Weg mit den Pillen
Kapitel wende ich mich solchen Fragen zu.
Ernährung und Erkrankung
Ohne Nahrung sterben wir irgendwann. Mit Nahrung auch. Mit zu viel Nahrung sterben wir noch früher oder erleben unangenehme Krankheiten. Warum? Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, muss vom Stoffwechsel verarbeitet und »aufgeschlossen« werden: Die
komplexen Inhaltsstoffe der Nahrung werden in Bestandteile zerlegt, mit denen der Körper etwas anfangen kann – Zucker zum Beispiel, Eiweißstoffe, Fette. Diese Bestandteile müssen anschließend mit anderen Stoffen verbunden werden, um die Endprodukte zu erhalten, die der Körper brauchen und verwerten kann. All das ist mit chemischen Umbauprozessen verbunden.
Bei diesen Stoffwechselprozessen entstehen sogenannte freie Radikale. Das sind bestimmte Moleküle, die ein freies Elektron – also eine freie Bindungsstelle – aufweisen. Ein Beispiel: Die in der Natur vorkommende Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff ist Wasser. Hier sind zwei Wasserstoffatome an ein Sauerstoffatom gebunden. Diese Verbindung ist stabil. Wenn nun aber das Sauerstoff- an nur ein Wasserstoffatom gebunden ist, dann ist die Verbindung gewissermaßen unvollständig, weil eine Bindungsstelle am Sauerstoff unbesetzt ist. Der Stoff versucht, sich mit seinem freien Elektron an andere Moleküle zu binden und so eine stabilere Verbindung zu gewährleisten. Er bewirkt auf diese Weise eine Oxidation.
Wir kennen das Resultat der Oxidation alle aus dem Alltagsleben: Wenn man einen Apfel anschneidet und liegen lässt, wird er braun. Bei Zitronen ist das weniger ein Problem, weil sie Vitamin C enthalten, das vor Oxidation schützt. Deswegen benötigen wir es als Radikalfänger und die Lebensmittelindustrie verwendet es in allen möglichen Konserven als Antioxidans. Nahrungsmittel bewahren wir mit Vorteil in Verpackungsmaterial auf, das den Sauerstoff fernhält. Denn der Sauerstoff ist der oxidative Übeltäter, der die biologischen Strukturen schädigt.
Die Reaktionsfreudigkeit der freien Radikale ist für biologische Zellen und Systeme ein Problem. Denn sie führt zu dem, was man in der Fachsprache »oxidativen Stress« nennt: Das Sauerstoffradikal entreißt seine fehlenden Bindungspartner nämlich organischen Strukturen der Zelle und schädigt die Zelle dadurch. Deswegen wird diese Situation ja auch als »Stress« bezeichnet.
Unser Organismus verfügt über jede Menge Möglichkeiten, sich gegen diesen oxidativen Stress zu schützen. Er produziert sogenannte Radikalfänger. Davon gibt es eine ganze Reihe: Glutathion
zum Beispiel oder das Hormon Melatonin, das zu den potentesten Radikalfängern überhaupt gehört (unter anderem deswegen ist Schlafen so gesund, denn wenn es dunkel wird und wir die Augen zumachen, wird vermehrt Melatonin ausgeschüttet). Leider reicht das aber nicht aus: Manche Radikalfänger müssen wir uns auch von außen zuführen. Dazu gehören bestimmte Vitamine. Besonders potent ist das Vitamin C, das wir bereits kennengelernt haben. Vitamin E ist ein anderes Beispiel. Es trägt dazu bei, dass Fette nicht oxidieren. Es gibt noch viele, zum Teil soeben erst entdeckte Substanzen, die vor allem in Pflanzen, Früchten und Beeren enthalten sind. Sogar »verbrauchte« Radikalfänger kann der Organismus wieder tauglich machen und in den biochemischen Kreislauf einschleusen. Hierzu stehen nochmals eine Reihe sekundärer Hilfsstoffe zur Verfügung.
Wenn dieser komplexe Schutz vor Oxidation in unserem Organismus nicht vorhanden wäre, dann würde der Sauerstoff rasch biologische Membranen und Strukturen zersetzen. Freie Radikale und oxidativer Stress führen zu vielen typischen Alterungs- und Erkrankungsprozessen, die für unsere westlichen Zivilisationskrankheiten verantwortlich sind. Zellbestandteile (vor allem die Mitochondrien, die Energiekraftwerke der Zellen) können nicht mehr richtig funktionieren, wenn sie zu starkem oxidativem Stress ausgesetzt sind. Bestimmte Bestandteile unserer Gene, die sogenannten Telomere, werden kürzer, wenn sich Zellen teilen, und werden dadurch anfälliger für falsche Informationsübertragung. Unter oxidativem Stress wird dieser Vorgang beschleunigt, und wir altern schneller. Manche chronischen Krankheiten bewirken zusätzlichen oxidativen Stress, weil die Entzündungs- bzw. Stoffwechselprozesse, die mit ihnen verbunden sind, jede Menge freier Radikale erzeugen, ohne dass diese abgepuffert würden. Krebs ist ein Beispiel dafür.
Leben und Essen führen also aufgrund der ganz normalen
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