Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg mit den Pillen

Weg mit den Pillen

Titel: Weg mit den Pillen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Walach
Vom Netzwerk:
in sein Leben einbaut.
Außerdem ist es wichtig, richtig zu essen – das heißt auf die Art der Kohlehydrate zu achten, die man zu sich nimmt, und generell ihren Anteil zu verringern.
Das heißt auch, wesentlich mehr Gemüse und Obst zu sich zu nehmen, als wir das momentan tun, und den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren.
Von besonderer Bedeutung sind die richtigen Öle und Fette. Wir müssen vor allem eine gute Balance zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren anstreben, idealerweise im Verhältnis 1:1.

10.
Sanftes Heilen
    Phytotherapie
    Mein Kollege Volker Sommer, der am University College London evolutionäre Anthropologie lehrt, unterhält eine Primatenforschungsstation in Nigeria, auf der er sich einige Monate im Jahr aufhält, um Primaten zu beobachten – Schimpansen, Bonobos, Gorillas. Er hat auf seinen Feldforschungsgängen etwas Interessantes entdeckt. Wenn Primaten Parasiten im Darm haben, also Würmer, dann fressen sie eine ganz bestimmte Pflanze, und zwar so lange, bis die Parasiten weg sind. Die ausgeschiedenen Blätter pflegt er bei seinen Vorträgen als Anschauungsmaterial mitzubringen. 93 Dies ist vermutlich eines der frühesten Beispiele für natürliche Medizin oder Phytotherapie, die Heilung durch die Verwendung von Heilpflanzen. Aus der Tierwelt sind viele Beispiele bekannt, wie Tiere instinktiv solche Pflanzen nutzen, die ihnen gut tun, und solche meiden, die giftig sind. Sie verwenden in Krankheitsfällen bestimmte Pflanzen, die sie sonst nie essen würden, wie etwa die Schimpansen eine bestimmte Pflanze zur Bekämpfung von Parasiten.
    Wir können davon ausgehen, dass die beinahe Jahrmillionen alte Tradition, Pflanzen als Heilmittel zu verwenden, auf eine lange Erfahrung gestützt ist. Diese Erfahrung ist nicht wissenschaftlich im strengen Sinne des Wortes, aber sie dürfte – durch viele Versuche und Irrtümer über viele Generationen hinweg – doch relativ akkurat sein. Wir sehen das am Beispiel des Johanniskrautes, auf Lateinisch Hypericum. Diese Pflanze wurde in unseren Breiten seit alters her zur Behandlung von Depressionen und Melancholie eingesetzt. Mittlerweile, nach einer ganzen Reihe klinischer Prüfungen, hat sich herausgestellt, dass Johanniskrautpräparate bei leichten und mittelschweren Depressionen mindestens genauso wirksam sind wie die modernen Psychopharmaka, aber mit weniger Nebenwirkungen behaftet. 94 Ein australischer Gesundheitsbericht
kommt gar zu dem Schluss, Australien sollte eigentlich von den SSRI weg und auf Johanniskrautpräparate umsatteln. Das würde 50 Millionen australische Dollar sparen. 95 Nun hat Australien nicht gar so viele Einwohner. Stellen wir uns vor, was passieren würde, wenn die USA oder Europa oder auch nur einige europäische Länder auf solche Präparate umsatteln würden. Hier würden sich plötzlich massiv ökonomische Gewichte verschieben und man könnte vor allem enorm viel Sparpotenzial verwirklichen.
    Hypericum ist nur ein Beispiel von vielen. Es zeigt, dass hinter dem alten Erfahrungswissen, das in die Phytotherapie eingeflossen ist, durchaus Sachgehalt steckt. Dieser ist oft sehr kompliziert ausfindig zu machen. Denn die pflanzlichen Extrakte haben eine Unzahl von Komponenten in sich, die pharmakologisch aktiv sind. Diese wollen alle charakterisiert sein, und bevor man sie nicht charakterisieren kann, kann man keine entsprechenden Arzneimittel herstellen, weil die ja immer etwa gleich gut und gleich wirksam sein sollen. Viel Forschung muss durchgeführt werden, bis man so weit ist. Aber bei einigen gut beforschten pflanzlichen Arzneimitteln, Hypericum oder Ginkgo, weiß man mittlerweile, dass es klare pharmakologisch-kausale Wirkprinzipien gibt, weswegen diese Stoffe wirken. Man kennt noch nicht alle, aber immerhin einige dieser Wirkpfade.
    Das Problem bei solchen Stoffen ist nun, wirtschaftlich gesehen, dass sie nicht patentierbar sind. Extraktions- und Herstellungsprozesse sind vielleicht patentierbar, aber nicht die Pflanzen selbst. Denn die gibt es ja schon. Also kann jeder, der weiß, wie man aus einem Sack Johanniskrautblüten Johanniskrautextrakt herstellt, eine Apotheke oder Firma aufmachen und Johanniskrautpräparate gegen Depressionen herstellen und verkaufen (wenn er denn die ganzen legalen Registrierungshürden überwunden hat). Außerdem hat ein komplexes Regelwerk in Europa mittlerweile dazu beigetragen, dass Gemische aus sehr vielen Pflanzen nicht mehr außerhalb von Apotheken und ihren begrenzten Abgaberegeln

Weitere Kostenlose Bücher