzufangen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Sarah ihm etwas gemächlicher gefolgt war. Jonah beugte sich zurück und schaute ihn an. »Hast du heute jemanden verhaftet?«
Miles grinste und schüttelte den Kopf. »Bis jetzt nicht, aber ich bin ja noch nicht fertig. Wie lief es in der Schule?«
»Gut. Ms. Andrews hat mir Kekse mitgebracht.«
»So?«, sagte er und ve rsuchte, sie beim Näherkommen zu beobachten, ohne dass es allzu sehr auffiel.
»Schokokekse. Die guten - die mit der Füllung.«
»Na, da hast du ja das große Los gezogen«, stellte Miles fest.
»Aber wie ging es mit der Nachhilfe?«
Jonah runzelte die Augenbraue n. »Mit was?«
»Ms. Andrews hilft dir doch bei den Hausaufgaben.«
»Das war lustig - wir haben Spiele gemacht.«
»Spiele?«
»Das erkläre ich Ihnen später«, ließ Sarah sich vernehmen, die jetzt neben ihm stand. »Wir hatten einen guten Start.«
Beim Klang ihrer Stimme drehte sich Miles zu ihr um und war erneut angenehm
Weitere Kostenlose Bücher