Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
trocken zurück, während sie und Thönes über die Trümmer der geborstenen, aufgeriebenen, brennenden Rishatha-Stellungen hinwegsprangen, die Jeffersons Truppen hinterlassen hatten. Es wäre - gelinde gesagt - peinlich gewesen, von einem der eigenen Leute nur wegen einer Verwechslung abgeschossen zu werden.
In einem einzigen, weiten Sprung legten Thönes und sie die letzten zwölf Meter zurück, und Lieutenant Jefferson winkte der Kompaniechefin mit hoch erhobenem Arm zu.
»Hier drüben, Skipper!«
Alicia sprang zu ihr hinüber und gab ihr einen Klaps auf die Schulter.
»Hast du etwas dagegen, wenn Ludovic und ich einfach mitkommen, Angelique?«, fragte sie.
»'türlich nicht, Boss«, versicherte Jefferson ihr. Nicht, dass es allzu wahrscheinlich gewesen wäre, dass sie nein sagt, ging es Alicia durch den Kopf, aber es galt immer, gewisse Formalitäten zu wahren, selbst mitten auf dem Schlachtfeld, so wie hier.
»Erik sichert eure linke Flanke«, erklärte sie jetzt und beugte sich weit genug zu Jefferson hinüber, dass sie einander durch die Visoren ihrer Panzerungen erkennen konnten, während sie die Icons des Ersten Zuges auf dem HUD des Lieutenants farblich hervorhob.
»In höchstens neunzig Sekunden hat er das letzte Schnellfeuergeschütz dieser Stellung ausgehoben«, sprach sie weiter, »und Akama und seine Leute haben schon den gesamten Halbkreis zu eurer Rechten gesichert.«
»Soll mir reichen«, gab Jefferson zurück und nickte zufrieden. Dann blickte sie Alicia mit einem geradezu wölfischen Grinsen an. »Auf dem Weg hierher haben wir schon praktisch alles beseitigt, das uns von hinten hätte ins Gehege kommen können, Skipper.«
»Ist mir nicht entgangen«, erwiderte Alicia.
»Na, sobald Erik das Schnellfeuergeschütz ausgeschaltet hat, gehen wir los«, entschied Jefferson dann und blickte zu der Waffe hinüber, die im Augenblick das gesamte Terrain vor einem besonders robust wirkenden Bunker unablässig mit genügend Panzerbrecher-Geschossen bestrich, um auch einen schwer gepanzerten Truppentransporter zu zerstören, nicht nur Dynamik-Panzerungen. »Ich möchte einfach nicht ...«
Alicias polarisierbarer Visor verdunkelte sich eigenständig, als eine gleißende Explosion die gesamte Stellung des Schnellfeuergeschützes zerstörte. Mit der Wucht eines gewaltigen Faustschlags brandeten der Thermo-Impuls und die Druckwelle des HG-Treffers über Jefferson und sie hinweg, und die Hydrauliken des automatischen Stabilisierungssystems ihrer Panzerung heulten protestierend, als sie verhinderten, dass Alicia zu Boden geschleudert wurde.
»So viel dazu«, merkte Jefferson an und aktivierte den allgemeinen Kommunikationskanal ihres Zuges.
»An alle Tiger«, sagte sie. »Das war der Erste Zug. Er hat gerade ein paar besonders unfreundliche Echsen erledigt, die vielleicht gegen unseren Besuch hier protestiert hätten. Jetzt, da Lieutenant Andersson und seine Leute sich freundlicherweise um diese Kleinigkeit gekümmert haben ...« Sie lächelte Alicia an. »Also, Leute: Rock 'n' Roll!«
Als Kompaniechefin hatte Alicia bei einem Feuergefecht wie diesem eigentlich überhaupt nichts an der Front zu suchen. Das wusste sie, und unter den weitaus meisten Umständen hätte sie sich auch zurückgehalten, ob ihr das nun passte oder nicht. Doch dieses Mal konnte sie das nicht tun, und das nicht nur, weil Ludovic Thönes und sie zu den wenigen Zweiergruppen gehörten, die Sturmgewehre mit sich führten, sondern auch, weil sie nun einmal die Rish-Expertin der Kompanie war.
Sie überließ Jefferson und ihren Leuten das Stürmen des Rishatha-Kommandobunkers. Völlig tadellos erfüllten sie diese Aufgabe, und unter derart beengten Verhältnissen verloren die schweren Waffen, mit denen die Rish-Infanterie normalerweise kämpfte, einen Großteil ihres Vorteils. Die
Rish-Kampfpanzerungen waren deutlich schwerer als die der Menschen, was natürlich auch bedeutete, dass sie deutlich robuster waren als die Standardausführung der Marines. Tatsächlich waren sie sogar robuster als die Dynamik-Panzerungen des Kaders, doch auf hinreichend kurze Entfernung konnten die Sturmgewehre des Kaders mit ihrer Panzerbrecher-Munition auch Rish-Panzerungen durchschlagen. Und dass die angreifenden Menschen hier unmittelbar mit ihren Sensorsystemen verbunden waren und auf die internen Computer ihrer Panzerungen und Waffen zugreifen konnten, ohne ein physisches Interface nutzen zu müssen, verschaffte ihnen in einem Nahkampf wie diesem
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