Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Schankraum war es düster und im Gegensatz zur quälenden Hitze im Freien angenehm kühl. Warren Elliott setzte sich an einen Tisch beim Frontfenster. Er war der einzige Gast. Der Keeper trat durch eine Tür hinter der Theke und kam zu Warren Elliotts Tisch. „Was darf ich Ihnen bringen?“
„Ich habe Hunger und Durst“, erklärte der Mann aus Gila Bend.
„Wie wäre es mit einem deftigen Stew und einem Bier?“
„Nicht schlecht.“
Die drei Reiter, die Warren Elliott aus nördlicher Richtung in die Stadt kommen sah, zogen in sein Blickfeld und saßen beim Holm ab. Nachdem sie die Pferde angebunden hatten, betraten sie den Saloon und gingen zum Tresen. Einige uninteressierte Blicke trafen Warren Elliott, bei der Theke angelangt nahmen die drei Kerle keine Notiz mehr von ihm. Sie bestellten Whisky.
Der Mann aus Gila Bend erhielt einen Krug voll Bier und trank. Eine Viertelstunde brachte der Keeper das Essen. Warren Elliott ließ es sich schmecken. Nachdem er den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte, drehte er sich eine Zigarette. Auf der Main Street fuhr Rock Warner, der Farmer vorbei. Auf der Ladefläche des Wagens lagen einige Rollen Stacheldraht.
Einer der Männer, die am Tresen standen, ging nach draußen. Auf dem Vorbau endete das Poltern seiner Schritte. Gleich darauf kam er in den Schankraum zurück. Wenige Minuten später bezahlten die Cowboys ihre Zeche, verließen den Saloon, stiegen draußen auf ihre Pferde und ritten davon.
„Waren das Reiter der C.W.-Ranch?“, fragte Warren Elliott, als der Keeper kam, um den leeren Teller und das schmutzige Besteck zu holen.
„Ja. Big Charles schickt von Zeit zu Zeit einige seiner Männer in die Stadt, damit sie nachsehen, ob alles seine Ordnung hat. Der King ist ausgesprochen darauf bedacht, dass alles im Lot ist.“
Es klang irgendwie sarkastisch.
Auch Warren Elliott bezahlte, verließ den Saloon und ging zum Mietstall, wo er sein Pferd untergestellt hatte.
*
Warren Elliott ritt am Bouse Wash entlang. Er hatte noch keine Ahnung, wie er vorgehen sollte, falls sich die Mörder seines Bruders und seiner Schwägerin auf der C.W.-Ranch aufhielten. Bevor er den Kerlen eine blutige Rechnung präsentierte, musste er wissen, was aus seinem kleinen Neffen geworden ist.
Der Rotfuchs trottete dahin. Der Mann aus Gila Bend war etwa eine halbe Stunde unterwegs, als der verwehende Klang einer Detonation heransickerte. Sofort zügelte er das Pferd und lauschte. Es blieb bei dem einen Schuss. Warren Elliott trieb den Rotfuchs wieder an. Der von Radspuren zerfurchte und von Hufen aufgewühlte Reit- und Fahrweg führte über eine Bodenwelle, die zum Creek hin abflachte. Über diese Erhebung erhob sich jetzt dunkler Rauch. Vom Kamm der Bodenerhebung aus sah Warren Elliott unten in der Senke ein brennendes Fuhrwerk stehen. Am Boden lag ein Mann auf dem Bauch. Der Kaltblüter stand nicht mehr im Geschirr, sondern war ein Stück zur Seite gelaufen.
Warren Elliott bis die Zähne zusammen. Hart traten die Backenknochen in seinem Gesicht hervor. Mit einem Schenkeldruck trieb er sein Pferd an. Bei dem brennenden Fuhrwerk angelangt sprang er aus dem Sattel. Das Holz knackte in der Hitze, das Feuer prasselte. Die Rauchschwaden ballten sich am Himmel und zogen träge nach Norden. Funken sprühten.
Warren Elliott ging bei dem reglosen Mann auf das linke Knie nieder und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken. Er erkannte ihn. Es handelte sich um den Farmer, der in Bradford Well Stacheldraht abgeholt hatte. Das Hemd über seiner Brust war mit Blut vollgesaugt. Warren Elliott fühlte den Puls des Mannes. Er war nur noch ganz schwach wahrzunehmen.
Der Mann aus Gila Bend erhob sich und ließ seinen tastenden, sichernden Blick in die Runde gleiten. Er konnte nichts entdecken, was ihn beunruhigt hätte. Warren Elliott holte die Wasserflasche von seinem Sattel und kniete wieder bei dem Verwundeten ab. Nachdem er die Flasche entkorkt hatte, hob er mit der flachen linken Hand den Kopf Warners etwas an und hielt ihm die Öffnung der Canteen an die Lippen.
Wasser rann über das Kinn des Farmers. Seine Lider begannen zu zucken. Schließlich fing er an, automatisch zu schlucken. Er öffnete die Augen und starrte verständnislos in Warren Elliotts Gesicht. „Wer – sind – Sie? Was – was … Großer Gott, ich – ich verbrenne innerlich. Die Schmerzen …“
Seine Stimme brach, er röchelte.
„Mein Name ist Warren Elliott. Wissen Sie, wer auf Sie geschossen
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