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Wege im Sand

Wege im Sand

Titel: Wege im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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anderen. Die anderen hatten bei dieser Entscheidung kein Wörtchen mitzureden. Oder zumindest keine Chance, gehört zu werden …
    Die Minuten vergingen, und Madeleine musste der Tatsache ins Auge sehen, dass er heute Abend nicht mehr anrufen würde. Sie spähte zum Fenster hinaus, wo der abnehmende Mond am Himmel schien. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie daran dachte, wie herrlich der Anblick in der Bucht von Hubbard’s Point sein musste.
    Sie dachte an den Ausblick von Stevies Haus; irgendwie wusste sie, dass ihre alte Freundin Jack zu diesen Anrufen veranlasst hatte. Sie konnte nicht sagen, wie oder warum, aber allem Anschein nach war es ihrer einstigen Beachgirl-Gefährtin gelungen, das Herz ihres Bruders zu erweichen und ein gutes Wort für sie einzulegen.
    In die Betrachtung des Mondes versunken, stellte sie sich vor, wie sich sein Licht am Firmament einen Weg von Providence nach Hubbard’s Point bahnte. Die Mondfee … Maddie blickte in ihr Gesicht und betete darum, wieder mit ihrem Bruder vereint zu sein … und mit Nell. Und Stevie.
    Im Raum nebenan brach ein Freudengeschrei aus – die Red Sox haben einen Punkt erzielt, dachte sie, als Chris sie hereinrief, um sich die Wiederholung der Szene anzuschauen. Sie trocknete ihre Tränen, warf einen letzten Blick auf den Mond. Er schimmerte weiß am dunkelblauen Firmament; es war ein Bild, wie es Stevie gemalt hätte.
    Wenn es nur möglich wäre, ein Bild zu malen, alle zu vereinen und damit die Vergangenheit ungeschehen zu machen, dachte sie, einen Kloß im Hals; wenn es nur so einfach wäre. Ihre Kehle brannte, doch statt in die Küche zu gehen, um sich ein Glas Wein zu holen, trank sie einen Schluck Diät-Cola. Der vierte Tage ohne Alkohol … ihr fiel wieder ein, wie Stevie ihren ersten Ehemann beschrieben hatte: Er hing an der Flasche. Die Worte waren ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
    Sie rief Chris zu, dass sie gleich kommen würde, dann blätterte sie in ihrem Adressbuch. Sie fand die Nummer und wählte.
    Der Anrufbeantworter schaltete sich ein, und sie hinterließ eine Nachricht.
    »Stevie, hier ist Madeleine. Ich wollte mich bei dir bedanken. Das ist alles … vielen Dank. Richte den beiden alles Liebe aus, ja? Du weißt schon, wen ich meine. Ich melde mich bald wieder.«
    Als sie auflegte, fühlte sie sich besser. Sie ging nach nebenan und setzte sich zu ihrem Mann auf die Armlehne, dankte ihrem Schöpfer insgeheim für das, was ihr unter dem eigenen Dach beschieden war.

    Madeleines Nachricht hatte Stevie sehr gefreut und ihr irgendwie die Erlaubnis erteilt, ihr Herz noch weiter zu öffnen. Sie spürte die Nähe ihrer Beachgirl-Gefährtin, die sie anspornte. Am nächsten Morgen stand sie in aller Frühe auf, kochte Kaffee, füllte ihn in eine Thermoskanne und machte sich auf den Weg zu Jacks Haus. Nell schlief noch.
    Die Vögel waren bereits putzmunter, zwitscherten in den Bäumen. Jack und sie setzten sich nach draußen, nahmen Seite an Seite auf einer Bank Platz. Jack lehnte sich gegen sie, als er Kaffee eingoss. Die Berührung löste ein Prickeln bei ihr aus, wie Nadelstiche, die unter die Haut gingen.
    »Das war sehr nett von dir«, sagte er.
    »Ich … ich muss immer daran denken – dass es nicht mehr lange dauert, bis ihr abreist.«
    »Ich weiß. Ich mag gar nicht daran denken, sonst vergeht die Zeit noch schneller. Aber du hast Recht.«
    »Was ist dort drüben mit Nells Therapie? Kann dir Dr. Galford einen Kollegen empfehlen?«
    »Er streckt bereits seine Fühler aus. Das Seltsame ist, sie schläft neuerdings ganz hervorragend.«
    »Seit sie ihre Besuche bei Dr. Galford wiederaufgenommen hat?«
    »Ich denke, seit sie mehr Zeit mit dir verbringt«, erwiderte Jack leise.
    Stevie lehnte sich an ihn, schmiegte ihr Gesicht an seinen Hals. Sie konnte nicht glauben, dass er das gesagt hatte. Aber sie war froh, wenn es so war.
    »Wäre es dir recht, wenn ich morgen früh mit Nell schwimmen gehe? Ich muss heute noch ein Bild abliefern, und abends bin ich mit meiner Tante verabredet.«
    »Sie wird sich freuen.« Jack berührte Stevies Handrücken, obwohl es helllichter Tag war und Nell jeden Augenblick aufwachen und aus dem Fenster schauen konnte …
    Stevie wartete früh am nächsten Tag, bevor das Freizeitprogramm begann, an der Gezeitenlinie auf Nell. Sie hatten den Strand für sich alleine – alle anderen Bewohner von Hubbard’s Point wachten gerade erst auf. Die Luft war frisch und klar, der Himmel wolkenlos. Der Sund

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