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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Verfügung stellen sollte. Wir wollen mit unserer Vortragsreihe an die breite Öffentlichkeit gehen und laden deshalb die Medien, Geschäftsleute und alles, was im Medizinbetrieb Rang und Namen hat, ein. Jeder Mitarbeiter in der Klinik reißt sich dafür den Arsch auf, und ich erlaube
nicht
, dass du das als betulichen Kuchenbasar abtust!«
    Linda war erschrocken zusammengezuckt. »’tschuldigung, ich habe nicht so genau zugehört. Ich habe da wohl was falsch verstanden.«
    »Du hörst nie zu. Für dich ist nichts und niemand wichtig außer du selbst.«
    »Hey, Mam, das ist jetzt vielleicht ein bisschen krass.«
    »Verschone mich mit deinem ›hey, Mam‹. Du bist jetzt erwachsen, Linda. Lass diese Babystimme.«
    »Gut, dann werde ich auch aufhören, dich ›Mam‹ zu nennen. Von jetzt an sage ich ›Clara‹ zu dir.«
    »Mir ist egal, wie du mich nennst, solange du etwas Intelligentes zu sagen hast!« Mit diesen Worten eilte Clara, die Türen knallend, aus dem Haus und ließ den Motor ihres Wagens aufheulen.
    Linda sah ihr vom Fenster aus nach. Aus irgendeinem Grund hatte sie ihre Mutter offenbar sehr verärgert. Sie zuckte die Schultern. Es hatte wenig Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die alten Leute heutzutage waren ihr ein Rätsel.
     
    Mit raschen Schritten stürmte Clara in die Klinik.
    »Du hast schlechte Laune«, sagte Hilary.
    »O Mann, und was für schlechte Laune«, schnauzte Clara.
    Ania hatte sie ebenfalls kommen sehen und eilte mit dem Kaffee herbei.
    »Liegt heute Morgen irgendetwas Schreckliches an?«, wollte Clara wissen.
    »Frank will auf einen Schwatz, wie er es nennt, gegen elf Uhr vorbeikommen«, antwortete Hilary.
    »Als ob dieser Mann je mit irgendeinem Menschen einen Schwatz halten würde«, meinte Clara seufzend.
    »Nun, es geht um das Geld, das der arme Jimmy aus Galway uns in seinem Testament hinterlassen hat«, erklärte Hilary. »Frank sieht da ein Problem auf uns zukommen.«
    »Natürlich tut er das«, pflichtete Clara ihr bei. »Jedes Mal, wenn er in den Spiegel schaut, sieht er das größte Problem, mit dem wir uns herumzuschlagen haben.«
    Ania kicherte.
    Clara seufzte. »Also, habt kein Mitleid mit mir. Was steht sonst noch an?«, fragte sie resigniert.
    »Findet nicht heute eine von Lavenders Kochdemos statt?«, meinte Hilary.
    »Ja, richtig, es geht um halb zwölf Uhr los. Wir müssen dort alle Präsenz zeigen, um Lavender zu unterstützen.« Clara kannte kein Pardon. »Also sehen wir zu, dass wir den schrecklichen Frank wieder loswerden, bevor Lavender mit ihrer Vorstellung anfängt. Tun wir unser Bestes, um diesen kleinen Schwatz zu einem raschen und positiven Ende zu bringen. Frank wird durchdrehen, wenn ihm der Duft von Lavenders gegrillten Makrelen in die Nase steigt.«
    »Stehen Makrelen heute auf ihrem Programm?«, fragte Hilary interessiert.
    Clara nickte begeistert. »Ja. Sie spricht ihre Rezepte immer vorher mit mir ab. Und das hier hört sich gut an. Vielleicht sollten wir etwas früher Mittagspause machen und ihre Makrelen essen.«
    »Weißt du, dass ich noch nie im Leben Makrelen gemacht habe?«, sagte Hilary
    »
Makrela?
Das sagt man auch im Polnischen. Ist das ein guter Fisch?«, erkundigte sich Ania.
    »Auf jeden Fall ein vergessener Fisch«, erklärte Clara. »Meine Großmutter hat ihn früher vier oder fünf Mal die Woche auf den Tisch gebracht. Dann haben die Leute ihn nicht mehr gewollt, wahrscheinlich, als sie sich mehr Fleisch und Hühnchen leisten konnten.«
    »Was ich von Ihnen nicht alles lerne, Clara.« Zufrieden, etwas Neues erfahren zu haben, machte Ania sich wieder an ihre Arbeit.
    »Gott, ist sie nicht ein nettes Mädchen! Warum kann ich nicht eine Tochter wie sie haben statt meiner störrischen, übelgelaunten Linda, die unseren großen Empfang als ›Kuchenbasar‹ abtut.«
    Clara war so empört, dass Hilary lauthals lachen musste. »Tut mir leid, Clara, aber wenn du jetzt dein Gesicht sehen könntest! Vielleicht sollten wir unser Projekt von nun an tatsächlich nur als den ›Kuchenbasar‹ bezeichnen, das beruhigt möglicherweise. Was hat Linda denn sonst noch angestellt?«
    »Das willst du gar nicht wissen, glaub es mir. Ständig zuckt sie als Antwort nur die Schultern, dass ich denke, sie hat sie sich ausgerenkt. Sie hat keinerlei Plan, was sie mit ihrem Leben anfangen will, keinen Biss.«
    »Du bist aber sehr streng mit diesem Mädchen, das eines Tages meine Schwiegertochter sein wird«, sagte Hilary.
    Clara hatte total vergessen,

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