Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
Hände sie berührten, als er den winzigen Pfeil aus der Wunde zog und Alicia dann durchaus vorsichtig auf den Rücken drehte.
»Ich bitte um Verzeihung, Captain Mainwaring, aber das ist unerlässlich«, murmelte er. »Das ist lediglich ein kurzzeitig wirksamer Nervenblocker.« Er schnippte mit den Fingern, und einer seiner Gehilfen reichte ihm ein Hypospray. »Und das hier«, sprach er mit ruhiger Stimme weiter und presste das kleine Gerät gegen Alicias Arm, »ist ein völlig harmloses Wahrheitsserum.«
Entsetztes Begreifen erfasste Alicia, als der Hyposprayer an genau die richtige Stelle gesetzt wurde.
»Tisiphone!«, schrie sie lautlos.
»Ich versuch's ja!« Zorn und Angst - um Alicia, nicht um sich selbst - schwangen in der Antwort der Furie mit. »Dieser verwünschte Blocker hat deinen Hauptprozessor abgeriegelt, aber ...«
Der Hyposprayer zischte, und Tisiphone stieß einen entsetzlichen Fluch aus, als die Substanz in Alicias Blutbahn eindrang ... und ihre Implantate sie sofort entdeckten.
Alicia keuchte und zuckte unkontrolliert, und Alexsov sprang konsterniert einen Schritt zurück. Selbst diese kleine Bewegung hätte Captain Mainwaring schlichtweg unmöglich sein müssen, und er hob nachdenklich die Augenbrauen, als er spekulierte, wie das wohl möglich sei, während Alicia zitternd auf dem Teppich lag. Das Flucht-Softwarepaket aktivierte sich eigenständig, kämpfte gegen die Nervenblockade an, versuchte Alicia wieder auf die Beine zu bringen, doch sie schaffte es nicht, und Panik stieg in ihr auf, als ihr idiotisch-genialer Prozessor auf seine internen Programme zugriff. Er kam zu dem Schluss, eine Flucht sei unmöglich und das Wahrheitsserum sei bereits appliziert.
Durch die Ziersträucher schlich sich Ben Belkassem bis an die hell erleuchteten Fenster heran. Die durchscheinenden grünen Vorhänge ließen zwar ein wenig Licht hindurch, doch sie waren zu dick, als dass Ben Belkassem in das Innere des Raumes hätte blicken können. Doch damit hatte er bereits gerechnet. Er überprüfte seine Umgebung nach Sicherheitssensoren und legte ein winziges, hochempfindliches Mikrofon gegen die Fensterscheibe.
»... passiert denn da?!« Nackte Panik ließ Oscar Quintanas Stimme erzittern. »Sie haben doch gesagt, sie würde dann paralysiert sein, verdammt noch mal!«
»Ich weiß auch nicht, wie das möglich ist.« Diese tiefere, ruhigere Stimme gehört zu diesem Alexsov, dachte Ben Belkassem - und dann erstarrte er, als er allmählich begriff, was hier geschah. Paralysiert! Großer Gott, die mussten ihr auf der Spur sein!
Alicias Blick wurde immer trüber. Halsabwärts war ihr ganzer Körper jetzt völlig gefühllos, doch sie fühlte das Neurotoxin bei jedem ihrer keuchenden Versuche, Luft in die Lunge zu saugen, spürte, dass ihr Verstand träger und träger wurde.
Jetzt bin ich so weit gekommen, dachte sie verzweifelt. So weit gekommen, und dann ...!
Glas barst hinter Oscar Quintana, und der Geschäftsmann wirbelte herum. Er hatte das Klirren noch im Ohr, als der Vorhang sich teilte, und ganz kurz hatte er das Gefühl, eine schwarzgekleidete Gestalt zeige mit dem Arm auf ihn. Dann traf ihn der smaragdgrüne Lichtstrahl knapp oberhalb des linken Auges, und er starb.
Ben Belkassem rollte sich auf dem Teppich ab und verfluchte seine eigene Dummheit. Er hätte das hier abbrechen sollen, verdammt noch mal! Was DeVries bislang schon erreicht hatte, war viel wichtiger als ihr beider Leben - viel zu wichtig, als dass er hier und jetzt Holovideo-Held spielen sollte! Doch sein Körper hatte reagiert, bevor sein Verstand alles überhaupt richtig verarbeitet hatte, und so schlitterte er hektisch über den Boden, auf einen massiven, reichverzierten weißen Schreibtisch zu, während rings um ihn mehrere Disruptoren aufblitzten.
Irgendwie gelang es ihm tatsächlich, hinter dem Schreibtisch in Deckung zu gehen; dann stemmte er die Schulter gegen das Möbelstück. Der Schreibtisch stürzte um, blockierte die todbringenden Strahlen, und die Maschinenpistole schnellte ihm in die noch freie Hand.
Noch irgendjemand anderes in diesem Raum feuerte hier Projektile ab, und Ben Belkassem verzog das Gesicht, als die ersten Schildbrecher sich tief in die Platte des Schreibtischs fraßen. Derartige Geschosse würde das Holz nicht lange abwehren, und so tauchte er nach links ab und gab dabei gerade lange genug die eigene Deckung auf, um den Schützen zu entdecken. Sein Disruptor heulte auf, und es kamen keine weiteren Schüsse
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