Weg mit den Pillen
und ohne Fastenerfahrung nicht übertreiben. Aber es sind hilfreiche Übungen. Wir sollten auch nicht den rhythmischen Wechsel zwischen Genuss und Enthaltsamkeit vergessen. Theresia von Ávila (1515 – 1582), die große spanische Mystikerin, pflegte zu sagen: »Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Fasten, dann Fasten.« Beides gehört zum Leben. Wir aber haben heutzutage die ganze Zeit zur Festzeit gemacht und darüber den rhythmischen Wechsel vergessen. Dadurch ist uns auch die Festzeit schal geworden. Die Rechnung bezahlen wir kollektiv: durch das Überhandnehmen von chronischen Krankheiten, Krebs, Diabetes, Herzkrankheiten und Demenz.
Daher ist ein wichtiger Schritt die Kalorienreduktion. Am einfachsten ist sie durch die Reduktion von Mahlzeiten zu erreichen. Fasten hilft dabei, eine solche Ernährungsumstellung einzuleiten. Wichtig dabei ist, dass man nach dem Fasten sehr langsam und sorgfältig wieder mit dem Essen beginnt. Einschlägige Ratgeber haben hierfür Rezepte parat. Eine Faustregel lautet: Ein Drittel der Fastentage soll man als Umstellungstage einplanen; das bedeutet wenig essen, erst nur Kohlehydrate, dann Eiweiß dazu, dann erst Fett. Denn die entsprechenden Enzyme müssen erst wieder gebildet werden. Wer sich ernsthaft mit dem Fasten befassen will, sollte sich vielleicht einen der vielen Ratgeber zulegen und die Ratschläge darin befolgen. 88 Außer wenn man Diabetiker ist, ernsthaft dickleibig oder anderweitig krank, gibt es keinen Grund, es nicht zu versuchen. Und wer eine dieser Erkrankungen hat (oder vielleicht auch nur ein bisschen ängstlich ist), es aber gerne probieren würde, kann eines der vielen Angebote in Kliniken und Bildungshäusern in Anspruch nehmen, bei denen der Fastenprozess durch geschulte Ärzte begleitet wird. Gerade Stoffwechselkrankheiten und immunologische Krankheiten wie chronische Polyarthritis oder Neurodermitis sprechen sehr gut auf Fasten mit anschließender Ernährungsumstellung
an. Dies sollte aber dann in einer spezialisierten Klinik geschehen.
Wichtig ist vor allem, das Fasten nicht als einmalige Veranstaltung zu sehen, sondern als den Beginn eines neuen Umgangs mit Nahrung. Denn es erleichtert das Umstellen der Ernährung immens. Man spürt nach dem Fasten viel genauer, welche Nahrungsmittel einem gut tun und welche nicht. Wenn man diese Übergangszeit klug nutzt, kann man ohne großes Weh seine Ernährung umstellen, wenn man dies will. Auch das Beenden von Suchtverhalten – Rauchen, Alkoholsucht oder Ähnliches – ist nach dem Fasten und durchs Fasten meistens leichter. Fasten ist nicht jedermanns Sache, das gebe ich gerne zu. Es hängt sehr vom Naturell, vom individuellen Stoffwechsel ab, ob es jemandem gut tut oder nicht. Sehr schlanke Menschen mit hohem Grundumsatz haben öfter Probleme, obwohl auch sie mit Vorteil fasten können. Bei Menschen, die nicht von längeren Fastenzeiten profitieren, können vergleichbare Maßnahmen sinnvoll sein: Mahlzeiten hinauszögern, manchmal weniger essen, eine Mahlzeit ausfallen lassen oder überhaupt einfach etwas ganz anderes essen.
Das Richtige essen
Die Studien von Dean Ornish haben gezeigt, wie viel Veränderung man mit einer Diät erreichen kann. Ein wesentliches Element dieser und vieler anderer Diäten ist die Verschiebung der Gewichtung: weg von Eiweißen und einfachen Kohlehydraten, hin zu Gemüse, Früchten und Vollkorngetreide. Wir essen zu viel Fleisch und Sättigungsbeilagen wie Kartoffeln, Nudeln oder Reis und zu wenig »Grünzeug«. Man muss sich ja auch vor Augen führen, dass die Zusammenstellung dessen, was wir meistens noch immer essen, aus einer Zeit stammt, als die Mehrheit der Bevölkerung körperlich schwerer Betätigung nachging – in der Landwirtschaft oder sonst wo. Die Zeiten haben sich geändert, unser Berufsleben auch, aber die Ernährungsgewohnheiten oftmals nicht. Die haben wir von unseren Eltern und die haben sie von den ihren.
Ein wichtiger erster Schritt ist es, die Menge der Nahrung tierischen Ursprungs zu reduzieren oder sogar ganz auf eine vegetarische Diät umzustellen. Tierische Eiweiße sollten eher ein besonderes Extra sein und nicht die tägliche, regelmäßige Kost. Eine große Studie an einer halben Million Menschen hat unlängst klar belegt, dass der regelmäßige Verzehr von rotem Fleisch einen Risikofaktor für Krebs und Herzinfarkt darstellt; das Risiko steigt um 20 bis 25 Prozent an. 89 Das dürfte mit mehreren Faktoren zusammenhängen: Zum einen enthalten tierische
Weitere Kostenlose Bücher