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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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decken.«
    Es war ein Bluff, aber er funktionierte. Minuten später kam Otis heraus und schob seinen Vater zur Seite. Miles richtete die Pistole auf ihn. Ebenso wie sein Vater wirkte Otis nicht besonders beunruhigt.
    »Geh zur Seite, Daddy«, sagte Otis ruhig. Als Miles sein selbstzufriedenes Gesicht sah, hätte er am liebsten abgedrückt. Er umrundete den Wagen und zeigte sich.
    »Raus mit Ihnen. Legen Sie sich auf den Boden!«
    Otis stellte sich vor seinen Vater, blieb aber auf. der Veranda. Er verschränkte die Arme.
    »Wie lautet die Anklage, Deputy Ryan?«
    »Sie wissen verdammt genau, wie die Anklage lautet. Jetzt nehmen Sie die Hände hoch.«
    »Das möchte ich lieber nicht tun.«
    Trotz der potenziellen Gefahr ging Miles mit der Pistole im Anschlag auf den Wohnwagen zu. Er spürte, wie unverrückbar fest sein Finger auf dem Abzug lag.
    Los, beweg dich. Nur eine kleine Bewegung…
    »Runter von der Veranda!«
    Otis schaute seinen Vater an, der vor Wut kochte, aber als er sich danach wieder Miles zuwandte, entdeckte er in dessen Blick einen unkontrollierbaren Hass, der ihm neu war und ihn erschreckte. Er kam die Treppenstufen herunter.
    »Schon gut, schon gut, ich komme.«
    »Hände hoch! Ich will, dass Sie die Hände hoch nehmen!« Inzwischen steckten andere Leute die Köpfe aus ihren Wohnwagen und beobachteten die Szene. Obwohl sie alles andere als gesetzestreue Bürger waren, holte niemand eine Waffe. Auch sie sahen den Ausdruck auf Miles' Gesicht, der ihnen verriet, dass er bei dem geringsten Anlass schießen würde.
    »Auf die Knie! SOFORT!«
    Otis gehorchte, aber Miles steckte die Pistole nicht weg. Er richtete sie immer noch auf Otis. Nach rechts und links blickend, vergewisserte er sich, dass ihn niemand von seinem Vorhaben abhalten würde, und trat noch näher an Otis heran.
    Otis hatte seine Frau ermordet.
    Die Welt um ihn her verschwamm. Nur noch sie beide waren da. Otis hatte jetzt wirklich Angst, aber er sagte nichts. Miles starrte ihn schweigend an, dann ging er um ihn herum, bis er in seinem Rücken stand.
    Er legte die Waffe an Otis' Hinterkopf. Wie ein Henker.
    Der Finger lag am Abzug. Ein kräftiger Druck, und es wäre vorbei.
    Otis erschießen - bei Gott, das wäre eine Erleichterung. Es hinter sich bringen. Er war es Missy schuldig, er war es Jonah schuldig.
    Jonah…
    Die Erinnerung an seinen Sohn brachte ihn zur Besinnung. Nein…
    Dennoch dauerte es noch einige Atemzüge, bis er sich entspannen und ausatmen konnte. Er zog die Handschellen vom Gürtel. Mit einer geübten Bewegung streifte er sie über eine von Otis' erhobenen Händen, dann steckte er die Waffe weg, streifte ihm die andere Handschelle über, zog sie straff um die Handgelenke, bis Otis sich wand, und zerrte ihn hoch.
    »Sie haben das Recht zu schweigen…«, setzte er an, doch Clyde, der wie eine Statue daneben gestanden hatte, brach plötzlich in hektische Aktivität aus, wie eine Ameise, der man den Hügel zerstört hat.
    »Das ist eine Schikane! Ich rufe meinen Anwalt an! Sie haben kein Recht, hier aufzukreuzen und mit der Pistole rumzufuchteln!«
    Sein Geschrei hielt noch an, nachdem Miles Otis seine Rechte erläutert, ihn auf den Rücksitz des Dienstwagens gestoßen und den Rückweg zum Highway angetreten hatte.
    Weder Miles noch Otis sagten ein Wort, ehe sie den Highway erreichten. Miles blickte unverwandt auf die Straße.
    Er hatte Otis erschießen wollen.
    Gott war sein Zeuge, dass er es vorgehabt hatte.
    Eine falsche Bewegung, von irgendjemanden, und er hätte es getan.
    Aber das wäre Unrecht gewesen.
    Und du hast dich da draußen falsch verhalten.
    Wie viele Vorschriften hatte er übertreten? Ein halbes Dutzend? Sims laufen lassen, sich keinen Haftbefehl geholt, Charlie ignoriert, keine Hilfe angefordert, ohne Grund die Pistole gezogen, sie Otis an den Kopf gehalten… Es würde ihm einen Höllenärger einbringen, und zwar nicht nur von Charlie. Von Harvey Wellman auch. Die durchbrochenen gelben Linien glitten rhythmisch auf ihn zu und verschwanden wieder.
    Na und? Hauptsache, Otis kommt ins Gefängnis. Was mit mir passiert, ist zweitrangig. Otis verfault im Gefängnis, wie er mich zwei Jahre lang verfaulen ließ.
    »Also, wofür wollen Sie mich diesmal einlochen?«, fragte Otis gelangweilt.
    »Halt die Fresse«, fuhr ihn Miles an.
    »Ich habe ein Recht zu wissen, wie die Anklage lautet.«
    Miles drehte den Kopf weg und schluckte den Hass hinunter, der beim Klang von Otis' Stimme in ihm aufstieg. Als er keine

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