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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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aufgeben. Finanzielle Stabilität war schließlich das Einzige, das er seiner Frau bieten konnte. Er war ihr nie ein guter Ernährer gewesen; immer hatte seine frühere Frau mit den Kindern Ansprüche an ihn gestellt. Nein, bei aller Liebe, aber er musste durchhalten, bis seine Pension gesichert war.
    Das Ärzteteam sprach natürlich auch mit Nora, wurde aber nicht recht schlau aus ihr. Immer wieder betonte sie, dass sie nicht im Geringsten an Besitztümern oder Alterspensionen interessiert sei. Sie und ihr Mann lebten in einer kleinen, schlichten Wohnung, und die Miete dafür könne sie leicht allein aufbringen; ihre übrigen Ansprüche seien nicht groß.
    »Werden Sie ihn also ermutigen, in den Ruhestand zu gehen?«, fragte der Kardiologe.
    »Nein, wenn er nicht will, dann nicht. Warum sollte ich mich zwischen ihn und das stellen, was sein Leben ausmacht? Aidan hat immer gern unterrichtet, er hätte das Gefühl, zu versagen, wenn er diese Schule verlassen würde.«
    »Könnte er nicht auch zu Hause unterrichten? Vielleicht Privatunterricht geben?«
    »Nein, Aidan findet es nicht richtig, wenn man für Bildung auch noch zahlen soll. Wir können ihm keinesfalls zumuten, gegen seine Prinzipien zu verstoßen.«
    »Aber Sie sind eine starke Persönlichkeit, Mrs.Dunne. Ich bin sicher, dass Sie ihn überreden könnten.«
    »Ich bin sicher, dass ich es könnte, wenn ich es versuchte – aber es wäre nicht redlich, meinen Mann dazu zu überreden, das aufzugeben, was er liebt.«
    »Auch wenn es ihn umbringt?«
    »Früher oder später muss er ohnehin sterben.«
    »Das müssen wir alle, aber wenn er auf sich und seine Gesundheit achtet, hat er noch viele Jahre vor sich.«
    Noras Miene war noch immer ausdruckslos. »Ja, Jahre voller Angst und Unsicherheit und Sorge, dass er wieder einmal keine Luft bekommen könnte.«
    »Wir können ihm dabei helfen, dass das nicht wieder vorkommt. Soweit das eben in unserer Macht steht.«
    »Aber ganz sicher sind Sie nicht, oder?« Noras Stimme war hart.
    »Nein, nicht mehr, als wir sicher sein können, dass Sie beide auf dem Nachhauseweg nicht vom Bus überfahren werden. Doch unsere Erfolgsquote, unseren Patienten nach einem Herzanfall ein gutes und normales Leben zu ermöglichen, ist hoch. Ihr Mann gehört zu dieser Gruppe. Wir haben ihn deshalb an ein Tageszentrum für Herzinsuffizienzpatienten überwiesen. Die Klinik ist unserem Krankenhaus angegliedert, und er muss sich dort in regelmäßigen Abständen untersuchen lassen. Man überprüft die Blutwerte und stellt die Medikamentierung individuell auf ihn ein.«
    »Und wieso heißt es dann Herzversagen?«
    »Weil genau das der Fall ist: Weil das Herz dabei versagt, optimal zu funktionieren.«
    »Und müsste Aidan jede Woche dorthin?«
    »Am Anfang ja, im Lauf der Zeit dann seltener. Ihr Mann wird das als große Hilfe empfinden.«
    Nora erwiderte nichts.
    »Ganz sicher, Mrs.Dunne. Alle unsere Untersuchungen haben ergeben, dass derart betreute Patienten wesentlich zuversichtlicher und positiver gestimmt sind, und genau das ist in dieser Zeit lebenswichtig.«
    »Und wird diese Klinik von einem Pharmakonzern gesponsert? Werden dort Medikamente an Patienten erprobt?«
    »Nein, wo denken Sie hin. Das Tageszentrum arbeitet unter der Ägide dieses Krankenhauses, und wir sind sehr stolz darauf.« Die Empörung über Noras Unterstellung war dem Arzt deutlich anzumerken.
    »Tut mir leid, Doktor. Für Sie ist Aidan nur ein Patient, für mich ist er mein ganzes Leben. Ich kann nicht mehr logisch denken.«
    »Er wird Ihren klaren Verstand aber jetzt mehr denn je benötigen«, erwiderte der Arzt. Er musste diese Frau unbedingt als Verbündete gewinnen. »Begleiten Sie Ihren Mann in die Tagesklinik, schauen Sie sich die Leute dort an, und Sie werden beide davon profitieren.«
    Zum ersten Mal während dieses Gesprächs wich der angespannte, ängstliche Ausdruck von Nora Dunnes Gesicht. Sie war eine schöne Frau, wie der Arzt feststellte.
    »Wir werden uns die Sache mal anschauen«, versprach sie mit einem kleinen Lächeln.
     
    Barbara hatte Aidan im Krankenhaus besucht, um ihn darauf vorzubereiten, was ihn in der Klinik erwartete. Aufmerksam hörte Aidan sich an, was ihm diese hübsche junge Frau mit viel Engagement zu sagen hatte. Man schien dort wirklich an alles zu denken: Es gab Gymnastikkurse, man konnte seinen Blutdruck messen und sich wiegen.
    Und nachts stand ihnen eine Notfallnummer zur Verfügung.
    »Warum sollten wir in dem Fall nicht sofort

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