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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Gelegenheit helfen könntest, ein bisschen Klarheit in unsere Gedanken zu bringen.«
    »Ist schon wieder eine Stalkerin hinter dir her?«, wollte James wissen.
    »Nein, nichts dergleichen, aber wir brauchen jemanden, der neutral ist.«
    »Im üblichen Pub?«
    »Ja, im Hinterzimmer.«
    »Ich bin in einer halben Stunde da«, versprach James.
    »Trinken wir auf Ania«, schlug Lidia vor.
    »Sie schafft das schon«, meinte Johnny, der nicht verstand, weshalb Ania sich dermaßen in Schale hatte werfen müssen, um in der Höhle des Löwen persönlich der schrecklichen Rosemary Walsh die Stirn zu bieten.
     
    Die Ersten, die sie sahen, als sie bei der Party eintrafen, waren Simon und Maud in ihren makellosen Uniformen von Scarlet Feather. Beide hielten Tabletts mit Kanapees in der Hand.
    Als hätte sie Declan und Fiona noch nie im Leben gesehen, machte Maud einen Schritt auf sie zu. »Kann ich Ihnen ein Wachtelei anbieten? Mit ein wenig Selleriesalz vielleicht?«
    »Oder möchten Sie lieber Artischockenherzen mit einem Käsedip?«, fügte Simon hinzu.
    Fiona hätte am liebsten laut aufgelacht, aber sie wusste, dass sie alle ihre Rolle zu spielen hatten.
    »Vielen Dank, das sieht alles wirklich ausgezeichnet aus«, sagte sie, konnte sich aber ein Zwinkern und einen hochgereckten Daumen nicht verkneifen.
    »Ist das Haus nicht riesig?«, flüsterte Ania ihr zu.
    »Viel zu groß für drei Leute«, erwiderte Fiona.
    »Aber es ist nun mal sein Elternhaus«, wandte Ania zu Carls und seiner Familie Verteidigung ein. Dabei umklammerte sie fest das aufwendig eingepackte Geschenk, ein kleines rotes Glasgefäß für Marmelade, das perfekt zu dieser Gelegenheit passte.
    Fiona hoffte, dass Rosemary so gnädig wäre und sich anständig bei Ania dafür bedankte, aber sie bezweifelte es. Sie hatte versucht, Ania zu überreden, ihr Geschenk im Vorraum bei den anderen Päckchen abzulegen, aber Ania war fest entschlossen, es persönlich zu überreichen. »Das Haus ist nicht sehr praktisch mit den vielen Treppen und Stufen. Bobby käme in einer Erdgeschosswohnung besser zurecht«, konnte sie nicht umhin, zu bemerken.
    »Vielleicht ziehen sie ja mal um«, sagte Ania.
    »Lady Rosemary soll ihr Schloss verlassen? Niemals. Komm, Ania, schauen wir uns ein bisschen um.«
    »Ich dränge mich ungern vor.«
    »Dann nimm wenigstens eines von diesen Wachteleiern, Ania. So schnell bekommen wir solche Köstlichkeiten nicht mehr geboten. Danach gehen wir auf die Terrasse hinaus und bewundern die Aussicht.«
    Declan stand bereits in einer Ecke und unterhielt sich mit einem anderen Gast über Rugby. Er war im Moment gut aufgehoben. Carl befand sich auf der anderen Seite des Raumes. Er winkte ihnen zwar zu, gab ihnen aber gleichzeitig zu verstehen, dass er noch eine Weile beschäftigt wäre. Sanft lotste Fiona Ania hinaus auf die breite Terrasse, wo Heizstrahler die kühle Abendbrise bekämpften, die von der Bucht darunter zu ihnen aufstieg.
    Draußen standen Grüppchen gut gekleideter Menschen mittleren Alters und bewunderten wortreich die Aussicht mit ihren verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Dort war die Kirche, dort drüben das Stadtzentrum. Der Hafen lag gleich um die Ecke, und dort hatte ein großer Luxusliner festgemacht. Was für ein Haus. Rosemary Walshs Herz musste hüpfen vor Freude über all die Bewunderung und den Neid.
    In dem Moment kam Rosemary auf sie zu.
    Plötzlich wünschte sich Fiona Meilen weg von hier. Sie konnte es nicht ertragen, wie diese Frau mit Ania reden, ihr schönes Kleid keines Blickes würdigen und sich kaum für ihr kleines rotes Marmeladenglas bedanken würde.
    »Sieh dir mal die Wohnungen dort drüben an. Dort versorge ich die Blumenkästen«, sagte Ania. »Mr.Chen kommt immer mit, und letzte Woche haben wir viele neue Pflanzen gesetzt. Ich kann sie fast sehen von hier aus. Das muss ich ihm unbedingt erzählen.«
    Während alle anderen Gäste sich fragten, wie viel das Haus der Familie Walsh wohl wert war und ob sie die Genehmigung zum Bau eines Apartmentblocks auf ihrem Grundstück erhalten würden, wusste Ania stolz von ihrer Arbeit und den Blumenkästen zu berichten.
    Fiona kehrte zurück ins Haus, während Ania stehen blieb und weiterhin die Aussicht bestaunte. Hier war Carl aufgewachsen, er hatte sein Leben lang nichts anderes gekannt.
    Rosemary hatte die junge Frau in dem auffallenden Designerkleid nicht erkannt, die im Gegenlicht der untergehenden Sonne draußen auf der Terrasse stand. Sie war bestimmt die Tochter eines

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