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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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gesagt?«
    »Nicht
richtig
natürlich. Nur so tun, als ob.«
    Hilary leerte ihr Weinglas in einem Zug. »Hältst du das wirklich für eine gute Idee, an unserem großen Abend so zu tun, als ob wir betrunken wären? Vor Leuten wie Frank Ennis und der gesamten Krankenhausleitung? Vor dem Vertreter des Gesundheitsministeriums – wen immer sie uns auch schicken mögen? Vor allen Kardiologen und den Medien. Clara, bist du nicht mehr richtig im Kopf?«
    »Keiner wird etwas mitbekommen«, erwiderte Clara munter. »Alle anderen werden uns für nüchtern halten, nur Nick und Linda werden denken, dass wir betrunken sind.«
    Hilary winkte den Kellner heran.
    »Können wir noch eine Flasche Pinot Grigio bekommen? Das wird hier ja immer schlimmer.«
     
    Linda war sehr zufrieden mit dem Verlauf des Abendessens. Clara hatte sich von ihrer angenehmsten Seite gezeigt und zum Schluss sogar eine Flasche Cointreau spendiert und vier kleine Gläser auf den Tisch gestellt. Und wie sie mit Alan am Telefon umgegangen war, das hatte Linda sehr imponiert. Außerdem hatte sie einige witzige Anekdoten erzählt.
    Wenn sie nur immer so wäre, dann könnte man es sich sogar vorstellen, weiterhin zu Hause zu wohnen. Merkwürdig, dass sie sich so für den Plattenladen und für das Angebot an Linda interessiert hatte, die Abteilung für Jazzmusik zu erweitern. Das hatte sie anscheinend so sehr überrascht, dass sie mehr darüber wissen wollte. Und sogar der schreckliche Gerry hatte sich als hilfsbereit erwiesen und den Abwasch gemacht. Sehr diskret von ihm, sich genau zu dem Zeitpunkt in die Küche zurückzuziehen, als ihre Mutter, oder besser gesagt, Clara, ihnen erzählen wollte, wie sehr ihr Vater seine beiden Töchter liebte. Vielleicht tat er das tatsächlich – auf seine eigene, etwas verrückte Vaterart.
     
    »Nick, du weißt doch, dass bei uns in der Klinik ein großer Empfang stattfinden wird?«, sagte Hilary.
    »Natürlich weiß ich das, Mam. Du redest doch seit Wochen von nichts anderem.«
    »Er ist eben sehr wichtig für uns. Tut mir leid, wenn ich dir damit in den Ohren liege.«
    »Nein, ist schon okay. Mich wundert nur, warum diese Clara nicht mehr Interesse daran zeigt. Das wäre doch eigentlich ihre Aufgabe, oder?«
    »Oh, sie leistet durchaus ihren Beitrag, nur eben auf ihre Art«, erwiderte Hilary vage.
    »
Magst
du sie eigentlich? Als Mensch, meine ich?«
    »Eigentlich kenne ich sie nicht sehr gut. Aber tüchtig ist sie«, sagte Hilary und bemühte sich, ihr schlechtes Gewissen Clara gegenüber zu unterdrücken.
    »Ja, wie Attila, der Hunnenkönig«, meinte Nick grinsend.
    »Schon möglich.«
    »Also, was wolltest du mir wegen dem Empfang sagen?«, fragte Nick.
    »Ach, nichts Besonderes.«
    »Mam! Raus mit der Sprache!«
    »Ich wollte dir nur sagen, wann er stattfindet, und dich um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Bitte.« Er war so ein gutmütiger Junge, und Hilary hasste diese Heimlichtuerei.
    »Also, an dem Abend muss ich mich natürlich intensiv um unsere Gäste kümmern und dabei auch das eine oder andere Glas Wein trinken. Deshalb ist es besser, wenn ich den Wagen zu Hause stehen lasse, und aus dem Grund wollte ich dich bitten, Nick, ob du mich vielleicht so gegen neun Uhr abholen könntest.«
    »Natürlich mache ich das«, sagte er. Auf Nick konnte sie sich wirklich verlassen.
    »Das würde mir einfach ein gutes Gefühl geben«, fügte Hilary hinzu.
    »Ich bin da, aber wo liegt das Problem? Könntest du dir nicht einfach ein Taxi bestellen?«
    »Natürlich könnte ich das, aber das wirkt ein bisschen traurig und einsam. Mir wäre es lieber, wenn mich mein gutaussehender Sohn abholen könnte.«
    »Ich werde pünktlich da sein, Mam.«
    »Ich bringe doch nichts durcheinander? Du hast keine andere Verabredung?«
    »Du kennst mich, Mam. Das Mädchen, das mich einfangen will, muss erst noch geboren werden«, erwiderte er lachend.
    »Das ist mein Ernst. Wir alle hoffen doch, jemanden kennenzulernen, den wir mögen. Ich will dir dabei nicht im Weg stehen.«
    »Das tust du nicht, Mam. Das hast du nie getan. Vielleicht bin ich einfach nicht der Typ für längerfristige Beziehungen.«
    »Na, das wird sich noch herausstellen«, meinte Hilary.
     
    »Adi, sollen wir Clara nicht irgendwie bei ihrem Empfang helfen?«, fragte Linda.
    »Was könnten wir schon tun?«, wollte Adi wissen.
    »Na ja, wir könnten ihr zumindest unsere Solidarität zeigen. Der Empfang ist immens wichtig für sie, wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung

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