Wege des Herzens
reichlich grau und mitgenommen.
»Am Telefon. Heute.«
»Sie wird doch keine Dummheiten gemacht haben, Bobby? Wirklich schlimme Dummheiten? Oder?« Allmählich bekam Rosemary es mit der Angst zu tun.
»Warum hätte sie Dummheiten machen sollen?«
Erleichtert atmete Rosemary auf. Man hatte ihm also nicht die ganze Geschichte erzählt.
»Diese Europäer«, sagte sie nur, »die sind so labil.«
Declan war in der Bibliothek und las alles, was er dort über Opale fand. Offenbar schienen diese Steine nicht nur Glück zu bringen, aber das traf schließlich auf alle Edelsteine zu. So gab es eine Geschichte über den spanischen König Alfonso, der einst einer gewissen Dame, die bald darauf gestorben war, einen Opal geschenkt hatte. Und jeder, der nach ihr diesen Opal bekam, starb ebenfalls. Declan sah das eher pragmatisch – gestorben wären sie so oder so. Damals hatten die Menschen nur eine sehr geringe Lebenserwartung gehabt. Aber er würde Fiona trotzdem nicht unbedingt davon erzählen.
Anschließend fuhr er zum Juwelier und klärte mit ihm die Obergrenze dessen ab, was er sich leisten konnte. Der Juwelier wollte eine Auswahl an entsprechenden Ringen vorbereiten und erwartete ihn und seine Braut am Samstag.
Die Aushilfe, die ihnen schließlich geschickt wurde, war Amy Barry, die Tochter von Peter, dem Apotheker. Gespannt schaute Clara sie an, und Amy erwiderte ebenso neugierig ihren Blick unter dunklen Ponyfransen hervor.
»Oh, du bist es«, sagte sie zu Clara, nur mäßig begeistert.
»Wie schön, dich mal wiederzusehen«, erwiderte Clara.
»Ich vermute, jetzt kann ich mir den Job wohl abschminken. Ich meine, schließlich weißt du, dass ich in einer Art Sexshop gearbeitet habe. Da sehe ich meine Chancen schwinden.«
»Wieso?« Clara schien der Ansicht zu sein, dass die Arbeit in einem Fetischladen eine optimale Vorbereitung für eine Bürotätigkeit in einer Herzklinik war.
»Warum hast du meinen Dad eigentlich nicht geheiratet?«, fragte Amy interessiert. »Er war verrückt nach dir.«
»Wir waren schon zu alt und hätten uns zu sehr aneinander anpassen müssen. Wie geht es deinem Liebesleben?«
»Gut, danke. Weißt du, irgendwie warst du mir immer sympathisch«, sagte Amy, nicht gewillt, so leicht aufzugeben.
»Du mir auch«, antwortete Clara mit einem flüchtigen Lächeln.
»Aber wohl nicht genug, um mir diesen Job zu geben?« Amy ballte innerlich bereits die Fäuste.
»Selbstverständlich kannst du die Stelle haben. Du musst mir nur sagen, warum du die Korsagen und das Bondagezubehör aufgegeben hast, und dir darüber im Klaren sein, dass du wieder gehen musst, sobald Ania zurückkommt.«
»Der Fummelladen ist pleite, und mir ist absolut bewusst, dass das hier nur ein Aushilfsjob ist«, entgegnete Amy grinsend.
»Gut. Dann kannst du sofort anfangen.«
»Großartig. Irgendwelche Dinge, auf die ich besonders achten sollte?«
»Ja – was uns hier zusammenschweißt, ist unser Hass auf Frank Ennis«, erklärte Clara. »Wenn du in ihm den natürlichen Feind dieser Klinik siehst, liegst du genau richtig.«
Carl Walsh hatte bei Aidan und Nora Dunne Unterschlupf gefunden. Sie waren angenehme Zeitgenossen und stellten ihm keine unbequemen Fragen. Falls sie sich darüber wundern sollten, weshalb ein Mann, dessen Eltern eine Villa am Meer besaßen, unbedingt auf dem Sofa einer beengten kleinen Stadtwohnung wie der ihren nächtigen wollte, so ließen sie es sich nicht anmerken. Im Gegensatz zu dem frostig-eleganten Stil im Haus seiner Mutter herrschte in diesem kleinen Zimmer eine so angenehme Atmosphäre, dass Carl kaum glauben konnte, welche Lebensformen in ein und derselben Stadt nebeneinander existierten.
Die Dunnes planten für den kommenden Sonntag eine Geburtstagsfeier für Aidan. Wieder konnte sich Carl nur wundern, als er sah, wie wenig Geld die beiden besaßen und wie sorgfältig jede Ausgabe überlegt werden musste. In dem Moment schämte er sich geradezu für die protzige Party bei seinen Eltern. Seine Mutter hatte nicht einen Funken Anstand im Leib, das wurde ihm in diesem Moment so richtig klar. Bisher hatte er die Augen vor der Wahrheit verschlossen und sich eingeredet, dass er seinem Vater das Leben nicht noch schwerer machen durfte. Doch jetzt begriff Carl, dass er seit Jahren den Kopf in den Sand gesteckt hatte. Irgendjemand hätte Rosemary Walsh schon vor langer Zeit die Stirn bieten müssen.
»Werden Sie denn zu unserem Geburtstagsessen kommen, Carl?«, fragte Nora
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