Weg mit den Pillen
ist eine nicht ganz zuverlässig, und die zweite berichtet nach zwölf Jahren Beobachtungszeit über einen kleinen, aber nicht signifikanten Vorteil der Gruppe, die operiert wurde, gegenüber der Gruppe, die konservativ behandelt wurde – also beobachtet und nur dann behandelt, wenn sich Anzeichen für eine Verschlimmerung zeigten. Die Mortalität insgesamt war in der operierten Gruppe um 7,1 Prozent niedriger, die Mortalität, die auf Krebs zurückging, um 5,4 Prozent. 68 Bedenkt man, dass man bei 35 Prozent der behandelten und operierten Fälle Impotenz und bei 27 Prozent Inkontinenz beobachtet, dann ist im Einzelfall sicher ein genaues Abwägen angesagt.
Strahlentherapie ist bei Prostatakrebs oft die primäre Form der Behandlung. Aber auch hier stellen wir fest: Es gibt keine Studie, die Bestrahlung mit Operation vergleicht; einige werden meines Wissens gerade durchgeführt. Aber im Wesentlichen stützt sich der Einsatz der Bestrahlung auf grundlegende Überlegungen und auf historische Vergleiche, also auf Vergleiche mit Gruppen von Patienten, die anders behandelt wurden. Insgesamt wird die Lage auf diesem Gebiet von Fachleuten beklagt. 69
Halten wir also fest: Die Behandlung von Prostatakrebs findet in schweren Fällen durch operative Entfernung statt. Diese Maßnahme zeigt zwar eine leichte Überlegenheit gegenüber konservativer Behandlung, der Unterschied ist aber klein. Ob eine Bestrahlung besser ist als die Operation, ist nicht definitiv geklärt; vermutlich ergibt sich bei Bestrahlung ein geringer Überlebensvorteil für leichtere Fälle. Die pharmakologisch-hormonelle Prävention, die über Jahre hinweg andauert, und die chemische Kastration
bzw. Hormontherapien sind am besten untersucht. Ihre Effekte sind eher schmal.
Doch zurück zum Thema Ernährung: Schätzen Sie einmal, wie viel das Übergewicht zum Risiko beiträgt, an Prostatakrebs zu erkranken? 98 Prozent! Hinzu kommen noch andere Lebensstilfaktoren. Ein ausreichender Konsum von Omega-3-Fettsäuren etwa wirkt sich positiv aus: Männer, die fünfmal pro Woche Fisch aßen, hatten ein 48 Prozent niedrigeres Erkrankungsrisiko. 70 Im Klartext: Die meisten Fälle von Prostatakrebs wären leicht zu verhindern: durch eine reduzierte Nahrungszufuhr und durch das Essen der richtigen Nahrungsmittel. Was meinen Sie, um wie viel ein Mann mittleren Alters bei 1,75 Meter Körpergröße sein Prostatakrebs-Risiko verringern würde, wenn er gerade einmal 1,7 Kilogramm abnehmen würde? Fünf Prozent, würden Sie sagen? Nein, 15 Prozent, und wenn er schon erkrankt war und behandelt wurde, dann würde er sein Risiko, wieder zu erkranken, um 20 Prozent reduzieren. 71 Ein kleines Rechenexempel: Viele Männer mittleren Alters sind zehn Kilogramm zu schwer. Wenn ein solcher Mann 10,2 Kilogramm abnehmen und sich damit seinem Idealgewicht nähern (oder es vielleicht sogar um ein paar hundert Gramm unterbieten) würde, dann hätte er sein Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, um 90 Prozent gesenkt. Allein durch eine Veränderung unseres Lebensstils, durch eine Verhinderung von Gewichtszunahme oder Gewichtsreduktion können wir dazu beitragen, dass wir solche Krankheiten wie Prostatakrebs – das Gleiche gilt übrigens für alle anderen Krebsarten – erst gar nicht bekommen.
Interessanterweise lassen sich durch Ernährungsumstellung Prostatakrebs und vermutlich auch andere Krebsarten auch behandeln. Der US-amerikanische Mediziner Dean Ornish hat schon in den 1980er-Jahren damit begonnen, die klinischen Effekte einer vegetarischen Diät zu untersuchen. Sie geht davon aus, dass wir am gesündesten leben, wenn wir möglichst keine tierischen, sondern viel pflanzliche Stoffe zu uns nehmen – Vollkorngetreide in Maßen und wenig Milchprodukte, viel Nüsse und pflanzliche Öle als Quellen von Fett, und Pflanzeneiweiß aus Sojaprodukten. Die Diät
wird unterstützt durch die zusätzliche Gabe von Fischöl, Selen, Vitamin C und Vitamin E, wenn sie als Therapie angewandt wird. Ornish führte eine Studie an 93 Patienten mit Prostatakarzinom durch, von denen die Hälfte per Zufall der Gruppe zugeteilt wurde, die diese Nahrungsmittelumstellung vornahm; die andere Hälfte veränderte nichts außer dem, was ihnen der Arzt anriet. Es konnte gezeigt werden, dass sich allein durch die Diät das Krebsgeschehen rückbilden kann. Nach einem Jahr wurden in der Kontrollgruppe sechs Patienten wegen ihres Krebses behandelt, in der Diätgruppe keiner. Die PSA-Werte, also die Werte des
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