Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
irgendwo Cesar Bergerat befand.
Abkrümmen.
Mittlerweile zählte Alicia nicht einmal mehr, wie viele Gegner sie bereits getötet hatte. Sie stellte nur fest, dass ihr Ziel zu Boden gestürzt war, dann wanderte das Fadenkreuz auch schon zur nächsten Zielperson.
Abkrümmen.
Die Marines verhinderten sehr effektiv, dass ihre Opfer zu rasch begriffen, wie entsetzlich unterlegen sie doch waren. Ihnen blieb einfach nicht genügend Zeit, zu spüren, wie stetig der Tod durch ihre Reihen schritt. Zumindest anfänglich. Doch schließlich blieb einigen der Ziele hier und dort doch genug Zeit, zu begreifen, was mit den anderen in ihrer Nähe geschah - in diesem Raum, auf diesem Balkon, oder auf dem Dach -, und sie beschlossen, davonzulaufen, bevor sie selbst an die Reihe kämen. Und als es den Ersten gelungen war, der Aufmerksamkeit der Marines zu entkommen, versuchten sie hektisch, Kontakt mit all jenen aufzunehmen, denen dieses Glück nicht beschieden gewesen war.
Alicia hatte bereits zehn Kugeln aus ihrem zweiten Magazin abgefeuert, als sie bemerkte, dass die Ziele in dem ihr zugewiesenen Sektor immer häufiger verschwanden, bevor sie dazu kam, sich um sie zu kümmern.
»Alle Wespen in diesem Netz, Alpha-Drei hier«, hörte sie Metternichs Stimme über ihr Schläfenbein-Implantat. »Feuer einstellen. Ich wiederhole: Feuer einstellen. Der Feind zieht sich zurück. Lasst sie gehen.«
»Alpha-Drei, Bravo-Fünf hier«, meldete sich Alicia, und immer noch sprach dort diese fremde Stimme, die ihrer eigenen so erstaunlich ähnlich klang. »›Feuer einstellen‹ bestätigt.«
Nach und nach bestätigten auch die anderen den Erhalt dieses Befehls, und Alicia warf ihr halb geleertes Magazin aus. Sofort ließ sie ein neues einrasten und lud dann das alte mit einzelnen Patronen nach. Ihr entging nicht, dass ihre Finger dabei völlig ruhig waren.
Fünfzig Schuss, dachte sie. So oft hatte sie gefeuert, und sie erinnerte sich, ihr Ziel genau ein einziges Mal verfehlt zu haben.
»Alle Wespen in diesem Netz«, war kurz darauf wieder Metternich zu hören. »Gute Arbeit, Leute. Jetzt die aktuellen Positionen noch einige Minuten lang halten. Die Transporter gehen in Position. Sobald alle anderen bereit sind, wird der Dritte Trupp die Führung übernehmen. Alpha-Drei, Over and Out.«
Alicia DeVries setzte sich aufrecht und lud ihre beiden Magazine nach. Während rings um sie die Nacht hereinbrach, ging ihr durch den Kopf, welch tödlicher Killer doch in ihr schlummerte.
Kuramochi Chiyeko schaute zu, wie der vorderste Truppentransporter erzitterte wie ein aufgebrachtes Wildschwein. Sie war zutiefst erstaunt gewesen, zu erfahren, dass die Motoren dieser Fahrzeuge nicht mit Wasserstoff, sondern mit destillierten Kohlenwasserstoffen betrieben wurden, und die dichte Wolke stinkenden, schwarzen Rauchs, die aufstieg, als der Fahrer den Motor zündete, brachte den Lieutenant dazu, angewidert das Gesicht zu verziehen. Nicht dass es den Rauch, den Staub und das Gemisch bestialischen Gestanks, das über den Promenaden hing, noch verschlimmert hätte. Es war ihr lediglich zuwider, dass hier eine derart veraltete, geradezu groteske sogenannte ›Technologie‹ zum Einsatz kam.
Nach und nach erzitterten auch die anderen Transporter und stießen Qualmwolken aus, und der Miliz-Lieutenant, der für die Fahrzeuge zuständig war, lauschte kurz seinem Kom und wandte sich dann dem Lieutenant zu.
»Bereit, Lieutenant Kuramochi«, meldete er.
»Danke. Dann legen wir los!«
»Jawohl, Ma'am.«
Der Milizionär salutierte sogar, bevor er über sein Kom einen Befehl erteilte. Quälend langsam setzte sich das erste der gedrungenen Fahrzeuge in Bewegung, und der Lieutenant der Miliz eilte zum dritten Transporter hinüber. Er stieg auf und kletterte durch die Einstiegsluke, während Kuramochi zur Spitze der Kolonne ging und sich zu Sergeant Jackson gesellte.
»Wie sieht's aus, Julio?«, erkundigte sie sich.
»Mit Verlaub, Skipper: Beschissen wäre noch geprahlt.«
»Na, na«, schalt sie ihn, als sich nun auch der zweite und dritte Transporter im Schritttempo in Bewegung setzten. Die beiden Marines folgten dem Kommandofahrzeug des Miliz-Lieutenants, sodass sie sich genau in der Mitte der Kolonne befanden. Kritisch begutachtete Kuramochi ihr HUD, doch sämtliche Marines befanden sich genau dort, wo sie auch sein sollten, und in den drei Häuserblocks, die Trupp Zwei und Trupp Drei hatten räumen sollen, fand sich kein einziges rotes Feind-Icon mehr.
»Wie
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