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Wege im Sand

Wege im Sand

Titel: Wege im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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weiß Dinge, von denen ihr keinen blassen Schimmer habt. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir den Richtigen finden wollen. Jemanden zu wählen, der ein Freund fürs Leben sein wird. Er sollte attraktiv sein, damit wir für immer und ewig den Wunsch haben, ihn zu küssen. Das ist an sich schon viel verlangt. Wenn wir diesen Supermann gefunden haben, tritt der Vierundzwanzig-Stunden-Plan in Kraft, Tag und Nacht, rund um die Uhr … aber bis dahin …«
    »Gehören die Tage uns«, ergänzte Madeleine, die einen großen Bruder hatte und das Gleiche zu wissen schien. »Und die Vollmondnächte.«
    »Nicht die Nächte«, widersprach Emma.
    Stevie lächelte, doch insgeheim fühlte sie sich völlig verwirrt. Stimmte etwas nicht mit ihr? Ihre Freundinnen schienen für die Unwägbarkeiten der Verabredungen mit Jungen besser gerüstet zu sein. Es war kein Scherz, als sie erwähnt hatte, dass die Melodien im Radio Träume von der Ehe in ihr weckten. Sie sehnte sich danach, sich für immer geborgen zu fühlen, zu wissen, dass der Mann, den sie liebte, sie niemals verlassen, sie niemals verletzen würde. Sie legte Wert darauf, Nägel mit Köpfen zu machen.
    Emma lief zu dem hohen Gras, das zwischen Strand und Marsch wuchs. Sie kehrte mit einem langen weißen Stück Treibholz zurück, das von Salz und Sonne ausgebleicht war.
    »Was willst du damit?«, fragte Stevie.
    »Ich ziehe einen magischen Kreis. Rund um uns drei.«
    Stevie und Maddie stellten sich eng zusammen, hielten sich an den Händen. Emma gesellte sich zu ihnen, streckte den Arm aus und zeichnete ein großes O in den Sand. Sie drehte sich wieder und wieder um die eigene Achse, so dass der Kreis tief und unverwüstlich war.
    »Sieht aus wie die Sonne und der Mond«, meinte Stevie.
    »Himmelskörper«, sagte Maddie.
    »Genau«, sagte Emma. »Männer sind eine Sache, aber wahre Freunde stehen auf einem anderen Blatt. Lasst uns das niemals vergessen. Was immer auch geschehen mag. Wir dürfen einander nicht verlieren …«
    Stevies Kehle war wie zugeschnürt. Sie hatte bereits den Drang verspürt, sich auszuklinken: Sie hatte lieber mit Jon beisammen sein wollen als mit ihren Freundinnen. Sie wünschte, die Sommer würden niemals enden und die Beachgirls immer an ihrer Seite sein.
    Doch nichts ließ sich mit dem Gefühl vergleichen, in der Nacht von einem Jungen umarmt zu werden, der ihren Namen flüsterte. Warum konnten Emma und Maddie diese Lücke nicht füllen? Bestimmt war das möglich, wenn sie ihren ganzen Willen aufbot, sich genug Mühe gab … Während sich die Mädchen immer wieder drehten und Emmas Stock einen Kreis im heißen Sand beschrieb, schien es, als würde ein Schutzzauber gewirkt.
    »Wir können uns nicht verlieren, wir werden uns nicht verlieren«, begann Maddie mit monotoner Stimme, sich auf den magischen Moment einstimmend.
    »Kraft der Macht, die mir verliehen, kraft der Macht …«, fuhr Emma fort.
    »Der Mittagssonne«, ergänzte Madeleine.
    »Des Vollmonds und der Plejaden«, fügte Stevie hinzu.
    »Erkläre ich hiermit, dass wir … einen Bund fürs Leben schließen«, vollendete Emma den Schwur.
    Benommen ließen sie sich in den Sand sinken. Stevie fiel auf, dass Emma ausgesprochen hatte, was auf der Hand lag: Ihre Freundschaft war ein Bund fürs Leben. War es nicht immer so gewesen? Sie lagen auf dem Rücken und lachten, bis ihnen die Tränen kamen. Für Stevie, die auf dem Rücken in der Sonne lag, waren die Tränen, die über ihre Wangen liefen, unverfälschtes Gefühl und nur zur Hälfte eine Folge des haltlosen Gelächters.
    Als sie aufstanden, liefen sie zum verborgensten Teil des Strandes, hinter den mächtigen Felsen, der einem großen weißen Hai glich. Emma war die Erste, die ihren Badeanzug auszog. Die anderen folgten ihrem Beispiel und stürzten sich nach ihr in die Fluten. Sie formten abermals einen Kreis, in unmittelbarer Nähe der Küste.
    »Das sollten wir heute Nacht tun – nackt baden im Mondschein«, schlug Madeleine vor, Wasser tretend.
    »Damit stößt du bei Stevie auf taube Ohren«, erwiderte Emma mit gespielter Traurigkeit.
    Stevie schwieg – sie war der gleichen Ansicht wie Maddie.
    »Der Tag gehört uns. Die Nacht gehört ihnen«, wiederholte Emma.
    »Den Jungen«, sagte Maddie.
    »Jon«, sagte Stevie.
    »Es kommt darauf an, wie wir mit ihnen umgehen«, meinte Emma. »Wir haben uns … doch selbst wenn wir nicht beisammen sind und nachts zum Himmel emporblicken, sollten wir uns bewusst machen, dass uns die

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