Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Markt.“
„Sicher, das ist grundsätzlich so. Das mag für viele Gebiete gelten, in denen sich Menschen angesiedelt haben und Landwirtschaft betreiben. Für Bradford Well gilt das nicht. Seit etwa drei Jahren werden die Ernten der Farmer zu einem großen Teil zerstört, und sie fahren keine Gewinne mehr ein. Der eine oder andere hat schon aufgegeben und den Bouse Wash verlassen. Viele aber haben alles, was sie hatten, in das Stück Land gesteckt, und wenn sie aufgeben, haben sie alles verloren.“
„Wer zerstört die Ernten?“
„Das weiß niemand. Manches Mal sind es die Rinder der C.W.-Ranch. Oft aber ist es Feuer, das den reifen Weizen vernichtet. Die Siedler vermuten, dass die Feuer vorsätzlich gelegt werden. – Kurz gesagt, die Farmer und Heimstätter krebsen am Existenzminimum herum.“
„Es ist Big Charles, nicht wahr?“
Der Barbier schnitt ein Gesicht, als hätte er in einen Kaktus gebissen. „Ich weiß es nicht. Irgendwelche Namen zu nennen wäre gefährlich. Man könnte in des Teufels Küche kommen.“
„Wie stellt sich der Deputy zu den Vorfällen. Ich bin der Meinung, dass es Verbrechen sind, wenn die Weizenfelder niedergebrannt und die Maisfelder und Kartoffeläcker von Rindern zertrampelt werden.“
„Will Boyd – das ist unser Deputy -, kann nichts dagegen tun. Natürlich untersucht er die Vorfälle, er nimmt auch die Anzeigen gegen die C.W. auf, aber er fand noch nie einen Hinweis, dass Big Charles hinter den Niederträchtigkeiten steckt.“
„Auf diese Art und Weise handelt er sich auch keinen Ärger ein“, murmelte Warren Elliott. „Die C.W. beschäftigt einen Burschen namens Jesse Willard als Vormann.“
„Ja. Ein hartbeiniger Mann, der keine Kompromisse eingeht. Die Reiter der Ranch gehorchen ihm wie abgerichtete Schäferhunde. Er hat schon einige Male bewiesen, dass er sich nicht nur Kraft seiner Stellung, sondern auch mit den Fäusten und dem Schießeisen durchzusetzen vermag.“
„Wie alt ist er? Wie sieht er aus?“
„Er dürfte knapp über dreißig sein, ist sechs Fuß und zwei Zoll groß, hat blonde Haare und blaue Augen. Er kommt hin und wieder zu mir, um sich die Haare schneiden und den Bart abrasieren zu lassen. Er ist so etwas wie der Mann fürs Grobe auf der C.W.-Ranch.“
„Ist er in der Gegend aufgewachsen?“
„Nein. Er kam vor etwas über drei Jahren nach Bradford Well. Nie hat er jemand erzählt, woher er kam, kein Mensch weiß etwas über seine Vergangenheit. Als er ankam, trug er den Revolver ziemlich tief geschnallt. Und er hat einige Male gezeigt, dass er mit dem Sechsschüsser höllisch gut umzugehen vermag. Seit er die Mannschaft führt, sieht man ihn allerdings nur noch selten bewaffnet.“
„Er lässt jetzt andere für sich schießen, wie?“
Der Barbier lachte geradezu belustigt auf. „Es hat schon lange keine Schießereien mehr gegeben. Die C.W. und ihre Reiter haben sich ein seriöses Image verpasst. Das geht sogar soweit, dass Big Charles den Farmern Schadenersatz bezahlt, wenn sie nachweisen können, dass seine Rinder ihre Äcker und Felder zertrampelt haben.“
„Ein Ehrenmann durch und durch also“, knurrte Warren Elliott.
Draußen rollte rumpelnd und knarrend ein Fuhrwerk vorbei. Es wurde von einem schweren Kaltblüter gezogen. Der Mann auf dem Bock war mit einer braunen Hose und einem gelben Hemd bekleidet.
„Ah, Rock Warner. Das ist einer der Siedler. Er lebt mit seiner Familie an einem der Nebenflüsse des Bouse Wash. Auch er musste schon ganz schön leiden. Er ist einer von denen, die Big Charles offen beschuldigen, die Farmer und Heimstätter zu terrorisieren, um sie zur Aufgabe zu bewegen und ihre Parzellen kassieren zu können. Ich bin neugierig, wie lange sich das Big Charles noch gefallen lässt.“
Das Fuhrwerk war vorbei, das Rumpeln und Poltern, das es verursachte, verschmolz mit den anderen Geräuschen in der Stadt.
Der Barbier war fertig und wischte Rasierschaumreste aus Warren Elliotts Gesicht. „Was hat Sie eigentlich nach Bradford Well getrieben, Sir?“, fragte er. „Suchen Sie etwa Arbeit? Dann sollten Sie es mal auf der C.W. probieren.“
„Mal sehen“, murmelte Warren Elliott, bezahlte und verließ den Barber Shop. Draußen schwenkte er den Blick die Fahrbahn hinauf und hinunter. Das Fuhrwerk des Farmers stand vor dem Store. Von Norden her kamen drei Reiter in die Stadt. Sie waren gekleidet wie Cowboys. Warren Elliott, der den Saloon ausgemacht hatte, strebte diesem zu. Er hatte Hunger. Im
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