Wege des Herzens
halten, allenfalls mal die Mäntel abnehmen oder beim Einparken behilflich sein. Aber es kommt nicht selten vor, dass eine Gastgeberin zu Beginn des Abends doch noch gern jemanden hätte, der kleine Appetithappen herumreicht. Wir dachten, es würde Sie freuen, zwei zusätzliche Kräfte zu bekommen, ohne dafür extra bezahlen zu müssen.«
Rosemary Walsh konnte sich des Gefühls nicht erwehren, höflich, aber bestimmt zurechtgewiesen zu werden, und das ärgerte sie.
»Ja, sicher, aber das wird nun mal die letzte große Party sein, die wir hier geben werden, und sie soll dementsprechend …«, begann sie.
»Oh, sagen Sie so etwas nicht, Mrs.Walsh. Sie werden sicher noch Ihre Goldene Hochzeit feiern, und vielleicht findet in Ihrer Familie ja auch noch eine andere Hochzeit statt, oder eine Taufe. Es gibt immer einen Grund für eine Party.«
»Ob wir unseren fünfzigsten Hochzeitstag noch erleben werden, möchte ich bezweifeln, Miss Feather, und wir haben nur einen Sohn, so dass die Eltern der Braut für die Ausrichtung der Hochzeit zuständig sein werden –
falls
er jemals eine Braut findet. Also konzentrieren wir uns lieber auf die bevorstehende Feier.«
»Wie recht Sie doch haben, und es wird uns eine Freude sein, Ihnen bei einem so glücklichen Anlass unsere professionelle Hilfe anbieten zu können«, erwiderte Cathy Feather besänftigend. Sie wunderte sich immer wieder, woran es lag, dass Frauen wie diese Mrs.Walsh die netten Männer, die teuren Villen und genügend Geld abbekamen, sich Partys für siebzig Leute leisten zu können. In ihren vielen Berufsjahren hatte sie sich diese Frage mehr als einmal gestellt.
Simon und Maud probierten ihre Uniformen an – ein Hemd mit dem Schriftzug Scarlet Feather, dazu elegante schwarze Hosen. Sie sollten darauf achten, saubere Fingernägel zu haben, und Maud musste ihr Haar aus dem Gesicht kämmen. Die beiden standen in der Küche und schauten zu, wie die Kanapees zusammengestellt wurden. Dabei versuchten sie, sich zu merken, woraus die einzelnen Appetithäppchen bestanden.
»Das ist ein Mürbteigschiffchen mit Spargel und einer Sauce Hollandaise«, verkündete Maud.
»Und das sind Brandteigkringel mit Rindercarpaccio und Meerrettichsauce«, sagte Simon.
»Angenommen, ein Gast will wissen, was in einem Kir royal ist?«, fragte Cathy. Fragend sahen die Zwillinge einander an.
»Ich würde sagen, wir fragen den Barkeeper«, antwortete Maud.
»Und ich würde sagen, dass er geheimnisvolle Ingredienzien enthält«, erwiderte Simon fest.
»Besser, man
weiß
, was drin ist«, meinte Cathy. »Schaut euch die beiden Flachen an: Das ist Crème des Cassis und das ein billiger Champagner.«
»Aber das
sagen
wir den Gästen doch nicht, oder?«, fragte Maud.
»Nein, natürlich nicht. Ich sehe schon, ihr zwei werdet das ganz toll machen. Tom und ich werden uns warm anziehen müssen, wenn ihr mal euer eigenes Geschäft habt …« Die Zwillinge grinsten vor Freude über das Kompliment.
Am Tag der Rubinhochzeit hätte das Wetter nicht besser sein können. Es war warm, und vom Meer wehte eine leichte Brise herauf.
»Haben wir vor all diesen Jahren nicht eine gute Entscheidung getroffen, Rosemary?«, sagte Bobby Walsh, als er ihr das Collier mit den Rubinen überreichte.
»Ja, das haben wir, Bobby.« Und dieses eine Mal war ihre Stimme frei von jedem Vorwurf.
Sie warteten auf Carl, der sie zum Mittagessen in ein schickes Restaurant ausführen wollte. Die beiden Leute vom Partyservice schienen genau zu wissen, was sie taten, auch wenn ihr die Frau ein wenig zu eingebildet erschien. Um drei Uhr sollte Rosemarys Friseur ins Haus kommen. Alles lief nach Plan.
Auch die anderen Gäste machten sich für die Party zurecht. Fiona und Declan veranstalteten eine kleine Modenschau und führten Molly ihre Abendkleidung vor. Declan trug ein dunkelgrünes Jackett, das exzellent geschnitten war, und Fiona sah hinreißend aus in ihrem neuen Komplet, das aus einem hellrot und orange gemusterten Seidenkleid und einer schlichten schwarzen Jacke bestand.
Ania hatte ihr aus passender Seide eine Blume genäht, die sie an die Jacke stecken konnte. Es sah aus wie ein Designermodell.
»Die Schuhe werden mich zwar umbringen, aber das ist es wert«, sagte Fiona.
»Wieso ziehst du nicht welche an, in denen du besser laufen kannst?«, schlug Declan vor, aber seine Mutter und seine Freundin würdigten ihn nicht einmal einer Antwort.
Bald darauf kam ihr Taxi, und sie fuhren los, um
Weitere Kostenlose Bücher