Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
jede Gruppe markierte sie sorgfältig die zugehörigen Ziele auf deren HUDs, um ganz sicherzugehen, dass es keinerlei Missverständnisse gab. Bislang war es ›den Bösen‹ noch nicht gelungen, auch nur einen einzigen ihrer Leute zu töten, und Alicia war entschlossen, keine Opfer durch Schüsse aus den eigenen Reihen zuzulassen.
Trotz aller Sorgfalt, die sie walten ließ, brauchten die Soldaten, die allesamt unter dem Einfluss des Tickers standen, doch nur wenige Sekunden, um sich für den Einsatz vorzubereiten. Ein letztes Mal betrachtete Alicia ihr HUD, dann blickte sie zu Cateau hinüber, die wieder dicht neben ihr stand.
»Bereit?«, fragte sie über den internen Kanal.
»Klar, warum nicht?«, gab Cateau fast schleppend zurück. »Ich meine, bislang war die Party doch wirklich klasse, oder?«
»Sie sind eine sonderbare Person«, merkte Alicia an und grinste grimmig. »Wie dem auch sei ...«
Sie zuckte mit den Schultern, dann schaltete sie wieder auf den Kanal des Truppführers um.
»An alle Winchesters«, erklärte sie mit ruhiger Stimme. »Hier spricht Winchester-Eins. Also gut, Leute: Rock 'n' Roll.«
Kapitel 19
»Entschuldigen Sie, Sergeant DeVries«, sagte die KI-Stimme in Alicias Schläfenbein höflich.
»Ja, Central?«, erwiderte Alicia. Laut dem CyberSyntho-Partner dieses Computer-Wesens hörte die Master-KI der Basis auf den Namen ›Gertrude‹. Doch Alicia hatte sich in der ›Gegenwart‹ von KIs nie wohl genug gefühlt, um sich in derartiger Formlosigkeit zu ergehen.
»Sie werden in der Einsatzzentrale verlangt. Captain Alwyn hat eine Notfallsitzung in BR-Eins anberaumt. Beginn in fünfzehn Minuten.«
Erstaunt hob Alicia beide Augenbrauen. Eine Notfallsitzung?
Sie betrachtete das holographische Taktik-Display, das zwischen ihr und Alan McGwire, Lawrence Abernathy und Tannis Cateau in der Luft hing.
»Sieht ganz so aus, als wäre unser kleines Planungsgespräch gerade vertagt worden, Leute«, erklärte sie.
»Das wird den Truppen nicht gerade das Herz brechen, Sarge«, merkte Cateau an und lächelte. Dieses Lächeln war echt, doch nach mittlerweile achtzehn Standardmonaten hatte Alicia ihren Katschmarek in einer Art und Weise kennengelernt wie noch keinen anderen Menschen zuvor. In Tannis' braunen Augen sah sie, dass ihrer Kameradin genau die gleichen Fragen durch den Kopf gingen, die auch Alicia selbst beschäftigten.
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte nun McGwire. »Meine Leute hatten sich schon darauf gefreut, Larry gegenüber wieder ein bisschen Boden gutzumachen.«
»Davon träumen Sie aber auch nur«, gab Abernathy ein wenig selbstgefällig zurück.
»Hochmut kommt vor dem und so weiter«, merkte Alicia trocken an. Doch sie musste sich eingestehen, dass Abernathy zumindest nicht ganz Unrecht hatte. Schützengruppe Bravo hatte Schützengruppe Alpha in drei aufeinander folgenden Übungen geschlagen. Zwar nicht überwältigend, aber dennoch ...
»Alan, ich möchte, dass Sie und Larry sich die grundlegenden Parameter dieser Übung zurechtlegen«, sagte sie nach kurzem Nachdenken. »Ich gehe jetzt einfach davon aus, dass wir doch noch eine Gelegenheit haben werden, sie durchzuführen. Aber in der Zwischenzeit muss ich zu dieser Besprechung. Tannis, wollen Sie mich nicht vielleicht begleiten?«
»Mich hat man nicht eingeladen, Sarge«, erwiderte Tannis mit sanfter Stimme.
»Ja, das vielleicht nicht.« Alicia räusperte sich. »Central?«
»Jawohl, Sergeant DeVries?«
»Bitte fragen Sie First Sergeant Yussuf, ob es akzeptabel wäre, wenn mich Corporal Cateau zu dieser Besprechung begleitet.«
»Selbstverständlich, Sergeant DeVries«, erwiderte die KI. Einige Sekunden verstrichen, dann war die Stimme der KI wieder zu hören. »First Sergeant Yussuf sagt, Corporal Cateau dürfe Sie begleiten.«
»Danke, Central.« Erneut blickte Alicia ihre Untergebenen an, dann deutete sie mit einer kurzen Kopfbewegung auf die Tür.
»Ich denke, wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte sie nur.
Während Alicia gemeinsam mit Tannis in forschem Schritt hinüber zum Hauptverwaltungsgebäude ging, durchwanderten ihre Gedanken die letzten anderthalb Jahre. Die vergangenen achtzehn Monate waren in gewisser Weise ihren Erlebnissen bei den Marines sehr ähnlich, in anderer Hinsicht jedoch völlig unterschiedlich. Zum einen war das Ausbildungstempo hier ungleich höher, auch wenn sie, als sie noch eine Wespe gewesen war, steif und fest behauptet hätte, das sei völlig unmöglich. Doch der
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