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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sich an das völlige Chaos dieses Einsatzes auf Shallingsport zurückerinnerte. Mit einem heftigen Kopfschütteln verdrängte sie den Gedanken wieder, unterdrückte ihn mit einem Geschick, das auch eine leibhaftige Furie nicht besser hätte an den Tag legen können.
    »Also gut, jetzt bist du also hier. Und was wirst du tun?«
    »Du hast um Rache gebeten, und du sollst sie haben. Wir werden deine Feinde finden, du und ich, und wir werden sie zerstören.«
    »Nur wir beide? Wenn das ganze Imperium dazu nicht in der Lage ist?« Alicias Lachen klang alles andere als angenehm. »Warum glaubst du, wir könnten das schaffen?«
    »Deswegen«, sagte die Stimme leise. Ruckartig hob Alicia den Kopf. Sie fletschte die Zähne, und ihrer Kehle entrang sich ein Laut, der einem Eisluchs zur Ehre gereicht hätte. Der Zorn pulsierte ihr durch die Adern und Venen, nicht mehr zurückgehalten durch jenen Schutzwall tief in ihrem Innersten, rein und klar und heißer als das lodernde Herz eines Sterns. Verlust und Trauer waren mit diesem Zorn vermischt, doch sie wurden nur mitgerissen, waren nur Antrieb, nicht Grund dieser unbändigen Hitze. Die Wildheit dieses Zorns erfasste Alicia wie eine glühende Faust, und Panik stieg in ihr auf, als ihre Implantate auf diesen Gefühlsausbruch reagierten.
    Doch dann schwand der Zorn wieder, und Alicia sackte zurück auf das Kissen; sie keuchte heftig, Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Ihr Herz raste, und mit einem Mal war sie schwach und ausgelaugt, wie ein entleertes Gefäß - ein Gefäß, das sonst mit hochkonzentrierter Säure gefüllt war. Und doch spürte sie tief in ihrem Inneren immer noch ein Zittern, das ihren Puls immer weiter antrieb, wie ein Echo dieses unbändigen Zorns. Entschlossenheit - nein, es war mehr als bloße Entschlossenheit: Es war eine feste Absicht, ein Ziel, das weit über Unerbittlichkeit hinausging, es war unausweichlich, es verhöhnte und verspottete die Vorstellung, irgendeine Macht im Universum könne sie davon abbringen.
    »Allmählich verstehst du, kleines Menschenkind, doch das war nur dein eigener Zorn; den meinen hast du noch nicht gekostet. Ich bin der Zorn - dein Zorn, und der meinige, und aller Zorn, der jemals war oder jemals sein wird -, und ich bin darin geübt, ihn mir zunutze zu machen. Wir werden sie finden. Darauf gebe ich dir mein Wort, und mein Wort habe ich noch niemals gebrochen. Und wenn wir sie finden, wirst du die Kraft meines Armes haben, dessen Schlag noch nie fehlging. Wenn ich auch weniger bin, als ich einst war, so bin ich doch immer noch mehr, als du dir nur vorstellen kannst. Du wirst deine Rache erhalten.«
    »Großer Gott«, flüsterte Alicia und presste sich die zitternden Hände erneut gegen die Schläfen. Eisiges Entsetzen durchfuhr sie - Entsetzen nicht vor Tisiphone, sondern vor sich selbst. Entsetzen angesichts der unbegrenzten Bereitschaft, Tod und Zerstörung zu bringen, die sie in ihrem eigenen, furiengleichen Zorn erkannt hatte. Oder - sie musste schlucken - war es doch nur der Zorn jener Furie in ihrem innersten Selbst gewesen?
    »Ich ...«, setzte sie an und brach den Satz augenblicklich ab, als ein Mann in der weißen Kleidung eines Krankenpflegers durch die Tür hereinkam und ruckartig stehenblieb, als er sah, dass die Patientin aufrecht in ihrem Bett saß. Er riss die Augen auf, dann eilte er zu den Monitoren neben dem Bett hinüber und griff nach einem Neuralkabel, das mit der Hauptkonsole verbunden war. Er presste es sich gegen den Sensor, der in seine Stirn implantiert war, und Alicia verkniff sich ein Lächeln, als sie plötzlich verstand. Ihre Vitalfunktionen mussten ins Unermessliche geschossen sein, als dieser reine, hochkonzentrierte Hass sie durchströmt hatte.
    Der Pfleger ließ den Kopf sinken und blickte die Patientin mit unverhohlener Verwirrung an. Und in seinem Blick lag noch etwas anderes: Zahllose Fragen, die er ihr gerne gestellt hätte, und eindeutiges Mitgefühl sorgten für eine sonderbare Anspannung, die er nicht ganz zu verbergen vermochte, so professionell er hier auch aufzutreten versuchte. Er wandte sich von ihr ab, und kurz wanderte sein Blick zum Tastfeld des Intercoms hinüber. Alicia unterdrückte ein gequältes Stöhnen. Was war sie doch für eine Idiotin! Natürlich war das Intercom die ganze Zeit über aktiviert gewesen! Was dachte er jetzt wohl über sie, nachdem er ihren Teil dieses verrückten Gesprächs mit Tisiphone mitangehört hatte?
    »Soll ich ihm die Erinnerung daran

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