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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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gingen. Inzwischen brauchte er keine Krücken mehr, ein Stock genügte ihm.
    »Aber das habe ich doch gern getan, Declan! Deine Mam und ich, wir sind inzwischen die besten Freundinnen. Im Ernst.«
    »Sie macht immer so ein Theater. Ich hatte Angst, dass sie dir fürchterlich auf die Nerven geht.«
    »Nein, warum denn? Wir haben schließlich etwas Wichtiges gemeinsam – wir sind beide verrückt nach dir!«, erwiderte Fiona lachend.
    »Sie meint es nur gut, aber es treibt mich immer zum Wahnsinn, wenn sie allen Leuten erzählt, wie wichtig ich bin.« Declan bemühte sich, nicht unfair zu sein.
    »Oh, was das betrifft, habe ich ihr schon vor Wochen die Augen geöffnet. Ich habe ihr erklärt, dass du für die Klinik so nutzlos wie ein Kropf bist.«
    »Das hast du gesagt?«
    »Natürlich nicht, du Dummkopf. Ich habe ihr die reine Wahrheit gesagt – dass du ein großartiger Arzt bist und dass alle es kaum erwarten können, bis du wieder zurückkommst.«
    »Mein Nachfolger hat mich also nicht aus euren Herzen verdrängt?«, fragte Declan, obwohl er genau wusste, dass dies nicht der Fall war. Sein Stellvertreter war ein arroganter Schnösel, den niemand ausstehen konnte.
    »Hör auf, um Komplimente zu buhlen, sondern halte dich etwas gerader. Du hast morgen einen großen Auftritt. Oh, und vergiss nicht, das neue Kleid deiner Mutter lobend zu erwähnen. Das hat sie sich extra für diese Gelegenheit gekauft.«
    »Sie hat tatsächlich Geld für sich
selbst
ausgegeben?« Declan staunte nicht schlecht.
    »Also, eigentlich habe ich es für sie gekauft, in einem Secondhandladen. Sie hat mir nur das Geld dafür gegeben.«
    »Nein!
Du
warst in so einem Laden?«
    »Natürlich!« Aber Fiona war keine gute Lügnerin. »Also, gut. Ich war in einer Boutique, aber die hatten gerade Ausverkauf. Das Kleid sieht übrigens toll aus an deiner Mam. Sie hätte es auch nicht genommen, hätte ich nicht gesagt, dass es aus einem Secondhandshop stammt.«
    »Wer kommt eigentlich sonst noch?«
    »Unsere Kollegen aus der Klinik, ein paar von deinen Kumpels, Muttie, der Freund von deinem Vater, seine Frau und diese beiden Kinder oder Enkelkinder, die immer wie Außerirdische daherreden.«
    Declan lachte laut. »Die Zwillinge waren schon als Kinder etwas Besonderes, aber inzwischen sind sie doch bestimmt schon sechzehn Jahre oder noch älter.«
    »Sie sind siebzehn, und sie sparen darauf, in den Frühlingsferien auf Reisen zu gehen. Sie haben angeboten, bei der Party zu kellnern, und Muttie hätte sie fast umgebracht, weil sie deine Mam und deinen Dad deswegen um Geld angehauen haben. Jetzt helfen sie uns umsonst.«
    »Das geht doch nicht. Ich werde ihnen ein paar Euro zustecken. Die zwei sind wirklich ein tolles Gespann, aber sie sind übrigens weder mit Muttie noch mit Lizzie verwandt.«
    »Das wusste ich nicht. Wie kommen sie dann in diese Familie?«
    »Keine Ahnung – irgendwann sind sie einfach dageblieben, weil man sie dort, wo sie herkamen, nicht behalten konnte. Sie sind die Cousine und der Cousin von Cathys erstem Ehemann … glaube ich wenigstens.«
    »Von Cathy?«
    »Ja, sie
ist
die leibliche Tochter von Muttie und Lizzie, das weiß ich genau. Kommt sie auch zu der Party?«
    »Nein, sie richtet das Catering für irgendeine Boy-Band aus. Eine Riesengeschichte. Da soll noch einer sagen, dass der St. Jarlath Crescent nicht der Nabel der Welt ist!«
    »Ich bin jetzt schon fix und fertig, und dabei bin ich noch gar nicht zu Hause«, stöhnte Declan.
    »Dann bringen wir dich wieder in dein Bett zurück«, schlug Fiona vor.
    »Könnten wir nicht …«
    »Kommt nicht in Frage – für so was bist du noch viel zu schwach. Mit dir kann man momentan nicht viel anfangen«, zog sie ihn auf, aber so liebevoll, dass es sich anhörte, als sehnte auch sie Declans vollkommene Genesung herbei.
     
    Ania hatte ein großes Spruchband gemalt, auf dem
»Willkommen zu Hause, Declan«
stand, und das befestigten sie zwischen den beiden Schlafzimmerfenstern. Die Nachbarn standen alle am Gartentor und sahen ihnen dabei zu, bis Paddy sie ins Haus winkte.
    »Kommt doch rein, der Junge wird sich freuen, euch wiederzusehen«, bat er.
    In ihrem dunkellila Kleid mit dem Spitzenkragen bot Declans Mutter tatsächlich einen umwerfenden Anblick. Auch ihr Haar sah anders aus, und ausnahmsweise sprang sie nicht aufgeregt durch das Haus. Declan konnte es kaum fassen. Entspannt, mit einem Glas Wein in der Hand, stand sie da und ging den Leuten nicht mit ihrer Hektik auf die

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