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Weg mit den Pillen

Weg mit den Pillen

Titel: Weg mit den Pillen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Walach
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sorgfältig auf Anzeichen der Veränderung achten. Hat sie sich nicht heute Morgen schon ein bisschen fröhlicher gefühlt? War nicht ihr Mann gestern ein bisschen zärtlicher zu ihr? Sie wird vielleicht ihre Ärztin anrufen und über die Veränderungen berichten. Die bestätigt sie darin, dass das ein Zeichen dafür ist, dass das Arzneimittel wirkt. Wunderbar, das haben ja alle erwartet und erhofft. Und schon ist der Weg geebnet, dass das Wunder möglich wird, das Wunder der Heilung, das nur aus der Patientin selbst kommen kann und wird. Vielleicht wird es unterstützt von einer empathischen Beziehung, vielleicht sogar von einer sehr subtilen, von uns noch nicht verstandenen Pharmakologie. Auf jeden Fall aber ist es ausgelöst durch ein völlig freies, offenes Feld, in dem wieder alles neu werden kann. Und wenn es neu werden kann und alle Beteiligten daran glauben, dann ist die Chance, dass alles neu wird, auch um einiges höher – wenn nicht sogar sehr hoch.
    Ein anderes Wunderszenario könnte beim Geistheiler passieren. Der erklärt seinem Patienten, der an unerklärter Angst leidet, dass
es womöglich eine schlechte Energie in seinem Umfeld gebe, und liefert damit eine zwar für uns etwas abwegige, aber für den Patienten möglicherweise plausible Erklärung. Der Geistheiler erklärt dem Patienten weiter, dass er nun durch Gebete diese negativen Energien aus seinem Umfeld leiten werde. Vielleicht hat er ein paar schöne Geschichten parat. Ich kannte eine Heilerin, die gerne mit Kristallen heilte und zu erzählen pflegte, dass sie einmal einen Manager behandelt hatte, der sehr schwer depressiv war. Als sie ihn behandelte, sah sie, wie aus dem Kopf des Patienten durch den Kristall hindurch lauter kleine schwarze Tierchen hervorkamen, genau in die Richtung, in die der Kristall deutete, weiterwanderten und schließlich durchs Schlüsselloch verschwanden. Anschließend, so war die Erzählung der Heilerin und so muss der Mythos auch weitergehen, war der Manager von seiner Depression geheilt. Nun erzählt der Heiler also diese oder eine ähnliche Geschichte. Das flößt Vertrauen ein und bewirkt eine Erwartung. Der Heiler führt ein ausgeklügeltes Heilritual durch. Ich kannte einen Psychiater, der auch als Heiler arbeitete, der seine Patienten ausführlich zu segnen pflegte. Andere streichen im Umfeld des Patienten mit den Händen auf und ab und sagen, sie würden dessen Aura behandeln. Wieder andere sagen, sie würden die dunklen Energien im Umfeld des Patienten »sehen« und sie »sehen« dann auch, wie sie verschwinden.
    Welch größere Bestätigung kann es geben, als wenn ein Heiler etwas entweichen »sieht«. Ich setze das »sehen« hier bewusst in Anführungszeichen, nicht weil ich glaube, dass die Heiler Unsinn reden (obwohl manche das sicher auch tun), sondern weil es hier um eine andere Dimension des Sehens geht. Weil der Patient es eben nicht »sehen« kann, muss er glauben. Wenn er das tut, dann hat der Heiler schon fast gewonnen. Denn dann mobilisiert der Patient die Erwartung und das Vertrauen, dass sich jetzt etwas ändern könnte, und zwar radikal, vollkommen. Der Heiler hat möglicherweise auch noch allerhand Insignien seiner Fähigkeit an der Wand hängen – Diplome, gerahmte Briefe von geheilten Patienten, ein Foto, wie er dem Papst oder dem Altbundeskanzler Kohl
die Hand schüttelt. Alles sind Ausweise seiner Macht, die der Patient im Wartezimmer mit Ruhe bestaunen und ausführlich zur Kenntnis nehmen kann. Das hilft, denn es ermöglicht den Raum des Wunders. Vielleicht wird jetzt tatsächlich etwas radikal anders. Denn der Patient hält es, vielleicht zum ersten Mal seit langer Zeit, für möglich, dass etwas anders wird. Und dann wird es auch so, möglicherweise.
    Das sollte nicht ausschließen, dass manche Heiler vielleicht wirklich Energien manipulieren, die wir noch nicht kennen, oder in himmlischen Sphären Sondertarife haben, die uns anderen Sterblichen nicht gegeben sind, oder Wahrnehmungsgaben, die wir uns nicht vorstellen können. Schmetterlinge können ja auch ein Molekül Pheromon in tausenden Kubikmeter Luft riechen. Warum soll nicht ein Heiler auf anderen Gebieten ebenso sensibel wahrnehmen können? Aber das ist hier nicht der Punkt. Mir geht es jetzt einzig und allein darum, dass völlig unabhängig davon, ob der Heiler etwas bewirkt, völlig unabhängig davon, ob in homöopathischen Kügelchen pharmakologische Information steckt, und völlig unabhängig davon, ob ein Bypass die

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