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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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düster.
     
    Es dauerte eine Stunde, um die provisorische Tür einzupassen und das neue Schloss, zu dem zwei Schlüssel gehörten, einzubauen. Eileen behielt den einen Schlüssel, Johnny den anderen.
    »In einer Woche bin ich wieder da, um zu sehen, wie es mit dem Entrümpeln vorwärtsgeht«, kündigte Johnny an. »Vielleicht sind dann ja sogar die neuen Fenster drin?«
    Mike kehrte in sein Pub zurück, nachdem er unter Johnnys Aufsicht den Vorraum aufgeräumt hatte.
    »Ich hasse Geheimnisse«, sagte er über die Schulter zu Johnny, »und aus Ihnen werde ich überhaupt nicht schlau.«
     
    Kathleen Edwards war ganz und gar nicht daran gewöhnt, so umsorgt und verwöhnt zu werden. »Musst du denn nicht wieder an deine Arbeit zurück, Eileen?«, fragte sie besorgt.
    »Nein, Mam, ich habe den Rest des Tages frei.«
    »Und die restliche Woche auch noch«, fügte Johnny hinzu, für den Fall, dass sie es vergessen haben sollte. Schließlich legte sich Kathleen Edwards doch ins Bett und ließ Johnny und Eileen allein in der Küche zurück. Als wäre er ein alter Freund und regelmäßiger Besucher im Haus, goss Johnny sich ungefragt eine weitere Tasse Tee ein.
    »Damit wirst du nicht durchkommen«, sagte Eileen.
    »Doch, das werde ich«, erwiderte er. »Ich habe dir ein Angebot gemacht, du hast es akzeptiert. Das ist alles.«
    »Du hast mir kein Angebot gemacht, du hast mich erpresst.«
    »Ich habe dir drei Bedingungen gestellt: Du bringst die ganzen Klamotten aus deinem Zimmer in den nächsten Oxfam-Laden, sorgst dafür, dass es deiner Mutter zu Hause gutgeht und es ihr an nichts fehlt, und du gehst zu Brian und sagst ihm, dass die Farce vorbei ist.«
    »Und du erzählst ihm das alles hier?«, fragte Eileen mit bebenden Lippen.
    »Nicht, wenn du deinen Teil der Abmachung einhältst.«
    »Und wenn nicht, dann gehst du zur Polizei.«
    »Ein guter Freund von mir arbeitet im Polizeirevier und würde dir mit Freuden einen Denkzettel verpassen.«
    »Es wird nicht so leicht sein, all die Klamotten, wie du sie nennst, in einen Wohltätigkeitsladen zu tragen.«
    »Das schaffst du schon. Du hast sie aus den teuren Boutiquen ja auch herausbekommen.«
    »Wenn mein Vater sich mal wieder besäuft, kann man mich aber nicht dafür verantwortlich machen.«
    »Ich habe eurem Nachbarn meine Telefonnummer gegeben und ihm erzählt, dass ich Sozialarbeiter bin.«
    »Das glaubt er garantiert nicht.«
    »Ach, ich habe mir nur ziemlich scharf seinen Pitbullterrier angesehen, der bei ihm zu Hause mit einem Maulkorb herumläuft. Er glaubt es mir.«
    »Und Brian?«
    »Heute Abend um sieben Uhr im Corrigans. Im Nebenzimmer ganz hinten.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich kommen kann.«
    »Ich denke schon. Entweder du kommst ins Corrigans, oder ich werde meinen Freund bei der Polizei um einen Gefallen bitten müssen.«
    »Aber wenn ich es nicht über die Lippen bringe?«
    »Wir sind deinen Text doch schon zweimal durchgegangen. Dann machen wir es eben noch ein drittes Mal, damit du auch wirklich sicher bist.«
     
    Einer nach dem anderen trafen sie in dem Nebenzimmer im Corrigans ein: James O’Connor, Father Brian Flynn, Johnny, Tim, Ania, Lidia und zu guter Letzt Father Tomasz, der extra deswegen mit dem Bus aus Rossmore gekommen war.
    Brian ging davon aus, dass es ein normales Treffen werden würde, und war dementsprechend überrascht, dass James kein Klemmbrett und kein Papier bei sich hatte, um sich Notizen zu machen. Stattdessen besorgte James für jeden etwas zu trinken, ehe er sich bedeutungsvoll räusperte.
    »Eileen wird heute Abend kommen. Sie hat uns etwas zu sagen«, begann er.
    Brian stand schwerfällig auf. »James, was soll das? Es hat keinen Sinn, ihr Fragen zu stellen. Ich dachte, du wüsstest das.«
    »Nein, niemand wird ihr Fragen stellen. Sie will
uns
etwas sagen. Da ist sie ja schon.« Und in dem Moment kam Eileen herein.
    Goldlöckchen Eileen wirkte eher wie ein graues Aschenputtel, als sie sechs Paar feindliche Mienen und das besorgte Gesicht von Father Flynn erblickte.
    »Brian, ich muss Ihnen etwas sagen, aber es fällt mir sehr schwer. Mein Leben war nicht immer einfach, und ich neige dazu, in einer Fantasiewelt zu leben, um mir die Dinge schönzureden. Deshalb tue ich so, als hätte ich ein tolles Apartment, statt zu Hause bei meinen Eltern in einer heruntergekommenen Bude in der Mountainview Road zu wohnen. Ich tue so, als hätte ich eine Menge gutsituierter Freunde, aber in Wirklichkeit habe ich nur einen versoffenen und

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