Wege des Herzens
dieselben Dummheiten wie ich machen wollt, kann ich euch gern ein paar Ratschläge und vielleicht sogar einige Empfehlungen mit auf die Reise geben.«
»Für einen Rat sind wir immer zu haben«, sagte Maud.
»Könntest du uns vielleicht auch einen Tipp geben, wohin wir fahren sollen?«, fragte Simon.
»Ich denke, an einen kleineren Ort, irgendwohin, wo es noch nicht so viele Touristen gibt. Dort lernt ihr Land und Leute viel besser kennen.«
»Und sollen wir einfach so herumfahren …«
»Mit unseren paar Brocken Griechisch?«
»Wisst ihr, was ich mache? Ich werde einer Freundin von mir schreiben, die lebt auf einer wunderschönen kleinen Insel in der Ägäis. Ich werde ihr sagen, dass ihr dringend einen Job braucht.«
»Das würdest du für uns tun?«
»Hat sie denn ein Restaurant?«
»Äh, nein, ihr gehört ein kleines Geschäft, in dem sie Souvenirs und Kunstgewerbeartikel verkauft, aber ein guter Freund von ihr, Andreas, der hat eine Taverna.«
»Taverna«,
wiederholten die Zwillinge feierlich.
»Die Insel heißt Aghia Anna – bringt mir eine Landkarte, und ich zeige sie euch …«
Während die Zwillinge nach Hause eilten, um ihre Griechenlandkarte zu holen, platzte Declan fast vor Stolz auf seine Fiona. Wie er sie kannte, würde sie den beiden bestimmt helfen können.
Declan betrachtete seine Freundin, während sie mit dem Finger über die Landkarte fuhr und dabei der Straße von Athen bis nach Piräus folgte, dem Hafen der Stadt. Hier würden Maud und Simon eine der vielen Fähren besteigen müssen, die zu den griechischen Inseln fuhren. Fiona riet ihnen, sich den Namen der Insel Aghia Anna in griechischen Buchstaben auf einen Zettel zu schreiben, damit sie ihn auch erkannten, wenn sie ihn sahen. Sie war so aufgeregt, als würde sie selbst mitfahren. In dem Augenblick spürte Declan, wie es ihm warm ums Herz wurde. Fiona war nicht nur irgendeine Freundin, eine hübsche Krankenschwester, eine Romanze, die ihm die Zeit im Krankenhaus versüßte. Diese Beziehung war etwas vollkommen anderes. Ihm wurde klar, dass er ohne diese Frau nicht mehr leben konnte, als er sie versonnen dabei beobachtete, wie sie sich die Locken hinter die Ohren schob.
Mit ihrer Lebendigkeit, ihrem Lächeln, ihrem perlenden Lachen gehörte Fiona einfach zu seinem Leben, ohne ihre Anerkennung und ihren Mut war er verloren. Und er musste unbedingt ihre Meinung zu allem wissen. Aus Sorge, sie könnten Declan langweilen, hob Fiona in dem Moment plötzlich den Kopf und ertappte ihn dabei, wie er sie anstarrte.
»Was ist los, Declan? Rede ich zu viel?«
»Du doch nicht. So etwas liegt dir doch gar nicht.« Seine Stimme klang auf einmal rauh und belegt, als hätte er eine Erkältung.
»Hey – ich bin Krankenschwester, du brütest mir doch keine Erkältung aus?«, fragte Fiona fürsorglich.
»Nein – etwas ganz anderes.«
»Und was genau?«
»Eher eine sentimentale Anwandlung, wenn du es unbedingt genau wissen willst. So wie es manchmal in Büchern heißt: ›Seine Stimme war schwer von Emotionen‹ … Du weißt schon.«
»Oh,
Declan
– du bist ja so was von romantisch!«
»Das ist mein Ernst«, erwiderte er. »Als ich dich gerade beobachtet habe, ist mir klargeworden, wie viel du mir bedeutest.«
Maud und Simon taten so, als studierten sie mit großem Interesse die Landkarte.
Fiona kam um den Tisch herum und gab Declan einen Kuss auf den Mund.
»Und du bedeutest mir auch sehr viel«, sagte sie. »Trotzdem werde ich mir deinen Laptop ausleihen. Es muss doch noch billigere Flüge geben als die, die die Zwillinge bisher gefunden haben.«
Declan ließ jedoch ihre Hand nicht sofort los und schaute sie weiter unverwandt an. Es war, als würde er sie das erste Mal sehen. Nichts war wichtig, solange er mit Fiona zusammen war – ob im St. Jarlath Crescent, zu Hause, bei ihren Eltern, in der Wohnung, die sie mit Barbara teilte, am Meer. Überall. Plötzlich spürte Declan eine große Klarheit in sich. Fiona war der Mittelpunkt seines Lebens. Und das war durchaus wörtlich zu nehmen. Bald wäre er wieder in der Klinik und würde jeden Tag mit ihr zusammenarbeiten und sie jeden Abend treffen.
Alle bemühten sich, Declan beim Wiedereinstieg in seine Arbeit in der Herzklinik zu helfen, und so war er überraschend schnell wieder auf dem neuesten Stand der Dinge. Er war zwar nicht da gewesen, als Hilarys Mutter gestorben war, aber er kannte die Geschichte von Fiona und nahm deshalb die erste Gelegenheit wahr, um Hilary
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