Weg mit den Pillen
Glaubersalz, das Wasser im Darm bindet und so den Stuhlgang erleichtert. Über Mittag gehe ich zwei Stunden hinaus in die Sonne und wandere ein bisschen im Lötschental im Wallis, in das ich mich zurückgezogen habe. Weil ich mit meinem Buch schneller fertig geworden bin als gedacht, blieb mir am letzten Tag noch ein halber Tag Zeit. Ich habe eine Skitour auf den Lötschentaler Länggletscher gemacht. In knapp dreieinhalb Stunden bin ich ca. zehn Kilometer und 800 Höhenmeter gestiegen, ohne Anstrengung, ohne Probleme, und habe es sehr genossen. Jetzt habe ich ja auch weniger Gewicht.
Es ist ein Mythos zu glauben, während des Fastens werde nur Muskelgewebe abgebaut und man schwäche sich durch den Nahrungsverzicht. Muskelgewebe wird immer abgebaut, wenn wir es nicht brauchen, und aufgebaut, wenn wir es brauchen. Wenn wir also während des Fastens Bewegung und Sport in unser Tagesprogramm aufnehmen, werden wir eher fitter als schlapper. Zwar wird man ohne Eiweißzufuhr keinen Muskelaufbau im Sinne eines regelrechten Bodybuildings durchführen können. Aber unser Körper hat genügend Eiweißreserven, auf die er zurückgreifen kann, um eine ganze Weile Fasten zu überstehen, ohne dass Probleme auftauchen. Im Gegenteil: Das Aufzehren dieser Reserven ist ein gesundheitsfördernder Akt, weil nicht wenige Krankheiten auch darauf zurückzuführen sind, dass wir zu viel Eiweiß zu uns nehmen. Eine kontinuierliche, langsame, körperliche und geistige Belastung ist kein Problem während des Fastens. Nur das, was schnell gehen muss, ist nicht immer leicht. Daher empfiehlt es sich auch, sich zumindest beim ersten Mal aus dem Alltag auszuklinken, denn es ist hilfreich, wenn man sich seinem eigenen Rhythmus hingeben kann. Manche Leute schlafen weniger während des Fastens. Ich schlafe eher mehr.
Wenn ich nicht ausreichend Erfahrung mit diesem Prozess gesammelt hätte, würde ich das natürlich nicht tun: mich auf ein solches
Experiment einlassen und fasten, während ich ein Buchmanuskript fertigstelle, das ich bald abliefern muss. Aber ich mache das ja auch nicht zum ersten Mal. Man muss seinen Organismus langsam daran gewöhnen, auf seine eigenen Reserven zurückzugreifen, und ich habe auch wirklich genug von diesen. Wenn man sich dann kennt, kann man immer wieder einen oder mehrere Fastentage ins Leben einbauen, wenn es sich eben gerade ergibt. Entweder als spirituellreligiösen Akt oder einfach so, aus pragmatischen Gründen.
Ich habe jetzt über den Lauf der Jahre viele verschiedene Formen des Fastens ausprobiert: Einzelne Tage finde ich besonders hilfreich, und im Moment halte ich einen Fastentag pro Woche. Das lässt sich relativ einfach in den Alltag einbauen, wenn man seinen Körper einmal kennt. Das Ramadan-Fasten der Muslime habe ich auch versucht, allerdings ohne Getränkeenthaltsamkeit. Ich persönlich finde es nicht so hilfreich. Denn wenn man am Abend viel isst, ist der physiologische Effekt kaum wahrnehmbar. Islamische Bekannte haben mir zudem erzählt, dass die Menschen während des Ramadan im Durchschnitt eher zunehmen, weil sie während dieser Zeit sehr viel essen – vor allem sehr viel Süßes am Abend. Vermutlich würde diese Fastenform gut funktionieren, wenn man nur sehr wenig isst. Ich selbst finde es einfacher, im Fastenprozess zu bleiben, wenn der Organismus schon einmal umgestellt ist. Manchmal ist es auch hilfreich, während einer begrenzten Zeit auf eine bestimmte Art von Nahrungsmittel zu verzichten: auf Süßigkeiten, auf Bier oder Wein, auf Fleisch.
Sie können selbst einmal experimentieren: Versagen Sie sich einfach ein Frühstück und dehnen Sie die physiologische Fastenperiode um einen halben Tag aus. Das ist der leichteste Einstieg. Warten Sie mit dem Essen, bis Sie wirklich Hunger haben. Am leichtesten ist das dann, wenn Sie am Abend zuvor relativ viel gegessen haben. Dann haben Sie in aller Regel am Morgen nicht wirklich Hunger. Wenn Sie dann dem eigenen Impuls folgen und nichts essen, verbrennt der Körper die Nahrungsreserven, die noch da sind. Strecken Sie die Zeit noch ein bisschen: Sie werden merken, dass der Hunger gar nicht so arg ist. Wenn er dann kommt (und das wird er tun, vor allem
wenn Ihr Organismus nicht auf die Umstellung eingerichtet ist), dann können Sie damit experimentieren, nur zu trinken, nichts zu essen. Sie werden merken, das Hungergefühl verschwindet für eine Weile. Der Organismus greift auf seine eigenen Reserven zurück. Man muss diese Experimente am Anfang
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