Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Straße betroffenes Schweigen. Plötzlich zischte Jesse Willard einen Befehl. Die Reiter sprangen von den Pferden, rannten zum Office und schmiegten sich zu beiden Seiten der Eingangstür gegen die Wand. Es gab einen trockenen Knall, als die Tür unter dem Anprall eines Körpers aufflog.
Hal Taylor jagte einen Schuss aus dem Lauf. „Wer durch die Tür tritt, frisst heißes Blei!“, warnte er und hoffte, dass der Schuss Warren Elliott und seine Farmerkollegen alarmiert hatte.
„Man wird dich Narren mit den Füßen voraus aus dem Office tragen“, prophezeite Jesse Willard.
„Sicher. Auf einen Mord mehr kommt es euch Halunken von der C.W. gewiss nicht mehr an. Aber sei versichert, Willard, dass auch ihr Federn lasst.“
Hal Taylor war hinter dem Schreibtisch in Deckung gegangen. Durch die aufgesprengte Tür sickerte Mond- und Sternenlicht in den Raum. Das Wispern einer Stimme war zu vernehmen.
Dem Farmer war Jesse Willards Absicht klar. Er musste verhindern, dass Russel Todd als Zeuge gegen ihn und Big Charles Woodward fungieren konnte. Also musste er ihn entweder aus dem Jail holen, oder er musste ihn auf andere Weise zum Schweigen bringen.
Hal Taylors Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Seine Hände schwitzten und hatten sich regelrecht am Gewehr festgesaugt. Sein Hals und seine Mundhöhle waren trocken. Und er spürte den Hass, der wie schleichendes Gift mit dem Blut durch seinen Körper gepumpt wurde. Hass auf Jesse Willard, der die Kerle schickte, die Jenny geschändet und schließlich auch ermordet hatten.
Draußen krachte plötzlich ein Schuss, der Knall stieß trocken und peitschend durch die Stadt, und als er über den Dächern zerflattert war, erklang Warren Elliotts klirrende Stimme: „Ich kann euch Schufte deutlich vor der Wand ausmachen, und wenn wir wollen, knallen wir euch ab wie in einem Schießstand.“
Im Office fiel Hal Taylor ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Die Anspannung in ihm löste sich sofort ein wenig, er atmete auf.
Wieder ließ Warren Elliott seine Stimme erklingen: „Auf euch sind vier Gewehre gerichtet. Also gebt euren Plan auf, Todd aus dem Jail zu holen. Glaubt es mir: Wir werden keinen von euch verschonen. Also fordert es nicht heraus, dass wir euch zusammenknallen.“
In dem Moment kam ferner, hämmernder Hufschlag auf. Sehr schnell wurde er deutlicher, und dann stob der Reiter mitten auf der Main Street heran. Auf Höhe des Office warf er seinen Oberkörper zurück und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Zügel. Doch das Tempo war zu groß. Die bremsenden Hufe des Pferdes zogen tiefe Furchen in den Sand. Staub wirbelte. Das Pferd stieg wiehernd auf die Hinterhand und drehte sich auf der Stelle. Dann krachten die Vorderhufe wieder auf die Straße und der Reiter brüllte: „Big Charles ist tot. Floyd Summer hat ihn ermordet. Er ist, gleich nachdem ihr die Ranch verlassen hattet, ins Haupthaus eingedrungen.“
Die Nachricht sorgte für sekundenlange Atemlosigkeit bei den C.W.-Reitern. Der junge Woodward konnte zuerst seinen Schock überwinden. „Mein Dad ist tot?“, keuchte er. „Summer hat ihn ermordet! Allmächtiger. Was ist mit meiner Mutter?“
„Sie ist unversehrt.“
„Ich – ich muss sofort zur Ranch!“, stieß Charles Woodward junior hervor, löste sich von der Wand des Office und rannte zu dem Pulk Pferde, der mitten auf der Fahrbahn stand.
„Lewis!“ Jesse Willard rief den Namen im selben Moment, in dem er sich abstieß, um dem jungen Woodward zu folgen.
„Ja.“
„Du holst mit Hilfe der drei Cowboys Russel Todd aus dem Gefängnis. Ich reite mit Charly zur Ranch.“
Warren Elliott hörte den Namen, und es durchfuhr ihn wie ein Stromstoß.
Jesse Willard erreichte die Pferde. Charles junior saß schon auf einem der Vierbeiner und zerrte ihn herum. Hart und rücksichtslos setzte er die Sporen ein. Der Vormann kam mit einem kraftvollen Satz auf den Rücken eines der Tiere und jagte hinter Woodward her.
„Okay“, rief Warren Elliott. „Machen wir es kurz. Lasst die Waffen fallen und hebt die Hände. Wenn nicht, wenn ihr so dumm seid, und es trotzdem versucht, werden wir euch mit unserem Blei an die Wand des Office nageln.“
„Bist du es, Elliott?“
„Gewiss, Lewis. Du interessierst mich ganz besonders.“
„Von Higgins weiß ich, was dich hinter uns hergetrieben hat.“
„Dann wirst du mir ja sicherlich sagen, was aus meinem kleinen Neffen wurde.“
„Du irrst dich, Elliott. Wir waren auf der Ranch deines Bruders, das
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