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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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nächsten Monaten prägen sollte. Als die Schulglocke das offizielle Unterrichtsende ankündigte, lief Jonah mit seinen Freunden hinaus, aber er ließ den Rucksack im Klassenzimmer. Sarah ging wie alle anderen Lehrer auf den Hof, um darauf zu achten, dass die Kinder in die richtigen Autos und Busse einstiegen. Als schließlich alle im Bus saßen und die Autos wegfuhren, gesellte sich Sarah zu Jonah. Er sah seinen Freunden wehmütig nach.
    »Du würdest bestimmt am liebsten auch nach Hause gehen, stimmt's?«
    Jonah nickte.
    »Es wird schon nicht so schlimm werden. Ich habe ein paar Kekse mitgebracht, damit es leichter geht.«
    »Was für Kekse?«, fragte er skeptisch.
    »Schokolade. Gefüllt. Als ich noch zur Schule ging, gab mir meine Mutter immer welche, wenn ich nach Hause kam. Als Belohnung für die gute Arbeit.«
    »Mrs. Knowlson gibt mir Apfelschnitze.«
    »Willst du morgen lieber die?«
    »Nein, nein«, erwiderte er ernst. »Kekse sind viel besser.« Sarah deutete auf das Schulhaus.
    »Also gehen wir. Bist du so weit?«
    »Mhmm«, nuschelte er. Sarah streckte ihm die Hand hin.
    Jonah sah zu ihr hoch. »Warten Sie mal - haben Sie auch Milch?«
    »Ich kann welche aus der Cafeteria holen, wenn du willst.«
    Jonah nahm ihre Hand und lächelte sie kurz an, bevor sie ins Haus gingen.
    Zur gleichen Zeit, als Sarah und Jonah Hand in Hand auf das Klassenzimmer zusteuerten, duckte sich Miles Ryan hinter seinen Wagen und griff nach seiner Waffe, noch bevor der letzte Schuss verklungen war. In dieser Stellung wollte er bleiben, bis er herausgefunden hatte, was dort drüben vor sich ging.
    Nichts versetzt einen so in Hochspannung wie ein Schuss - Miles war immer wieder überrascht, wie zuverlässig und schnell der Selbsterhaltungstrieb funktionierte. Das Adrenalin jagte durch seinen Körper, als sei er an einen gigantischen, unsichtbaren Tropf angeschlossen. Sein Herz hämmerte, und seine Handflächen waren schweißnass.
    Wenn es sein musste, konnte er über Funk Hilfe rufen, und in wenigen Minuten wäre der Ort von sämtlichen Polizisten des County umstellt, doch vorläufig verzichtete er noch darauf. Irgendwie schienen die Schüsse nicht gegen ihn gerichtet. Er hatte sie deutlich gehört, aber seltsam gedämpft, als hätte jemand im Haus gefeuert.
    Bei einem Wohnhaus hätte er Verstärkung angefordert, in der Annahme, eine häusliche Krise sei eskaliert. Es handelte sich aber nur um den Gregory Place, einen windschiefen, von Gestrüpp überwucherten Holzbau am Stadtrand von New Bern. Er war mit der Zeit verfallen und hatte schon in Miles' Kindheit leer gestanden. Die meiste Zeit kümmerte sich niemand um das Gebäude - die Fußböden waren so alt und verrottet, dass sie jeden Moment einstürzen konnten, und durch riesige Löcher im Dach pladderte der Regen. Das Haus neigte sich so stark zur Seite, dass man fürchtete, ein starker Windstoß würde es eines Tages umblasen. New Bern hatte keine Probleme mit Obdachlosen, und selbst die wenigen, die es gab, hielten sich von diesem Ort fern, weil er ihnen zu gefährlich war.
    Doch jetzt, im hellen Tageslicht, hörte Miles erneut Schüsse.
    Kein großes Kaliber - höchstwahrscheinlich eine Zweiundzwanziger. Vermutlich gab es eine einfache Erklärung, die für ihn keine Bedrohung darstellte.
    Dennoch ging er lieber kein Risiko ein. Er öffnete die Autotür und glitt auf den Sitz, dann stellte er einen Schalter am Funkgerät um, durch den seine Stimme verstärkt wurde, sodass sie auch im Haus zu hören war.
    »Hier ist der Sheriff«, sagte er langsam. »Wenn ihr Jungs da drinnen fertig seid, möchte ich, dass ihr rauskommt, damit ich mit euch reden kann. Und vorher legt ihr eure Schusswaffen weg.«
    Sofort war alles still. Nach ein paar Sekunden lugte ein Kopf aus einem der vorderen Fenster. Der Junge war nicht älter als zwölf.
    »Sie werden uns doch nicht erschießen?«, rief er völlig verängstigt.
    »Nein, ich schieße nicht. Legt eure Waffen neben die Tür und kommt raus, damit wir reden können.«
    Eine Minute lang hörte Miles nichts. Vermutlich beratschlagten die Kinder, ob sie weglaufen sollten oder nicht. Es waren keine schlechten Kerle, das wusste Miles, sie waren nur etwas verwahrlost. Sie würden eher davonlaufen als sich von Miles zu ihren Eltern zurückbringen lassen.
    »Jetzt kommt endlich raus!«, rief Miles ins Mikrofon. »Ich will nur mit euch reden.«
    Nach einer weit eren Minute spähten zwei Jungen - der zweite war noch jünger als der erste - durch die

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