Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
Sergeant Metternich, der als Platoon Sergeant fungierte, nachdem Gunny Wheaton ausgefallen war, den Zweiten und den Dritten Trupp in Stellung gebracht, um der ihnen folgenden Kolonne den Weg zu bahnen. Sergeant Bruckner hatte sich die Daten der von diesem Zug eingesetzten Fernsonden angeschaut, und nun sprach Metternich sich kurz mit ihr ab, während sie gemeinsam, verbunden über ihre SynthoLinks, die Sondendaten durchgingen.
Auf dem Weg zu den Promenaden hatte Lieutenant Kuramochi sämtliche verfügbaren Sonden - natürlich konnte auch sie nicht auf unbegrenzt viele zurückgreifen - so positioniert, dass sie genau den zuvor ausgewählten Punkt ausspähten, von dem aus sie den Rückweg antreten wollten. Dort hatten die Fernsonden in der Luft geschwebt und geduldig (und unbemerkt) zugeschaut, wie der Lieutenant und ihre Leute mit Brigadier Jongdomba und dessen Anhängern fertig geworden waren. Das bedeutet, dass sie auch zuschauen konnte, wie die Gegner vorsichtig durch die Alleen und Seitenstraßen schlichen und neue Positionen einnahmen.
Bei mehreren dieser Personen konnten die Sonden mittlerweile nicht mehr deren genaue Stellung bestimmen, schließlich waren die Gegner in verschiedenen Gebäuden verschwunden, doch es war Bruckner gelungen, einen beachtlichen Anteil davon dennoch weiterzuverfolgen. Selbst einige von denen, die ihre Sonden aus den künstlichen Augen verloren hatten, ließen sich wieder orten, sobald sie sich unvorsichtigerweise auf einem Balkon oder an einem Fenster gezeigt hatten, um gute Schusspositionen einzunehmen. Jeder einzelne mutmaßliche Gegner, dessen Position man hatte bestimmen können, erschien dann auf der ständig aktualisierten taktischen Karte, die Bruckner dem derzeit einsatzunfähigen Wheaton abgenommen hatte, und jetzt machte sich Metternich diese Informationen gnadenlos zunutze.
»Also gut, Leute, alle mal zuhören«, meldete sich Metternich über das Kommunikations-SubNetz, das den Trupps Zwei und Drei vorbehalten war. »Wir machen das folgendermaßen. Chris?«
»Yo«, meldete sich Corporal Sandusky knapp.
»Schützengruppe Alpha übernimmt die rechte Straßenseite, Schützengruppe Bravo die linke. Alpha von Trupp Zwo bleibt in Stellung und hält uns den Rücken frei, und Bravo Zwo ist unsere taktische Verstärkung. Wir müssen diese drei Blocks hier räumen« - ein roter Pfeil erschien inmitten der stilisierten Karte auf dem HUD vor Alicias geistigem Auge -, »bevor der Rest der Einheit die Zivilisten hier rausschaffen kann. Sobald wir die ersten Reihen durchstoßen haben, wird uns Clarissa die Tür aufhalten, während Julios Erster Trupp die Zivilisten hindurchbugsiert. Dann sichert sie die hinteren Reihen der Kolonne und bildet die Nachhut. Hat bislang schon jemand Fragen?«
Konzentriert betrachtete Alicia das HUD, bemerkte die dicht gedrängten roten Icons, die für eindeutig identifizierte Gegner standen, und die etwas zahlreicher vertretenen blinkenden Icons für potenzielle Feindpositionen. Scheinen eine ganze Menge zu sein, ging es ihr durch den Kopf, doch zu ihrer eigenen Überraschung war sie überhaupt nicht mehr nervös. Stattdessen wurde sie von einer sonderbaren, fokussierten Ruhe erfasst, wie sie sie noch nie zuvor erlebt hatte.
»Also gut«, sprach Metternich weiter, als niemand eine Frage stellte. »Alley?«
»Ja, Abe?« Ihre eigene Stimme erschien ihr seltsam, sie klang fast schon gelassen.
»Zufälligerweise«, sagte Metternich, »und ohne, dass Ihnen das jetzt zu Kopf steigen sollte, haben Sie beim Schießen die besten Noten im ganzen Zug.«
Erstaunt riss Alicia die Augen auf. Die Schießkünste ihrer Kameraden, die diese so beiläufig unter Beweis gestellt hatten, hatten sie zutiefst beeindruckt - es grenzte fast schon an Ehrfurcht. Niemals hätte sie gedacht, dass sie selbst noch besser sein sollte!
»Dazu kommt noch«, fuhr Metternich fort, »dass Sie und Cesar die einzigen Scharfschützen in Schützengruppe Bravo sind, die ein SynthoLink nutzen können. Deswegen übernehmen Sie beide die Langstreckensicherung. Gregory, Sie geben den beiden Deckung. Leo, Frinkelo und Sie übernehmen ...«
Alicia lauschte, während der Sergeant den Rest des Plans darlegte, doch ein Teil ihres Verstandes rang immer noch damit, welche Aufgabe Metternich ihr persönlich zugewiesen hatte. Es überraschte sie doch, dass er sie zu einer der Abwehr-Scharfschützen von Schützengruppe Bravo ernannt hatte - was auch immer sie für Noten beim Schießen erzielt haben
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