Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
würde DeVries in der Hierarchie des Ganzen ein Stück nach oben gelangen.
Der Inspector probierte sein Essen und lächelte bewundernd in sich hinein. Er wusste nicht, wie DeVries ihre Feinde manipulierte, aber mit schierem Glück konnte niemand derart weit kommen. So groß Quintanas Ego auch sein mochte, bei allem, was er tat, ging er äußerst gerissen vor. DeVries musste ihn in irgendeiner Weise beeinflussen, wenn sie in der Lage war, ihm schon nach einer einzigen Frachtladung, die sie ihm geliefert hatte, eine derartige Empfehlung abzuringen; der Inspector fragte sich, was für eine Art Zauberstab sie dabei wohl zum Einsatz brachte.
Er hielt inne, und ein Gedanke, der ihm plötzlich durch den Kopf schoss, vertrieb das Lächeln auf seinen Lippen. Er wusste, dass sie Quintana irgendwie manipulierte - war es vielleicht für jemand anderen ebenso offensichtlich? Natürlich hatte Ben Belkassem den Vorteil, genau zu wissen, wer sie war, und er wusste auch von einigen Dingen, die sie schon bewerkstelligt hatte, aber wenn irgendjemand eine Analyse durchführen ließ und sich den Kurs anschaute, der sie nach Wyvern geführt hatte - immerhin war es eine gerade Linie! -, oder, noch schlimmer: wenn irgendjemand ihren Werdegang vor MaGuire überprüfte ...
Er legte seine Gabel beiseite und griff nach dem eigenen Weinglas. Erneut musste er an die Vorsicht denken, die Alexsov hier eindeutig walten ließ, und obwohl man es ihm nicht ansah, überschlugen sich fast seine Gedanken.
Erstaunt blickte Commander Barr auf, als Captain Alexsov mit großen Schritten die Brücke der Harpy betrat. Er hatte frühestens in einer Stunde mit dem Stabschef gerechnet, und dessen Gesichtsausdruck verriet deutlich, dass ihm irgendetwas durch den Kopf ging.
»Guten Abend, Sir. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ja.« Alexsov ließ sich in den Sessel des Ersten Offiziers sinken und streckte die Hand nach dem SynthoLink-Headset aus. »Stellen Sie für mich bitte eine Verbindung zu den Aufzeichnungen der Hafenmeisterei her.«
Barr nickte seinem Fernmeldeoffizier zu, dann drehte er seinen Sessel so herum, dass er Alexsov anschauen konnte.
»Darf ich fragen, wonach Sie suchen, Sir?«
»Das weiß ich selbst noch nicht.« Alexsov verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln, als er den Gesichtsausdruck des Kommandanten dieses Schiffes sah. »Vielleicht suche ich nach überhaupt nichts, aber wenn ich es doch finden sollte, werde ich es auch erkennen.«
»Selbstverständlich, Sir.«
Taktvoll wandte sich Barr ab, als der Stabschef konzentriert die Augen schloss. Das war Alexsovs erste Fahrt an Bord der Harpy, doch abgesehen von einer gewissen Versessenheit, mit der er Zeitpläne einzuhalten suchte, hatte er nur wenige der Eigenheiten an den Tag gelegt, vor denen Barrs Kameraden ihn gewarnt hatten. Bislang zumindest.
Alexsov vermutete zu wissen, was Barr gerade dachte, doch das störte ihn deutlich weniger als die Tatsache, dass er selbst nicht genau hätte sagen können, was ihn hier eigentlich so beunruhigte. Es war lediglich so untypisch für Quintana, ihm mit derartigem Nachdruck überhaupt irgendeinen Skipper zu empfehlen - und schon gar nicht einen Captain, der erst ein einziges Mal für ihn gearbeitet hatte. Wenn natürlich diese Captain Mainwaring wirklich so attraktiv war, wie Quintana das angedeutet hatte, dann mochte das einen Gutteil seines Enthusiasmus' erklären, schließlich war Quintana nun einmal so, wie er eben war. Doch was auch immer es gewesen war, das ihn dazu gebracht hatte, diesen Captain derart zu bewundern, was sie seit ihrem Eintreffen im Franconia-Sektor geleistet hatte, war wirklich beeindruckend. Sie verfügte über ein schnelles Schiff, und sie hatte sehr deutlich zur Schau gestellt, dass sie mit Möchtegern-Räubern fertig zu werden wusste. Dass sie eine Fracht ›Traumweiß‹ ausgeliefert hatte, sprach ebenfalls für sie; wer auch immer so etwas beförderte, konnte nur wenige Skrupel kennen.
Er hatte die letzten Datensätze erreicht, lehnte sich zurück und legte die Stirn in Falten, ohne die Augen zu öffnen. Wenn sie sich doch nur schon längere Zeit in diesem Sektor aufgehalten hätte! Dann würden die Aufzeichnungen weiter zurückreichen! Wenn er nicht via SternenKom auf die Datenbank von Melville zugriff - und eine vage Befürchtung vermochte weder das damit verbundene Risiko noch die Kosten zu rechtfertigen -, konnte er keine älteren Aufzeichnungen über sie einsehen. Bei ihren Tätigkeiten aus der letzten
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