Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
Meine Leute sind nicht hierhergekommen, um Ihren Kordon zu verstärken, und sie werden es auch nicht tun. Und wenn Sie jetzt nichts dagegen haben, würde ich gerne mit Präsident Shangup persönlich sprechen. Es wäre mir gar nicht recht, mir nicht sicher sein zu können, ob die an mich ergangenen Befehle ihm möglicherweise - und gewiss ohne jegliche Absicht - verfälscht mitgeteilt wurden.«
»Ich denke, Ihre Leute werden deutlich bereitwilliger sein, mir hier zu Hilfe zu kommen, als Sie für möglich halten - sobald sie feststellen, dass Sie und Ihr Sergeant hier meine ›Gäste‹ sein werden, bis in der Hauptstadt wieder Ordnung eingekehrt ist ... zu Bedingungen der Planetarregierung«, erklärte Jongdomba kalt.
Ein eisiger Schauer lief Alicia über den Rücken. Trotz aller Einsatzvorbesprechungen, trotz dieses Zwischenfalls mit dem Miliz-Lieutenant vor dem Gefechtsstand konnte sie immer noch nicht so recht glauben, dass Jongdomba wirklich so wahnsinnig sein sollte, wie sein letzter Satz vermuten ließ. Er war von schwer bewaffneten Aufständischen umstellt und wollte unter diesen Umständen auch noch ein Feuergefecht mit einem Zug imperialer Marines riskieren? Was dachte der Kerl sich denn bloß? Oder dachte er überhaupt nicht mehr? Er konnte doch unmöglich glauben, der Oberbefehlshaber einer Planetarmiliz von irgendeiner Welt der Krone könne sich auf ein Gefecht mit dem Corps einlassen - und das auch noch überleben?
»Brigadier«, erwiderte Kuramochi sehr leise, »Sie stehen kurz davor, einen gewaltigen Fehler zu begehen. Ich würde Ihnen raten, dass Sie von diesem Gedanken hier und jetzt sofort wieder abrücken.«
»Es ist mir völlig egal, was eine feige, größenwahnsinnige kleine Schlampe mir ›raten würde‹, Lieutenant«, gab Jongdomba zurück und verzog die Lippen erneut zu einem gehässigen Grinsen. Dann, ohne sich abzuwenden, sagte er: »Captain?«
Der Captain der Miliz, der hinter Sergeant Wheaton stand, hatte sich auf diesen Augenblick offensichtlich bereits vorbereitet. Als der Brigadier mit diesem einen Wort den Angriffsbefehl gegeben hatte, zuckte seine Hand schon zu der Waffe, die er in einem Holster am Gürtel trug. Die beiden Sergeants, die ihn begleiteten, umklammerten ihre Sturmgewehre. Bislang hatten sie nur reglos dort gestanden, die Waffen am Tragegurt über der Schulter wie Jäger, die ihre Gewehre quer über ein Feld tragen müssen. Doch nun zuckten die Mündungen empor und wurden geradewegs auf Lieutenant Kuramochi gerichtet.
Doch es lief nicht alles so, wie Jongdomba sich das gedacht hatte.
Rasch trat Gunny Wheaton einen Schritt zurück, dann krachte sein schwer gepanzerter rechter Ellenbogen schon geradewegs gegen die Brust des Miliz-Captains. Der Brustpanzer des Mannes dämpfte den vorschlaghammerartigen Aufprall, doch schon der Schwung des Schlages selbst schleuderte den kleineren Gyangtsesen mit beträchtlicher Wucht gegen die Erdwand hinter ihm. Noch während der Milizionär vor Überraschung und Schmerz aufschrie, wirbelte Wheaton herum. Der Captain versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, doch im gleichen Augenblick hatten sich die Finger von Wheatons linker Hand wie ein Schraubstock um dessen Handgelenk gelegt, und dann umklammerte der Sergeant mit der rechten auch schon die Kehle des Milizionärs und riss ihn wieder auf die Beine.
Die Sergeants der Miliz zögerten. Es dauerte nicht lange, weniger als einen Atemzug, weniger als einen Herzschlag. Wheatons fast übermenschlich schnelle Reaktion hatte sie beide überrascht, und nun drehten sich beide instinktiv ein wenig zur Seite, um die Waffe auf den sichtlich entfesselten Gunnery Sergeant zu richten. Und damit nicht mehr auf Kuramochi.
Bedauerlicherweise - zumindest für die beiden Sergeants der Miliz - hatte sich der Lieutenant der Marines bereits ebenfalls in Bewegung gesetzt. Im gleichen Augenblick, da Wheaton den Miliz-Captain ausschaltete, wirbelte Kuramochi schon wie eine Tänzerin herum und kam mit einem großen Schritt genau auf die beiden Sergeants zu. Ihre Rechte zuckte zu ihrer Hüfte hinab, und während Kuramochi mit dieser Hand noch die eigene Waffe hob, packte sie mit der linken auch schon den Lauf des näheren der beiden Sturmgewehre und zerrte ruckartig daran. Der fast schon bemitleidenswerte Träger dieses Gewehrs war erschreckt, mit welcher Kraft diese kleine Frau an der Waffe riss; er taumelte auf Kuramochi zu, verlor das Gleichgewicht ... und dann traf ihn ihr linkes Knie genau in den
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