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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Anfang an hatte sie sich selbst in Alicia erkannt; jetzt hatte sie die Furie in Alicia wahrhaft perfektioniert, doch sie selbst war dabei zu etwas anderem geworden - und was Tisiphone sah, erschreckte sie.
    Sie kämpfte gegen die Starre an, die sie in all ihrem Selbstekel erfasst hatte. Alicias endloser Hass und der unersättliche Hunger zischten und knisterten vor ihr, und Tisiphone fürchtete, was sie vor sich sah. Sie, die Furcht niemals gekannt hatte, begriff nun, was wahrer Schrecken war, als sie sich ihresgleichen zum Kampf stellen musste. Es wäre so einfach, ihr nur die Hand zu halten und jene letzten, ach so vergänglichen Minuten abzuwarten und sich dann durch den Tod von jener wallenden Quelle der Macht trennen zu lassen, denn Alicia DeVries war eine Furie, die sehr wohl in der Lage wäre, auch eine Unsterbliche zu zerstören.
    Doch Tisiphone hatte zu viel gelernt, hatte sich zu grundlegend geändert. Es war ihre Schuld, das hatte sie Alicia bereits gesagt, und es war an ihr, den Preis dafür zu zahlen.
    Eine unendliche Sekunde lang wartete sie ab, nahm all ihre Kraft zusammen. Dann griff sie an.
    Alicia DeVries heulte auf und kam taumelnd auf die Beine, schlug sich mit den blutüberströmten Fäusten immer und immer wieder gegen den Schädel. Sie geriet ins Wanken, wand sich in ihrer Qual und prallte gegen den unerbittlichen Panzerstahl eines Schotts. Sie sank in die Knie, schlug mit der Stirn in blinder, wahnsinniger Raserei gegen die gepolsterten Deckplanken, und hinter ihren Augen herrschte das reine Chaos.
    Die blutrote Wildheit ihres Wahnsinns erschauerte, als Tisiphone geradewegs dorthinein vorstieß, und Donnerkeile blanker, unfokussierter Macht peitschten die Furie mit quälenden Schmerzen, die sie niemals hätte kennen lernen sollen. Furie kämpfte gegen Furie, mit Klauen und Zähnen, und Alicia kannte keine Gnade mehr. Wild schlug sie um sich, wollte töten, wollte zerstören, wollte Rache nehmen für all die Verluste, die sie erlitten hatte, Rache für all die Qualen, all den Verrat und all das Leid, selbst wenn sie das ganze Universum in Blut ertränken musste, und unter diesem unbändigen Ansturm des Hasses schrie Tisiphone in lautloser Qual auf.
    Sie konnte nicht Gleiches mit Gleichem vergelten - sie würde es nicht tun! Sie hatte einmal gesagt, sie sei erfahrener darin, Wunden zu reißen als sie zu heilen, und das war die Wahrheit - doch dieses Mal würde sie heilen oder sich selbst in dem Versuch aufgeben. Sie weigerte sich zurückzuschlagen. Sie nahm die grausamen Schläge hin, ohne sich zu wehren, und trieb einen gequälten Splitter ihres eigenen Seins in jene Wunde in Alicias Denken und Fühlen - in jenen blutenden Abgrund, der geradewegs in die Hölle führte und Alicia mit ihrem Wahnsinn erfüllt hatte.
    Sie berührte die Wunde, nur einen winzigen Augenblick lang, und geriet ins Taumeln, als sie davongeschleudert wurde. Stück um Stück wurden ihr Teile ihres eigenen Seins entrissen, immer weiter griff die unbändige Zerstörung nach ihr, und sie kroch geradewegs darauf zu. Irgendwo hinter sich hörte sie das Schluchzen eines kleinen Mädchens - eines sterblichen Mädchens, das sich alleine und völlig verängstigt in einer Finsternis befand, die geradewegs aus der Hölle stammte - und tastete blindlings nach dessen Hand.
    Schweigend saß Tannis Cateau an der Kom-Station; jegliches Blut war ihr aus dem Gesicht gewichen. Sir Arthur Keita stand neben ihr; er hatte ihr einen Arm um die Schultern gelegt, und eine Zahl auf dem Display neben Ben Belkassems Ellenbogen wurde kleiner und kleiner; sie zählte die Momente, die ihnen an Lebenszeit noch blieben.
    Neunzig Sekunden. Achtzig. Fünfundsiebzig. Siebzig. Fünfundsechzig. Sechzig. Fünfundfünfzig. Fünfzig ...
    Und dann schwenkte der heranrasende Fasset-Antrieb herum, änderte den Kurs, brach mit letzter Kraft diesen Todesritt ab, und Ben Belkassem zwang auch ihr eigenes Schiff auf einen neuen Kurs, während Sir Arthur Keita sofort an das Kom sprang und Vice Admiral Horth lautstark den Befehl erteilte, das Feuer einzustellen.

Epilog
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und Ferhat Ben Belkassem betrat das Cockpit der umgebauten Megaira. Alicia DeVries erhob sich aus dem Kommandosessel; sie wirkte so makellos wie eh und je in ihrer mitternachtsblau-schwarzen Uniform. Ihre Haare hatten mittlerweile wieder ihre natürliche Farbe; wie ein Sonnenaufgang umspielten die Locken Alicias Schultern, und Ben Belkassem kam zu dem Schluss, dass das

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