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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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verwaltet und eingesetzt werden. Doch Clara verhandelte ebenso hart.
    Jimmy sei regelmäßiger Patient
ihrer
Klinik gewesen und habe außer den Schwestern und Ärzten, die er bei seinem ersten Besuch in der Notaufnahme angetroffen hatte, niemanden im Hauptkrankenhaus gekannt.
    »Nun, dann …«, setzte Frank triumphierend an.
    »Und da er ein Mensch war, dem seine Privatsphäre über alles ging, weigerte er sich, ihnen den Namen seines Hausarztes zu nennen. Stattdessen mietete er sich nach seiner Entlassung in einer Frühstückspension in Dublin ein, und da die Notaufnahme ihn zur Weiterbehandlung
irgendwohin
überweisen musste, haben sie ihn an uns überwiesen. Und bei uns hat er sich sehr wohl gefühlt. Das hat er auch in seinem Testament zum Ausdruck gebracht. Er hat sich dafür bedankt, dass wir ihm das Gefühl gaben, seine Krankheit im Griff zu haben. Dieses Geld wird hier in der Herzambulanz seine Verwendung finden, Frank, und wenn ich Sie dafür vor den Obersten Gerichtshof oder noch weiter zerren muss.«
    »Noch weiter geht nicht«, erwiderte Frank pikiert.
    »Oh, doch. Man könnte noch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen!«, konterte Clara mit blitzenden Augen.
    »Man könnte sich natürlich darauf einigen, einen Teil dieser Klinik …«, begann Frank, und in dem Moment wusste Clara, dass ihm die Argumente ausgingen.
    »Jimmy wollte, dass sein Geld uns zugutekommt. Und deswegen steht es
uns
zu«, beharrte sie.
    »Die wahre Kunst der Verhandelns besteht darin, Kompromisse zu schließen«, antwortete Frank gestelzt.
    »Das ist doch alles Quatsch«, brauste Clara auf. »Eine Sache ist entweder richtig oder falsch. Ich untersuche doch auch keinen Patienten und schlage Alarm, dass seine Arterien verkalkt sind und dass er dringend in die Röhre muss, um dann, weil ich befürchte, dass mir der Papierkram über den Kopf wächst, zurückzurudern und ihm zu erklären, dass wir uns auf einen Kompromiss einigen müssen und ich ihn deshalb bitte, erst in drei Monaten wiederzukommen, um die Aufnahmen machen zu lassen. So funktioniert das nicht im richtigen Leben, Frank.«
    »Tut mir leid,
nur
so.« Und dann erhöhte Frank sein Angebot von einem Drittel von Jimmys Vermögen auf die Hälfte. Die einzige Reaktion, die er dafür erntete, war ein entschieden verneinendes Kopfschütteln von Clara.
    »Der Vergleich ist nicht fair«, polterte er. »Sie haben einen Eid geleistet, den Menschen zu helfen. Für Sie ist das etwas anderes.«
    »Ja, ich habe einen Eid geleistet, und ich werde diesen Eid erfüllen.«
    »Aber ich habe keinen Eid geschworen«, sagte Frank.
    Clara musste laut lachen. »Oh, doch, das haben Sie. Sie haben geschworen, anderen das Leben mit Ihrer Knauserigkeit, kleinlichen Erbsenzählerei und Überbürokratisierung so schwer wie möglich zu machen. Sie haben es sich selbst versprochen, dafür zu sorgen, dass Sachzwänge und Paragraphenreiterei immer über den wahren Samaritergeist eines Krankenhauses siegen werden. Aber da haben Sie sich mit mir die Falsche ausgesucht, Frank. Ich werde mich nicht kampflos ergeben.«
    »Ich habe Sie mir nicht ausgesucht. Man hat Sie mir aufs Auge gedrückt!« Ein wenig Humor hatte Frank also doch. »Und ich möchte Sie daran erinnern, dass es diese Tagesklinik vor Ihnen nicht gegeben hat und nach Ihnen vielleicht nicht mehr lange geben wird. Sie tun ja gerade so, als sei diese Klinik das Wichtigste auf der Welt und nicht nur ein unbedeutender Wurmfortsatz eines größeren Ganzen.«
    »Das wäre aus dieser Klinik auch geworden, und sie wäre es noch immer, wenn es so gelaufen wäre, wie Sie sich das vorgestellt haben. Aber unsere Klinik wird noch lange weiterbestehen, und Jimmys Geld wird dazu beitragen, den nächsten Schritt in diese Richtung zu tun.« Clara war mittlerweile ziemlich wütend.
    »
Ihre
Tagesklinik ist finanziell von
meinem
Krankenhaus …«, begann er.
    »Wenn Sie glauben, dass ich auch nur noch eine Minute darauf verschwenden werde, mit Ihnen darüber zu streiten, ob wir die Bestuhlung für einen Vortrag mieten oder kaufen und einlagern werden, Frank Ennis, wenn Sie glauben, dass ich noch ein Mal die demütigende Erfahrung auf mich nehmen werde, Sie anzubetteln, die wahrhaft geringen Honorare für Gastredner bei diesen Vorträgen zu bezahlen … Wenn Sie glauben, dass ich stundenlang mit Ihnen und Ihren bornierten Kollegen über die
Machbarkeit
 – Gott, ich hasse dieses Wort – eines Jugendprogramms diskutieren werde, bei dem

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