Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber

Vom Netzwerk:

nervenaufreibend der Anflug für die Leute von der Navy sein musste. Sie war blind, konnte außerhalb des Wurmloch-Raumes nicht das Geringste sehen. Sie wusste nicht, ob sie geradewegs einen Hinterhalt ansteuerte oder ob der Feind überhaupt dort sein würde - aber wenn ja, dann würde er sie mühelos orten können.
    »Ganz ruhig, kleines Menschenkind. Wir werden sie finden und die vor uns liegende Aufgabe erfüllen.«
    Sie hörte Tisiphones Anspannung, aber bei der Furie war es gänzlich anders geartet. Tisiphone zweifelte nicht daran, dass sie das vorfinden würden, wonach sie suchten; die Schärfe in ihrer Stimme war dem Eifer geschuldet, nicht der Ungewissheit.
    »Jou, klar«, erwiderte Alicia und zuckte erstaunt zusammen, als sie bemerkte, wie die unerträgliche Anspannung ihre eigene Stimme zittern ließ.
    Sie spürte, dass Tisiphone zu einer erstaunten Entgegnung ansetzte - und sie spürte auch noch etwas anderes, was durchaus Besorgnis sein mochte -, und blickte stirnrunzelnd auf ihre Hände hinab. Die zitterten ja! Für einen kurzen Moment erfasste sie echte Verwirrung; Alicia hatte das Gefühl, irgendetwas sei falsch, doch sie verdrängte diesen Gedanken und wandte sich etwas anderem zu, um sich abzulenken.
    »Meinst du, die werden den Köder schlucken, Megaira?«
    »Klar doch. Ich gebe gerne zu, dass das ein bisschen komplizierter ist, als die Star Runner zu spielen, aber ich bekomme das hin.«
    Alicia nickte, auch wenn ›ein bisschen komplizierter‹ eine maßlose Untertreibung für die Aufgabe war, vor der ihre kybernetische Schwester stand. So zu tun, als sei sie ein Frachter, war zweifellos komplex, aber für die Möglichkeiten, die einer AlphaSyntho-Einheit zur elektronischen Kampfführung offenstanden, doch recht gradlinig. Aber dieses Mal war die Täuschung, die ihnen gelingen musste, ungleich vielschichtiger und deutlich schwieriger. Dieses Mal tat die Megaira so, als sei sie ein Schlachtkreuzer, der so tat, als sei er ein Zerstörer - und Letzteres sollte ihm in den Augen der Gegner nicht gelingen. Diese erste Schicht der Täuschung sollten die ›Piraten‹ durchschauen, aber eben nicht die zweite ... und wenn sie die erste zu rasch durchschauten, dann würde ihnen Monkotos ganzer Plan um die Ohren fliegen.
    »Eindeutig der Antrieb eines Zerstörers«, verkündete Commander Rendlemann mehrere Stunden später, und Howell gestattete sich ein ironisches Lächeln. Natürlich: eine Blechdose. Wenn sie in der Nähe dieses gottverlassenen Sterns auftauchte, auf diesem Kurs, dann konnte es nur die Harpy sein. Niemand außer Alexsov und ›Control‹ wusste, wo sie zu finden waren, und jegliches Kurierschiff, das ›Control‹ ausgeschickt hätte, würde einen gänzlich anderen Kurs anleg ...
    »Trotzdem ...«, murmelte Rendlemann vor sich hin. »Irgendetwas stimmt da nicht.«
    »Was?« In seinem Sessel drehte sich Howell herum und blickte den Offizier scharf an.
    »Ich habe gesagt, irgendetwas ...«
    »Das habe ich gehört! Was meinen Sie damit?«
    »Das kann ich nicht genau sagen, Sir.« Rendlemann legte die Stirn in Falten, als er sich auf sein Link zur KI der Procyon konzentrierte. »Aber die bauen ein wenig zu langsam Geschwindigkeit ab. Und bei den vorderen Emittern messe ich eine leichte Frequenzverschiebung.« Er rieb sich das Kinn. »Ich frage mich, ob die vielleicht irgendwelche Probleme mit dem Antrieb hatten. Das könnte die Verspätung erklären, und wenn sie an Bord irgendetwas reparieren mussten, wäre das auch eine gute Begründung für diese Frequenz-Anomalie.«
    Howell griff nach seinem eigenen Headset. Im Gegensatz zu Rendlemann konnte er kein direktes Link zu der CyberSyntho-Einheit des Dreadnoughts aufbauen, doch als er die Daten der Ortungsstation durchging, bildeten sich tiefe Falten auf seiner Stirn. Rendlemann hatte recht! Die Harpy näherte sich rascher, als sie das eigentlich hätte tun dürfen - tatsächlich würde sie mit ihrer derzeitigen Abbremsung mit mehr als siebentausend Kilometern in der Sekunde an dem vereinbarten Rendezvouspunkt mit der Procyon vorbeirauschen.
    Die Falten auf seiner Stirn wurden noch tiefer. Die Harpy befand sich tief im Inneren des Bereiches, den seine Zerstörer sicherten. Mit ihrer derzeitigen Abbremsung würde sie die Procyon in etwas weniger als neunzig Minuten erreichen, und bislang hatte sie noch kein einziges Wort übermittelt. Sie war immer noch 17.6 Lichtminuten entfernt, also würde die Signalverzögerung immens lästig sein, aber warum