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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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ihrer Gäste. Als sie sich ihr näherte, bemerkte sie jedoch, dass es Ania war, und sie starrte sie entgeistert an. Das war das polnische Mädchen aus der Klinik.
    »Ah, Mrs.Walsh. Ich wünsche Ihnen und Bobby noch viele weitere frohe Feste dieser Art. Ich habe Ihnen ein kleines Geschenk zu Ihrer Rubinhochzeit mitgebracht.«
    Rosemary musste sich auf einem kleinen Tisch abstützen, um den Schock zu verdauen.
    »Ich hoffe, Sie können es gebrauchen.« Anias Gesicht verriet nicht, dass sie fast einen Wochenlohn für das Geschenk ausgegeben hatte.
    »Wie nett von Ihnen, zu kommen, Ania«, erwiderte Mrs.Walsh mit leicht belegter Stimme.
    Enttäuscht bemerkte Ania, dass sie das Geschenk zwar genommen, aber gleich auf den Tisch gelegt hatte und keinerlei Anstalten machte, es in ihrer Gegenwart zu öffnen. Wahrscheinlich hatte Fiona recht gehabt, sie hätte es bei den anderen Päckchen im Vorraum ablegen sollen.
    »Sie haben wirklich ein wunderbares Haus, Mrs.Walsh.«
    »Danke, ja. Äh, ja, es ist nett von Ihnen, dass Sie gekommen sind. Sie sind wirklich eine sehr hilfsbereite junge Frau, wie man mir sagt.«
    »Das höre ich gern!« Ania spürte, wie sie vor Freude errötete.
    »Deshalb würde ich vorschlagen, Sie helfen am besten in der Küche aus«, fuhr Rosemary Walsh fort.
    »In der Küche?«, fragte Ania verblüfft.
    »Ja, dort entlang, im hinteren Teil.« Und dabei schob Mrs.Walsh Ania unsanft in diese Richtung.
    Ania wollte den kleinen Glasbehälter jedoch nicht auf dem Tisch liegen lassen.
    »Ihr Geschenk, Mrs.Walsh?«, sagte sie und versuchte, danach zu greifen.
    »Gehen Sie schon, Schätzchen, lassen Sie die anderen nicht warten. Die können jede Hilfe gebrauchen.«
    »Hilfe?« Ania verstand die Welt nicht mehr.
    »Ja, beim Abwasch, meine Liebe. Beeilen Sie sich.«
    Das war sicher ein Irrtum. Sie hatte schließlich eine gedruckte Einladung.
    Es konnte doch niemand allen Ernstes angenommen haben, dass sie zum Abspülen gekommen war. Hatte Carl das gemeint, als er sagte, sie würde selbstverständlich bei der Feier seiner Eltern dabei sein? Dass er es ohne sie nicht aushalten würde? Hatte er gemeint, dass sie in der Küche arbeiten würde?
    Ania hatte das Gefühl, keine andere Wahl zu haben, als zu tun, was man ihr sagte.
    Es war niemand in der Küche. Die Servierkräfte waren alle draußen am Büfett. Ein paar Gläser standen da, und die bunten Platten und Tabletts, auf denen die Kanapees serviert worden waren, lagen daneben.
    Traurig ließ Ania Wasser in das Spülbecken einlaufen und begann, die Gläser zu spülen.
    Sie rieb sie gerade trocken, als eine große junge Frau hereinkam.
    »Hallo, ich bin Cathy«, sagte sie. »Und wer sind Sie?«
    »Ich bin Ania«, erwiderte sie leise.
    »Und was machen Sie hier? Spülen Sie das Geschirr?«
    »Ich helfe Ihnen.«
    »Nein, nein. Wir sammeln das schmutzige Geschirr und die Gläser, bringen alles hinaus zu unserem Lieferwagen und spülen bei uns in der Zentrale.«
    »Aber Mrs.Walsh hat gesagt –«
    »Mrs.Walsh ist eine blöde Nuss!«, erwiderte Cathy heftig.
    »Eine was?«
    »Ist egal.«
    In dem Moment kam ein großer, gutaussehender Mann in die Küche. Cathy sagte leise etwas zu ihm, das sehr zornig klang.
    »Tom, das ist Ania. Die Kuh hat sie zum Abspülen in die Küche geschickt.«
    Ania war es peinlich, Scherereien zu verursachen. »Wissen Sie, ich dachte, ich bin Gast hier, aber eigentlich soll ich in der Küche helfen«, sagte sie.
    Tom und Cathy wechselten einen Blick.
    »Wir begleiten Sie jetzt sofort wieder hinaus ins Wohnzimmer!«, beschloss Cathy.
    »Nein,
bitte, bitte
, verärgern Sie Mrs.Walsh nicht noch mehr. Ich habe sie bereits sehr aufgebracht. Aber Ihr Sohn hat mich eingeladen, und da muss ich wohl etwas missverstanden haben.«
    »Wo ist dieser Sohn? Ich werde den Kerl schon finden.« Tom war kaum mehr zu halten.
    »Bitte nicht«, bat Ania. »Wirklich, ich flehe Sie an. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Lassen Sie mich einfach hier. Ich kann ja die Teller in die Kisten stapeln, wenn Sie mir zeigen, wie das geht.« Und dabei klammerte sie sich an Cathys Arm.
    »Aber Mrs.Walshs Sohn? Ihr Freund?«, fragte Cathy.
    »… der würde mich für noch dümmer halten, als ich bin. Ich freue mich, wenn ich hier helfen kann, und dann gehe ich sofort.«
    Die wunderschönen Spitzenärmel waren bis zu den Ellbogen nass und voller Seifenschaum.
    »Aber hier stimmt doch etwas nicht«, sagte Tom.
    »Manchmal ist das eben so im Leben. Es stimmt hinten und vorn

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