Weg mit den Pillen
Fette heute vor allem gesättigte Fettsäuren und praktisch keine Omega-3-Fettsäuren mehr. Das wäre anders bei Tieren, die im Freien grasen und nur grüne Pflanzen zu sich nehmen, denn sie würden ähnlich wie die Meereslebewesen, die sich von Algen ernähren, die Omega-3-Fettsäuren, die in den dunkelgrünen Kräutern enthalten sind, zu sich nehmen und sie im Körper anreichern. Aber da die Mehrzahl des Fleisches, das auf den Tisch kommt, nicht aus ökologischer Haltung frei grasender Rinder und Schweine stammt, sondern von Tieren, die mit Mais, Soja und anderem Kraftfutter – und in anderen Ländern außerhalb der EU auch noch mit Hormonen – aufgepäppelt und rasch gemästet wurden, ist das Fett dieser Tiere bedenklich. Und rotes Fleisch von Rindern enthält relativ viel davon. Außerdem werden durch zu heißes oder unsachgemäßes Zubereiten auch noch jede Menge anderer bedenklicher Stoffe produziert. Den ökologischen Aspekt habe ich schon erwähnt. Unser übermäßiger Fleischkonsum schadet nicht nur uns, sondern auch der Mitwelt, weil Land verbraucht wird, das man anders verwenden könnte, und weil Unmengen von Treibhausgasen ausgestoßen werden. Ich selbst bin kein Kostverächter und esse gerne zwischendurch einmal ein Stück Fleisch, Schinken oder Wurst. Aber wenn, dann versuche ich etwas zu kaufen, das aus ökologischer und tiergerechter Haltung kommt. Wenn man weniger Fleisch isst, muss man seine Eiweißquellen anderswo suchen. Bohnen und Linsen, Quark und Käse sind typische Eiweißlieferanten, die Fleisch leicht ersetzen können. Denken wir daran: In Indien lebt fast die ganze Nation, beinahe eine Milliarde Menschen, mehr oder weniger vegetarisch – und das seit Jahrtausenden.
Mangelkrankheiten sind dort nicht die Regel. Man kann sehr gut vegetarisch leben, ohne dass man Mangel leidet. Man muss dann eben mehr Linsen und Bohnen essen, so wie es die Inder tun. Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, ausreichend viel Obst und Gemüse zu essen. Die Regel »fünfmal am Tag« muss man nicht unbedingt im Sinne von fünf verschiedenen Zeiten täglich verstehen. Doch man sollte mindestens fünf Portionen Obst oder Gemüse täglich zu sich nehmen, um ausreichend Vital- und Ballaststoffe zu erhalten. Wichtig scheint dabei vor allem die Abwechslung zu sein; wir sollten möglichst Verschiedenes zu uns nehmen. Die meisten Studien, die den Einsatz isolierter Vitamingaben untersucht haben, haben wenig positive Effekte gezeigt. Das heißt aber nicht, dass es einerlei ist, ob man Vitamine zu sich nimmt, im Gegenteil. Offenbar kommt es nicht nur auf die isolierte Gabe von Vitaminen an, sondern darauf, sie im Gesamtkontext und kombiniert mit anderen Substanzen zu nehmen, welche sie bei ihrer physiologischen Aufgabe unterstützen. Jedenfalls nehmen diejenigen, die eine vegetarische Diät zu sich nehmen, wesentlich mehr schützende Radikalfänger und Antioxidanzien auf und wesentlich weniger von den schädigenden Stoffen. 90
Auch die Fasern und Ballaststoffe, die in Gemüse und Obst enthalten sind, spielen eine wichtige Rolle. Sie entlasten nicht nur den Darm und führen zu einer raschen Darmpassage, sondern sie scheinen auch darüber hinaus noch eine heilsame Wirkung zu entfalten, indem sie manche Giftstoffe binden und ausscheiden helfen.
Schließlich führt die Umstellung der Ernährung automatisch dazu, dass sich der Drehpunkt des Ernährungsgeschehens verändert: der Zucker- und Kohlehydrathaushalt. Wer etwa das Essen mit einem großen Salatteller mit etwas Käse und Nüssen beginnt, mariniert mit reichlich gutem Öl, der wird anschließend nicht das Bedürfnis haben, noch riesige Mengen Kartoffeln, Reis oder Nudeln zu verschlingen. Wenn wir unsere Nahrung so gestalten, dass sie wenig leicht verwertbare Kohlehydrate enthält, dann werden wir hinterher auch keinen Heißhunger auf Süßes bekommen.
Zum Schluss ist es noch wichtig, auf die Bedeutung der Fette hinzuweisen.
Lange Zeit hat man im Zuge der Herzinfarktprävention, bei der man vor allem auf die Fettmenge abgehoben hat, Fett generell verteufelt. Mittlerweile verstehen wir, dass die Sache um einiges komplexer ist. 91 Es geht nicht darum, dass wir einfach wenig Fett zu uns nehmen, sondern die richtige Art von Fett, und von diesem dann durchaus ausreichend viel. Als kleine Faustregel kann gelten: ausreichend viel fetten Fisch, wie etwa Makrele oder Lachs – aber nicht aus der Zucht –, weil dieser eben die wichtigen Omega-3-Fettsäuren enthält. Darüber
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