Wege des Herzens
war es Fiona wie Schuppen von den Augen gefallen, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens willens gewesen war, diesen Mann zu heiraten. Sie hatte ein Kind von ihm erwartet und sie war verzweifelt gewesen, als sie die Fehlgeburt erlitten hatte. Wie hatte sie sich danach
gesehnt
, dass Shane ihr einen Heiratsantrag machte und vorschlug, in Aghia Anna am Meer zu leben und dort ihr Kind großzuziehen.
Woher wollte sie jetzt den Mut nehmen, wieder eine so weitreichende Entscheidung zu treffen?
Sie würde weit fortgehen von hier und von all den Menschen, die sie enttäuscht hatte. Sie würde ins Ausland auswandern, zu sich selbst finden und etwas
tun
, das die Mühe wert war, statt sich von einem verrückten Projekt auffressen zu lassen, das mit seinen Opalringen, der Gestaltung des Büfetts und den Überlegungen, wer wann welche Rede halten sollte, mittlerweile total außer Kontrolle geraten war.
Hatte Declan tatsächlich begriffen, dass es aus war zwischen ihnen? Dass die Hochzeit nicht stattfinden würde? Er war unheimlich ruhig geblieben und hatte erklärt, dass sie selbstverständlich jedes Recht habe, das zu tun, was sie zu tun wünsche. Er allerdings würde sein Leben lang unter einem gebrochenen Herzen leiden und wie sie niemals heiraten. Natürlich wäre das in gewisser Hinsicht ein riesiger Verlust.
Aber wenn es das war, was sie wollte, dann sollte sie ihren Willen haben.
Nein, er wolle nichts davon hören, ihren Ring zurückzunehmen. Sie solle ihn in eine Brosche oder in einen Anhänger umarbeiten lassen. Außerdem würde er sich eine Woche Zeit ausbedingen, bevor sie ihren Entschluss den anderen mitteilten.
»Eine Woche? Aber die Leute werden ihre Vorbereitungen treffen, Declan. Wir
müssen
es ihnen sofort sagen.«
»Aber was ist mit
mir?
Ich kann mich nicht so schnell daran gewöhnen, meine Zukunft
ohne
dich zu planen. Gib mir wenigstens eine Woche Zeit«, bat er.
»Und das ist kein hinterlistiger Trick?«
»Nein«, erwiderte Declan traurig, »denn wenn ich einen Trick wüsste, dich umzustimmen, würde ich ihn anwenden, glaube es mir.«
»In Ordnung.«
»Also, wir sagen es vorerst niemandem. Keiner Menschenseele.«
»Aber die anderen werden weiterhin ihre Vorbereitungen treffen.«
»Sollen sie doch. Es ist nur für eine Woche, dann sagen wir es ihnen. Okay. Schwöre es mir.«
»Ich schwöre.«
»Du sagst es nicht einmal Barbara?«
»Nicht einmal Barbara«, versicherte sie ihm.
»Braves Mädchen«, sagte er.
Fiona fiel auf, dass Declan weder versucht hatte, mit ihr zu diskutieren noch sie umzustimmen oder ihr zu erklären, dass sie unrecht hatte. Er hatte lediglich um eine Woche Aufschub gebeten und ihr das Versprechen abgenommen, dass sie den Opalring behalten solle. Bestimmt hatte er instinktiv geahnt, dass die Steine verflucht waren.
Überrascht bemerkte Clara, dass Frank Ennis vor ihrem Schreibtisch stand.
»Was für ein seltenes und unerwartetes Vergnügen«, sagte sie.
Er kam sofort zum Thema. »Können Sie diese Amy weiterempfehlen?«
»Ja, sie war gut. Hätten wir hier einen Job für sie, würden wir sie bei uns beschäftigen.«
»In Ordnung, dann ist das geklärt. Sie sieht nur etwas seltsam aus.«
»Ich hielte es für einen Fehler, Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen«, antwortete Clara lächelnd.
»Gewiss doch. Und, ist unsere reiselustige Polin wieder im Land?«
»Ja, Anias Krise ist zum Glück überstanden. Wir haben uns alle sehr gefreut, sie wiederzusehen.«
»Und wie ich erfahren habe, steht Ihnen hier bald eine Hochzeit ins Haus«, sagte Frank. Clara wunderte sich, woher er das wusste.
»Ganz recht. Declan und Fiona werden heiraten. Das wird ein großer Tag. Und das ist nicht die einzige Romanze, die wir zu bieten haben. Ania ist mit dem Sohn eines unserer Patienten zusammen, und meine Tochter und Hilarys Sohn haben sich ineinander verliebt. Jetzt fehlt nur noch ein Mann für mich, und man könnte sagen – Ziel hundertprozentig erreicht.«
Das meinte sie nicht ganz ernst, dachte Frank, aber sicher war er sich nicht.
»Ich dachte, Sie seien bereits vergeben? An den Apotheker in der Fußgängerzone?«
»Oh, Frank, das ist doch Schnee von gestern. Peter ist längst Geschichte. Momentan ist er mit der Leiterin von Lilac Court, diesem Seniorenheim, liiert.«
»Äh, tatsächlich!« Frank Ennis fiel keine geistreichere Antwort ein.
»Aber woher wissen Sie eigentlich, dass Declan und Fiona heiraten?«, fragte Clara.
»Tja, weil ich
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