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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Vorteil von Megairas unerlaubtem Hinweis zu nutzen. Also zog sie stattdessen mit ihrem Springer und seufzte, als Tisiphone mit ihrem Läufer ihren Königsturm schlug.
    »Schach«, erklärte die Furie selbstgefällig.
    »Du bist wirklich eine niederträchtige Person. Ich war tugendhaft genug, nicht auf Megaira zu hören. Du hättest Gleiches mit Gleichem vergelten und meinen Turm in Ruhe lassen können.«
    »Unfug. Du selbst hast das als ›Kriegsspiel‹ bezeichnet, und im Krieg vergibt man keinen Vorteil, den man ehrenvoll errungen hat, kleines Menschenkind. Und wahrscheinlich ...« , sprach die körperlose Stimme deutlich nachdenklicher weiter, »... noch nicht einmal einen Vorteil, den man un ehrenhaft errungen hat.«
    »Ganz genau«, erwiderte Alicia mit einem süßlichen Lächeln und schlug den Läufer mit ihrem anderen Springer ... wodurch sie Tisiphones König und gleichzeitig auch ihre Dame bedrohte. Damit war ihr eigener Damenläufer zwar ungedeckt, doch das war Alicia durchaus recht. Das einzige Feld, auf das Tisiphone jetzt noch ihren König ziehen konnte, befand sich einen Rösselsprung von ihrer Dame entfernt. »Ebenfalls Schach.«
    »Ach du meine Güte, das habe ich ja gar nicht gesehen!«, merkte Megaira mit verschmitzter Unschuld an, während die Furie innerlich kochte.
    »Ich auch nicht«, bestätigte Alicia und grinste breit. Tisiphone zog ihren König, und Alicia schlug ihre Dame. »Schach«, sagte sie erneut und nutzte die Verschnaufpause dazu, ihren Läufer aus der Gefahrenzone zu bringen.
    »Hmpf! Und Odysseus war ein leichtgläubiger Narr. Aber wir haben das andere Thema noch nicht ganz durch, kleines Menschenkind. Vorteil hin oder her, mir gefällt diese neue Fracht wirklich überhaupt nicht.«
    »Ich weiß«, seufzte Alicia, und das entsprach durchaus der Wahrheit.
    Die Fracht, die Anton Yerensky nach Ching-Hai hatte befördern lassen, war zwar illegal gewesen, aber im Prinzip eben durchaus etwas ›Gutes‹. Gustav Labins für Dewent bestimmte Fracht war zwar ebenfalls ein Produkt der Pharmaindustrie, aber darauf beschränkten sich die Gemeinsamkeiten auch schon. ›Traumweiß‹ war für die Nutzer dieser Droge zwar an sich ungefährlich - davon einmal abgesehen, dass man augenblicklich süchtig danach wurde -, aber es war entsetzlich teuer ... und die Erzeugung dieser Droge war sogar noch entsetzlicher. Es war ein Endorphin-Derivat, und wenngleich man es auch im Labor erzeugen konnte, gab es doch andere, deutlich billigere Möglichkeiten. Ein Großteil des auf dem Markt erhältlichen ›Traumweiß‹ wurde aus den Gehirnen von Menschen gewonnen - wobei die Folgen für den jeweiligen ›Spender‹ von massiv verlangsamter Entwicklung und Verlust der Feinmotorik bis zum Tod reichten.
    »Wir hätten diese Fracht nicht annehmen sollen«, entschied die Furie grimmig.
    »Warst du nicht diejenige, die mir immer wieder erklärt hat, alles, was uns dabei hilft, letztendlich unsere Rache zu nehmen, sei von sich aus akzeptabel?« Alicias Stimme klang schärfer, als sie das eigentlich beabsichtigt hatte - weil, das wusste sie genau, Tisiphone lediglich genau das aussprach, was sie alle hier dachten -, und doch konnte sie spüren, wie erstaunt die Furie darüber war, auf diese Weise tatsächlich die eigenen Worte um die Ohren gehauen zu bekommen.
    »Vielleicht. Aber du warst diejenige, die stets auf dieser ›Gerechtigkeit‹ herumgeritten ist«, versetzte Tisiphone mutig. »Wie soll das denn bitte schön ›gerecht‹ sein?«
    »Ich will nicht behaupten, dass es das ist«, erwiderte Alicia mit schleppender Stimme, »aber ich habe nicht das Gefühl, dass wir eine andere Wahl gehabt hätten. Und das ist auf jeden Fall genau die Sorte Frachtgut, die uns in Kontakt mit den Leuten bringt, die wir unterwandern müssen.«
    Das Schweigen der Furie war ein Zeichen unglücklichen Akzeptierens, und Alicia fragte sich, ob sich Tisiphone der Ironie bewusst war, die diese Lage barg. Sie, die sie so leidenschaftlich an die Gerechtigkeit glaubte, hatte ihre Prinzipien aufgegeben, um weiterhin ihre Beute verfolgen zu können, und es damit der Furie, die stets nur von Rache sprach, überlassen, sich Gedanken über die moralischen Aspekte ihrer entsetzlichen Fracht zu machen.
    »Vielleicht«, wiederholte Tisiphone schließlich. »Doch vielleicht hat auch dieses Konzept des Rechts und der Gerechtigkeit sein Gutes. Der Mensch hat sich nur allzu oft dem Bösen zugewandt, als meine Schwestern und ich noch eins waren, doch

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