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Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin

Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin

Titel: Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nickte, auch wenn ›Gesuch‹ ein doch recht schwaches Wort für das war, was Jongdomba hier eigentlich tat. Vor etwas mehr als einer Stunde hatte er sich - über den Kopf des Majors hinweg! - unmittelbar an Gouverneur Aubert gewandt und im Namen der Planetarregierung verlangt, Palacios zur Unterstützung seiner eigenen Truppen zu entsenden und den Major mit aller Härte gegen sämtliche Aufrührer vorgehen zu lassen, die sich ihren Truppen in den Weg stellen mochten. Zudem hatte er mit Nachdruck betont, er werde, falls sie diesem ›Gesuch‹ nicht nachkäme, das Ministerium für Außenweltbelange in Kenntnis setzen, Palacios und Aubert hätten es offensichtlich vorgezogen, für die Sicherheit der in den Raumhafen geflossenen Fremdwelten-Investitionen zu garantieren, statt die ordnungsgemäß gewählte Planetarregierung zu beschützen.
    Der Subtext dieser Botschaft war eindeutig: Er wollte nicht nur, dass die Promenaden verteidigt wurden, er wollte diese ›Revolte‹ so endgültig niedergeschlagen wissen - und mit derart zahlreichen Opfern -, dass die Unterschichten von Gyangtse es niemals wieder wagen würden, die Hand gegen die Oberklasse zu erheben. Der plötzliche Gewaltausbruch hatte den Brigadier offensichtlich verängstigt - nicht zuletzt, weil er sich so sicher gewesen war, er und seine Mit-Oligarchen seien die unbestrittenen Herrscher all ihrer Ländereien. Die Tatsache, dass der weitaus größte Teil sämtlicher Gewalt dieses Tages nicht etwa von BFG-Separatisten ausging, sondern die Folge des seit langer Zeit schwärenden, völlig berechtigten Unmuts der von allen politischen Entscheidungen ausgeschlossenen Unterschicht war, wollte er schlichtweg nicht hinnehmen, und für Palacios sah es ganz so aus, als verliere Jongdomba allmählich jeglichen Bezug zur Realität ... vorausgesetzt natürlich, dass das nicht bereits längst geschehen war. Was er von sich gab, klang zunehmend irrational: Als sei das, was sich hier ereignete, für ihn derart unakzeptabel, dass er sich immer weiter in eine Traumwelt zurückzog, in der er alles einfach durch reine Willenskraft wieder ins Lot bringen konnte.
    Oder vielleicht auch, indem man jemand anderem die Leitung der lokalen Regierung von Gyangtse übertrug.
    Was immer der Brigadier denken mochte (oder vielleicht auch eben nicht denken mochte, wie es derzeit schien), er hatte unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass er nicht die Absicht hatte, sich aus den Promenaden zurückzuziehen. Oder auch nur einem einzigen Mitglied der Planetarregierung zu gestatten, sich zurückzuziehen. Was wiederum Palacios' Skepsis angesichts der möglichen wahren Motive Jongdombas nur noch anstachelte, schließlich war es ihm anscheinend gelungen, praktisch jeden anderen aus seinem Kordon herauszumanövrieren. Gemäß den letzten Abschätzungen von Lieutenant Beregovoi befanden sich nur noch die ranghöchsten Mitglieder der Planetarregierung in der Präsidenten-Villa; jedem Rangniedrigeren - jedem kleineren Funktionär, jedem Büroangestellten und jedem Hausmeister - schien es auf wundersame Weise gelungen zu sein, doch noch zu entkommen, bevor die Aufrührer die Villa erreicht hatten. Palacios empfand es als recht bemerkenswert, dass es jedem kleinen Büroangestellten gelungen sein sollte, noch die Flucht anzutreten, nicht aber dem Planetarpräsidenten persönlich.
    Ihr war bewusst, dass Jongdomba hier im Endeffekt seine eigene Regierung als Geiseln genommen hatte; er nutzte die Sicherheit der ranghöchsten Regierungsmitglieder als Druckmittel, Major Palacios dazu zu zwingen, genau das zu tun, was er wollte. Doch (für ihn) bedauerlicherweise ging sein bisheriges Kalkül für Gyangtse nicht mehr auf. Jongdombas ›guter Freund‹ Gouverneur Aubert hatte den Brigadier (der mittlerweile verkündet hatte, er spreche auch im Namen von Präsident Shangup und dem Rest der Regierung) darüber informiert, dass alles, was er unternehmen konnte, bereits in die Wege geleitet sei und Major Palacios sein uneingeschränktes Vertrauen genieße - und auch, dass Jongdombas kaum verschleierte Drohungen daran auch nicht das Geringste ändern würden.
    Bei diesem Gespräch war Palacios stille Zuhörerin gewesen, und es hatte sie selbst ein wenig überrascht, wie zufrieden sie doch dabei gewesen war, den Gouverneur diese Erklärung abgeben zu hören.
    »Verbinden Sie mich mit dem Brigadier«, verlangte sie nun.
    »Jawohl, Ma'am!«
    Palacios wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Kartentisch zu. Zu

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