Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Häusern und Hütten, die sich auf der anderen Seite des Gila River seinem Blick darbot.
Der Bandit war ziemlich ausgepumpt. In die dünne Schicht aus Staub in seinem Gesicht hatte der Schweiß, der von seinen Schläfen rann, helle Spuren gezogen. Higgins begann an seiner Unterlippe zu nagen. Er überlegte, ob er den Ort anreiten sollte. Gefühl und Verstand stritten sich in dem Outlaw. Er hatte Hunger, ihn gelüstete auf einen Krug frisches Bier, er wollte die kommende Nacht in einem richtigen Bett schlafen. Der Verstand aber riet ihm, an der Stadt vorbeizureiten. Das Pferd, das er ritt, war – wie auch die beiden anderen Tiere, die er mit sich führte -, gestohlen. Vielleicht erkannte jemand in dem Ort die Tiere, und das konnte ihm Verdruss bescheren.
Sam Higgins’ Leben spielte sich jenseits von Recht und Ordnung ab. Ein Menschenleben war ihm gerade mal den Preis für eine Kugel wert. Wie ein wildes Tier lebte er nur in der Gegenwart. Was hinter ihm lag, zählte nicht mehr. An die Zukunft verschwendete er keinen Gedanken. Zwei Dinge bestimmten sein ganzes Handeln. Das eine war die Habgier, das andere war der Überlebenskampf. Er besaß die scharfen Instinkte des ständig Gehetzten.
An diesem Tag versagte dieser Instinkt. Sam Higgins entschloss sich, dem Gefühl zu folgen. Er trieb die Pferde die Uferböschung hinunter und über einen Gürtel aus Fladen hart gebackenen Schlamms hinein in den Fluss. Das Wasser spritzte. In der Flussmitte ging es den Tieren nicht einmal bis zu den Sprunggelenken. Der Gila River führte nur wenig Wasser.
Nachdem er den Fluss durchquert hatte, ritt Sam Higgins auf geradem Weg zur Stadt. Schon bald zog er zwischen die ersten Häuser. Sie waren gepflegt. Auf den Fensterbänken standen Blumenkästen mit roten Geranien. Zu beiden Seiten der Main Street gab es einen Bohlengehsteig. Am Rand der Fahrbahn spielten einige Kinder. Ein schwarzer Hund strich müde über die Straße. Die Hitze setzte ihm zu.
Auf dem Giebel eines hohen Gebäudes aus Holz las der Bandit ‚Livery Stable’, als Besitzer war ein Mann namens Hal Wagoner ausgewiesen. Higgins beschloss, die Pferde im Mietstall unterzustellen. Und er hoffte, dass er die beiden Tiere, die er nicht benötigte, verkaufen konnte. Vor dem hohen Tor, das in den Wagen- und Abstellhof führte, saß er ab und führte die Pferde hindurch. Von seinen Schultern und von der Krempe seines Hutes rieselte Staub. Das Stalltor war geöffnet. Im Stall war es düster. Als der Bandit die Pferde über die Lichtgrenze unter dem Tor zerrte, trat aus einer der Boxen der Stallmann, ein klapperdürrer Oldtimer, bärtig und glatzköpfig.
Ohne zu grüßen sagte Sam Higgins: „Ich bleibe über Nacht in Buckeye und möchte die Gäule bei Ihnen unterstellen. Die beiden –„ er wies mit der Linken erst auf eine braune Stute, dann auf den Schecken, „würde ich sogar verkaufen, wenn Interesse besteht.“
Ziemlich desinteressiert betrachtete der Stallmann die beiden Tiere. „Was für eine Preisvorstellung haben Sie denn?“, wollte er schließlich wissen.
„Es sind Klassepferde. Ich denke, hundertfünfzig Dollar für beide wären angemessen.“
„Ich werde den Boss fragen. Wenn Sie die Tiere morgen abholen, kann ich Ihnen sagen, ob wir sie kaufen.“
„Ich lasse auch gerne mit mir handeln“, erklärte der Bandit grinsend. Dann schnallte er seine Satteltaschen los, zog die Winchester aus dem Scabbard und verließ den Mietstall. Er mietete sich im Hotel ein, ließ die Satteltaschen und das Gewehr im Zimmer und begab sich in den Saloon, um zu essen und sich ein kühles Bier zu gönnen.
Es war später Nachmittag. Kein einziger Gast befand sich im Schankraum. Die warme Luft war abgestanden, es roch nach kaltem Tabakrauch und verschüttetem Bier. Der Keeper stand hinter dem Tresen über ein Magazin gebeugt. Jetzt richtete er sich auf und musterte den Gast, der einen Tisch beim großen Frontfenster ansteuerte und sich niederließ. Fast widerwillig setzte sich der Keeper in Bewegung. Bei Higgins angekommen fragte er ihn nach seinen Wünschen. Der Bandit bestellte ein Steak mit Bratkartoffeln und einen Krug Bier. Das Bier bekam er sofort. Durstig trank er einen großen Schluck.
Einige Minuten verstrichen. Der Duft von bratendem Fleisch zog durch die offene Tür zur Küche in den Gastraum. Der Bandit hatte sich eine Zigarette gedreht und rauchte. Durch das große Fenster beobachtete er, was sich auf der Straße vor dem Saloon abspielte.
Ein hoch gewachsener
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