Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
überhaupt nichts zu unternehmen, einfach nur für den Fall, dass McIlhenny ihnen tatsächlich auf der Spur wäre ... und er hatte recht.« Die Miene des Brigadiers war sehr grimmig. »Seiner letzten Datenübertragung folgte noch eine kurze Meldung: Der Colonel McIlhenny hatte einen - ich zitiere - ›Skimmer-Absturz unter außergewöhnlichen Umständen‹. Sein Zustand ist kritisch. Lady Rosario hat für Hochsicherheitsbedingungen der Krankenstation gesorgt, eine ausgewählte Einheit Wespen bewacht ihn rund um die Uhr, und Captain Okanami glaubt, er werde durchkommen. Aber er wird noch monatelang im Krankenhaus bleiben müssen.«
»Die müssen ziemlich verzweifelt sein, wenn sie schon so etwas versuchen!«
»Zweifellos, aber es ist sogar noch schlimmer, als Sie jetzt vielleicht annehmen. Noch wissen Sie ja nicht, an wen er diesen Bericht geschickt hat.« Fragend hob Tannis eine Augenbraue, und Keitas Lächeln war sehr, sehr bitter. »Gouverneur General Treadwell, Admiral Gomez, Admiral Brinkman, Admiral Horth und deren jeweilige Stabschefs«, erklärte er und sah, wie der Major gequält das Gesicht verzog.
»Also ist mindestens einer dieser acht Leute entweder ein Verräter oder jemand, der unwissentlich dafür sorgt, dass die Piraten streng geheime Informationen erhalten«, fuhr der Brigadier fort, »und dass es sich auf Letzteres beschränkt, glaube ich nicht mehr, nachdem McIlhenny seine Informationsweitergabe so genau unter die Lupe genommen hat. Aber die Tatsache, dass sie versucht haben, ihn zum Schweigen zu bringen, scheint McIlhennys Theorie zu bestätigen, dass die tatsächlich noch an etwas anderem interessiert sind als lediglich an der Beute, die sie bei ihren Raubzügen machen. Wenn sie kein langfristiges Ziel vor Augen hätten, dann würden sie es darauf anlegen, lediglich ihre eigenen Verluste zu minimieren, und eine Zeit lang einfach verschwinden, statt das Risiko einzugehen, sich mit ihm zu befassen - und ich bezweifle sehr, dass das eine reine Panikreaktion war. Wenn derjenige, der das hier organisiert hat - wer auch immer es nun sein mag -, dazu neigen würde, in Panik zu verfallen, hätten wir ihn - oder sie - schon vor langer Zeit zu fassen bekommen. Also ist ihr Zeitplan entweder schon so weit fortgeschritten, dass sie darauf hoffen, alles abschließen zu können, bevor irgendjemand herausfindet, was nun eigentlich mit McIlhenny passiert ist - und warum -, oder ...« - er blickte Tannis in die Augen - »... jeder auf dieser kurzen Liste der Verdächtigen ist schuldig, und sie alle haben gedacht, niemand sonst würde diesen Bericht zu lesen bekommen, weil eben niemand anderes ihn überhaupt erhalten hat.«
»Aber Sie glauben doch wohl nicht ...«, setzte Tannis an, und sofort schüttelte Sir Arthur den Kopf.
»Nein, ich glaube wirklich nicht, dass die alle Dreck am Stecken haben. Aber ich hätte eben auch nicht geglaubt, auch nur ein einziger von denen könne Dreck am Stecken haben. Meine Theorie lautet ja, dass sie McIlhenny unterschätzt haben - er war nämlich tatsächlich in der Lage, eine Bruchlandung mit einem Skimmer durchzuführen, bei dem sich gleich zwei Gravspulen beim Landeanflug umgepolt haben. Die haben nicht damit gerechnet, dass er das überleben könnte, geschweige denn, dass genügend Wrackteile übrig bleiben würden, um herauszufinden, wie ›außergewöhnlich‹ die Umstände dieses Absturzes tatsächlich waren. Und natürlich gehen wir davon aus, dass sie nicht wissen, dass und wie er uns weiterhin auf dem Laufenden gehalten hat. Zumindest werden sie sich darauf verlassen haben, dass mehrere Wochen, vielleicht sogar mehrere Monate lang völlige Verwirrung herrschen würde, bis wir schließlich zwei und zwei zusammengezählt hätten.
Das Problem ist, dass wir uns darauf nicht verlassen können. Ich mag mich natürlich täuschen, und selbst wenn dem nicht so ist, wird die Tatsache, dass McIlhenny überlebt hat und dass dessen Untergebene sich unweigerlich fragen werden, wie es zu diesem Absturz überhaupt kommen konnte, sie möglicherweise dazu zwingen, überstürzt irgendetwas zu unternehmen. Wenn das der Fall ist, dann müssen wir zuschlagen, bevor sie ihre Aufzeichnungen löschen oder uns verwanzen können. Vielleicht kriegen wir nicht alle zu fassen, wenn wir jetzt zuschlagen, aber wenn wir es nicht tun, dann kriegen wir vielleicht keinen einzigen von denen.«
»Ich verstehe«, gab Tannis leise zurück, und wieder nickte Keita.
»Das glaube ich Ihnen, Tannis. Also
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