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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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zwanzig Jahren war. Das ist auch eine Art von Liebe.«
    »Clara hat recht«, warf Linda ein. »Alan ist nun mal der, der er ist. Je schneller wir das alle akzeptieren, desto eher können wir uns überlegen, wie es mit uns weitergeht.«
    Clara stand auf. »Apropos weitergehen. Ich würde vorschlagen, wir genehmigen uns jetzt alle einen kleinen Likör. Ich denke, den haben wir uns verdient.« Und für den Fall, dass Alan vorbeifahren und durchs Fenster hereinschauen sollte, schloss sie rasch alle Vorhänge. Er war ein Narr, aber sie wollte ihm das Leben nicht noch schwerer machen, indem sie ihm vorführte, welch glückliche Familie hier am Esstisch saß, und das in einem Haus, aus dem er vor Jahren ausgezogen war und unendlichen Schmerz und Wut hinterlassen hatte.
     
    »Geht’s dir wieder besser?«, fragte Hilary am nächsten Tag.
    »Viel besser, danke. Tut mir leid, dass ich mich gestern so aufgeführt habe.«
    »Nein, du warst sehr unterhaltsam. War das Essen einigermaßen erträglich?«
    »Es war super. Alan hat mittendrin angerufen, um mir zu sagen, dass seine Tussi ihn rausgeworfen hat und ihr gemeinsames Kind weggibt. Aber Linda hat sich ungeheuer bemüht, mal wieder normal zu sein, und hat es auch fast geschafft. Ich habe den Abend sehr genossen.«
    »Na, so was!« Hilary wirkte überrascht.
    »So sehr sogar, dass ich allmählich zu dem Schluss komme, Lindas einziges Problem besteht nur darin, dass sie bisher noch nicht den richtigen Mann getroffen hat.«
    »
Clara!
Du und ich, wir beide gehören noch zur alten Garde: Jahrelang haben wir darum gekämpft, dass eine Frau nicht danach bewertet werden darf, ob und welchen Mann sie zufälligerweise abbekommen hat. Was soll jetzt aus unserer schwesterlichen Gemeinschaft werden, wenn du schwach wirst?« Hilary war empört.
    »Ich falle unserer Gemeinschaft doch nicht in den Rücken. Nur Linda gegenüber bin ich etwas milder gestimmt. Ich schlage vor, wir beide gehen heute Abend zu dem kleinen Italiener und besprechen, wie wir in dem Punkt weiter vorgehen sollen.«
    »Heute Abend?«
    »Jetzt komm schon, es ist doch nicht so, als ob eine von uns beiden etwas Besseres zu tun hätte«, sagte Clara.
    »Du kannst einer Frau wirklich das Gefühl geben, begehrt zu sein«, erwiderte Hilary, ehe sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte.
     
    Ania war am Telefon, als Alan in der Klinik anrief.
    »Warten Sie bitte einen Moment, Mr.Casey, ich werde nachsehen, ob sie abkömmlich ist. Sie hatte bisher Patienten.« Clara schüttelte heftig den Kopf. »
Nein
, tut mir leid, aber die Sprechstunde wird noch eine Weile dauern. Soll ich ausrichten, dass Sie angerufen haben?«
    »Sparen Sie sich die Mühe. Es ist ihr ohnehin egal. Würde ihr etwas an mir liegen, hätte sie
mich
längst angerufen. Auf Wiederhören«, sagte er.
    Ania wiederholte alles langsam für Clara.
    »Tut mir leid, Ania, dass Sie sich mit dem kindischen Benehmen von Menschen herumschlagen müssen, die das alles längst hinter sich haben sollten.«
    »Oh, Clara, wenn Sie wüssten, wie gut ich mich fühle, wenn ich am Leben aller hier teilhaben darf. Das gibt mir … warten Sie … Moment … ich weiß das Wort … großes Selbstbewusstsein.«
    »Ihr Englisch wird immer besser. Zu Hause würde man Sie nicht mehr wiedererkennen!«
    »Ja. Ich habe sogar mal jemanden von zu Hause hier in Irland getroffen. Er konnte es nicht glauben. Das war eine große Genugtuung«
    »War das Ihr Freund?«, fragte Clara.
    »Ja, früher einmal, glaube ich, aber vielleicht war er auch nie ein Freund. Vielleicht hat sich das alles nur in meinem Kopf abgespielt. Aber jetzt ist es aus. Man weiß, wenn etwas wirklich zu Ende ist, nicht wahr?« Fragend sah sie Clara an.
    »Ja, das weiß man tatsächlich. Der Trick dabei ist allerdings der, sich jedes Mitleid mit der betreffenden Person zu verkneifen.«
    »Ganz genau, doch in meinem Fall ist die Gefahr nicht sehr groß«, erwiderte Ania ernst.
    Hoffentlich bin ich mir meiner eigenen Gefühle auch so sicher, dachte Clara. Gestern Abend hatte es sich gefährlich nach Zuneigung angefühlt, was sie für Alan empfunden hatte. Sie fragte sich, wo er diese Nacht wohl geschlafen hatte und was es war, das Cinta über ihn herausgefunden hatte.
     
    »Okay, gehen wir die Sache doch an wie ein Problem in der Klinik, wie etwas, das wir gelöst haben müssen, bevor Frank Wind davon bekommt.« Mit diesen Worten eröffnete Clara das Gespräch bei dem kleinen Italiener.
    »Nick ist ein Tagträumer, unbekümmert

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