Weg mit den Pillen
Kalorienreduktion ins Leben einbauen, indem man hin und wieder eine Fastenperiode einlegt. Diese war in früheren Zeiten schon dadurch gegeben, dass nicht immer gleich viel Nahrung oder gleich viel von einer Sorte zur Verfügung stand. Zeiten erzwungener Nahrungsreduktion waren eher die Regel. In allen Religionen existieren Fastenperioden. In der christlichen Tradition gibt es die Fastenzeit von 40 Tagen und die Adventszeit von etwa vier Wochen, im Islam gibt es den Ramadan. Die Kartäuser pflegen das Teilfasten, wie wir gesehen haben, indem sie jeweils ein halbes Jahr lang nur eine Mahlzeit zu sich nehmen. Ich persönlich finde zwei Formen von Fasten hilfreich: einmal ein paar Tage am Stück, und dann immer wieder einzelne Fastentage in die normale Woche eingestreut. Vor allem dann, wenn man einmal über die Stränge geschlagen hat.
Eine ganze Fastenperiode, das klingt für moderne Ohren undurchführbar, altmodisch und potenziell gefährlich. Ist es aber nicht. Denken wir daran: Jede Nacht fasten wir. Unser Organismus lebt sieben bis neun Stunden von dem, was wir aufgenommen haben. Keinem würde es in den Sinn kommen, mitten in der Nacht aufzustehen und zu essen, weil wir Angst haben zu verhungern. Am Morgen brechen wir das Fasten mit dem Frühstück. Im Englischen ist dies noch akkurat als Bedeutung vorhanden: Break-fast , Fastenbrechen. Wenn wir einmal unseren Organismus dran gewöhnt haben, auf seine Reserven zuzugreifen, indem wir nicht gleich immer jedem Hungergefühl nachgeben, dann lernt er auch, seinen Stoffwechsel schneller umzustellen.
Denn beim Fasten passiert Folgendes: Der normalerweise auf Energiezufuhr von außen ausgerichtete Stoffwechsel muss, weil keine Energie nachgeliefert wird, auf die gespeicherten Reserven zurückgreifen. Er wird zunächst die relativ leicht greifbaren Zuckerreserven aus der Leber und dem Muskelgewebe verwerten. Wenn diese aufgebraucht sind, macht er sich an die Fettreserven. Diese aufzuschließen ist etwas komplexer, und deswegen kommt es am Anfang
einer längeren Fastenperiode auch zu einer kleinen Hungerkrise. Die übersteht man leicht, indem man ein klein wenig Zucker (zum Beispiel Honig) und viel Getränke (zum Beispiel Wasser oder Tee) zu sich nimmt. Wenn der Stoffwechsel erst einmal umgeschaltet hat, beginnt der Körper, das Fett abzubauen und daraus Energie zu gewinnen. Dann empfinden wir auch keinen Hunger mehr. Wer während des Fastens Hunger hat, macht etwas falsch; er nimmt meistens versteckt doch irgendwelche Kohlehydrate oder zu viel Zucker zu sich. Richtiges Fasten verläuft ohne Hungergefühl. Weil die Verdauung ungefähr 60 Prozent der körperlichen Energie bindet und diese während des Fastens nicht mehr notwendig ist – oder jedenfalls nur in sehr reduziertem Ausmaß –, steht uns auch relativ viel Energie zur freien Verfügung. Und da das Gehirn sich auch von Ketonkörpern ernähren kann, die beim Fasten als Abbauprodukte des Fettstoffwechsels entstehen, muss niemand Angst haben, bewusstlos zu werden. Im Gegenteil: Während des Fastens kann man oft in eine größere geistige Klarheit gelangen als sonst.
Ich schreibe zum Beispiel den zweiten Teil dieses Buches, also die letzten 150 Seiten, während ich mich zu ein paar Fastentagen zurückgezogen habe. Das ist praktisch, denn ich muss mich nicht ums Essen kümmern und habe mehr Zeit. Und es hilft mir, mich zu sammeln und zu zentrieren. Heute, auf dieser Seite, ist mein vierter Fastentag, und ich gedenke noch mindestens drei Tage weiterzumachen. Ich trinke etwa vier bis fünf Liter Flüssigkeit täglich. Meistens wechsle ich ab zwischen einem ganz leichten weißen Tee, einer Form von Grüntee (denn ich habe Tee sehr gerne und einen leicht niedrigen Blutdruck – das kleine bisschen Tein hilft mir dann), und einem Getränk aus einer halben Zitrone und ein wenig Ahornsirup. Die Zitrone bringt etwas Vitamin C, der Ahornsirup eine Kleinstmenge Zucker und außerdem eine Reihe von Mineralstoffen. Dazwischen trinke ich auch Wasser und manchmal, wenn mir danach ist, einen Kräutertee. Ich bin dabei nicht dogmatisch; hin und wieder würde ich mir vielleicht auch ein Glas Orangensaft genehmigen, aber eher selten.
Alle zwei Tage reinige ich den Darm mit einem Abführsalz; denn
die entstehenden Stoffwechselrückstände und Giftstoffe müssen ausgeschieden werden, sonst stellen sich manchmal Kopfschmerzen ein. Manche Leute verwenden Einläufe zur Darmreinigung, ich bevorzuge ein mit Zitronengeschmack überhöhtes
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