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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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sahen viel gesünder aus und wirkten wesentlich normaler als bei ihrer Ankunft.
    Vonni lächelte sie zufrieden an. Nicht alles ging gut aus, aber manche Dinge schon.
    Daran musste sie sich festhalten.
     
    Nach ihrem aus frischem, warmem Honigbrot bestehenden Frühstück im Mesanihta trugen Simon und Maud Vonnis kleine Reisetasche für sie nach Hause.
    »Freuen Sie sich, wieder zurück zu sein?«, fragte Maud.
    »In Ihrem richtigen Zuhause?«, fügte Simon erklärend hinzu.
    »Ja, sehr«, sagte Vonni und sah sich um. Fröhlich grüßte sie die Leute, die ihnen auf der Straße begegneten.
    »Wir haben zu Hause viele
avgas
, falls Sie später ein Omelett haben möchten«, schlug Simon vor.
    »Ach, ein Omelett wäre was Feines«, erwiderte Vonni mit müdem Lächeln. Während die Zwillinge das Essen zubereiteten, ging sie in ihr Zimmer, um sich umzuziehen.
    Die Zwillinge waren so nett und aufmerksam und auch so bescheiden.
    »Hört mal, ihr zwei«, sagte Vonni später beim Essen zu ihnen, »ich kann nicht von euch verlangen, dass ihr die ganze Zeit über nur arbeitet. Ich möchte, dass ihr auch ein bisschen Spaß habt. Also, nehmt euch ein paar Tage frei und erkundet mit dem Geld, das ihr verdient habt, die Insel.«
    »Aber wir dachten eigentlich, dass wir damit einen Teil unserer Schulden bei Ihnen begleichen«, meinte Simon.
    »Das ist nicht nötig, mir fehlt es an nichts. Ich würde mich freuen, wenn ihr die Schönheiten der Insel kennenlernen könntet – die Schlucht und die Höhlen und die wunderbaren leeren Strände im Norden oben. Wenn ihr mal später im Berufsleben steht, als Anwalt oder Lehrerin, dann habt ihr etwas, woran ihr zurückdenken könnt. Das würde mir eine große Freude machen …«
    »Wenn Sie es wirklich ernst meinen …?«
    »Wenn Sie wirklich sicher sind …?«
    Nachdenklich betrachtete Vonni die beiden. Die wenigen Euro, die sie als Babysitter im Anna Beach Hotel verdient hatten, würden ihnen reichen, um die Insel zu erkunden. »Natürlich bin ich sicher. Aber da wäre noch etwas.«
    »Ja, Vonni?«
    »Was glaubt
ihr
, war der Grund, weshalb ich in England war? Mir ist aufgefallen, dass ihr mich als Einzige nicht danach gefragt habt. Was war eurer Meinung nach der Grund?«
    Einen Moment lang sagten weder Simon noch Maud ein Wort, sondern sahen einander nur an.
    »Nur zu, raus mit der Sprache – sonst würde ich nicht fragen.«
    »Ich glaube, dass jemand gestorben ist«, sagte Maud schließlich.
    »Ja, ich glaube auch, dass Sie bei einer Beerdigung waren«, schloss Simon sich an.
    »Wie kommt ihr denn auf die Idee?«
    »Weil Ihre Augen so leer sind. Irgendwie anders.«
    »Und sogar wenn Sie lächeln, scheinen Sie traurig zu sein.«
     
    Die Zeit verging wie im Flug, und bald waren die Ferien zu Ende, und eine braungebrannte Maud und ein ebenso knackig brauner Simon mussten nach Irland zurückkehren. Vonni hatte ihnen geholfen, das Geschenk von Declan für Fiona auszusuchen – einen wunderschönen handbemalten Schal.
    »Werden Sie zu Fionas Hochzeit kommen?«, wollte Simon am Vorabend ihrer Abfahrt von Vonni wissen.
    »Nein, Simon, ich bin zu alt, um noch so weit zu reisen«, erwiderte sie.
    »Aber Sie waren doch erst in England?« Simon war, wie immer, von einer unerbittlichen Logik.
    »Aber das war doch ein Gnadenakt«, erinnerte Maud ihren Bruder.
    »Ein Gnadenakt?«, wiederholte Vonni erstaunt.
    »War das falsch? Sagt man das nicht so«, fragte Maud besorgt.
    »Nein, im Gegenteil, du hast das sehr schön ausgedrückt. Habt ihr beide denn hier auf der Insel auch etwas fürs Leben gelernt?«
    »Na ja, ein bisschen Griechisch haben wir gelernt. Nicht genug, ich weiß, aber immerhin ein paar Wörter«, antwortete Simon.
    »Und wir haben gelernt, dass man nicht viel Geld braucht, um glücklich zu sein«, fügte Maud hinzu.
    »Wie wahr. Und wo habt ihr das gelernt?«
    »Also, überall, würde ich sagen. Oben in den Bergen, wo die Leute kaum was zum Leben haben. Und hier unten bei Ihnen, Vonni. Sie haben nicht viel, aber Sie haben auch keine großen Wünsche. Sie leben einfach Ihr Leben und nehmen es, wie es kommt. Ganz egal, was passiert.«
    Vonni war überrascht. »Aber ihr zwei habt doch nicht etwa geglaubt, dass man Glück mit Geld kaufen kann, oder?«
    »Nein, aber wir kennen viele Leute, die das glauben.«
    »Wisst ihr, ich denke, ihr zwei werdet einmal ganz gut mit eurem Leben zurechtkommen, ganz egal, was passiert«, sagte Vonni. »Ihr macht das ganz toll.«
    »Bitte, besuchen Sie

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