Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben
Pentobarbital oder Secobarbital
und dem Eintritt des Todes
0-15 min
63
(40%)
16-30 min
45
(27%)
31-60 min
24
(15%)
1-2 h
15
(9%)
Eingreifen des Arztes nach
zwei Stunden oder längerem Warten*
9
(6%)
Unbekannt
5
(3%)
Insgesamt
161
(100%)
Daten von A.
Horikx, knmp
* Nach
einigen Stunden wird das Koma irreversibel, und der Patient wird auf jeden
Fall sterben. In Fällen, wo der Sterbeprozess länger als einige Stunden
dauert, werden die meisten niederländischen Ärzte das Leben mit einer
Injektion beenden, um den Verwandten den Stress des Wartens zu ersparen.
Sie
injizieren ein Curare-ähnliches Mittel zur Muskelentspannung, das die
Atemmuskulatur lähmt (siehe Kapitel 5.3).
Alle 161 Patienten starben nach
der Einnahme von 9 g Pento- oder Secobarbital. Tabelle 5-2 zeigt, dass in 82%
der Fälle der Tod innerhalb einer Stunde nach Einnahme von 9 g flüssigem Pento-
oder Secobarbital eintrat. Man beachte die Ähnlichkeit der Daten für die
Sterbezeiten bei Bosshard für die Schweiz, wo 88% der Personen innerhalb einer
Stunde starben (Tabelle 5-1).
In den Niederlanden wurde in 39
von 60 Fällen innerhalb von 24 Stunden vor der geplanten Selbsttötung das
Antibrechmittel Metoclopramid eingenommen. Niemand musste sich übergeben.
Erbrechen kam in zwei der 21 Fälle ohne Metoclopramid vor, trotzdem starben die
Patienten.
Horikx gibt zu bedenken, dass
die Verabreichung eines Barbiturates durch ein Zäpfchen besonders bei
todkranken Patienten mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist. In den
aktualisierten Richtlinien der Königlich Niederländischen Gesellschaft für
Pharmazie (2006) wird deshalb vom Gebrauch von Zäpfchen bei ärztlicher Beihilfe
zur Selbsttötung stark abgeraten.
Oregon
Das Oregon Department of Human
Services gibt jährlich einen Bericht über ärztlich begleitete Selbsttötungen
heraus. Im Zeitraum von 1998 bis 2005 waren es 246. 10
105 (43%) der Verstorbenen
hatten Secobarbital, 137 (56%), Pentobarbital genommen. In den verbleibenden 4
Fällen verwendeten 3 Personen eine Secobarbital-Amobarbital-Mischung und eine
Person Secobarbital und Morphin.
In den ersten drei
Jahresberichten Oregons wurde angegeben, dass 9 g Barbiturate oder mehr
verschrieben wurden. Spätere Berichte enthalten keine Angaben über die
verschriebenen Dosen, aber wir wissen aus zuverlässigen Quellen, dass 9-10 g
Barbiturate auch weiterhin als Standarddosis gilt.
Der Jahresbericht aus Oregon
unterscheidet die Todesfälle nicht hinsichtlich der eingenommenen Medikamente.
Deshalb werden die Daten über die Zeit bis zum Eintritt des Todes nicht nach
Medikament unterschieden.
Tabelle 5-3: Zeitraum
zwischen der oralen Aufnahme von Pentobarbital oder Secobarbital und dem
Eintritt des Todes (246 Fälle*)
Zeit zwischen Einnahme und
Bewusstlosigkeit
zwischen 1 und 38 Minuten,
Durchschnitt 5 Minuten (24 unbekannt)
Zeit zwischen Einnahme und
Eintritt des Todes
zwischen 4 Minuten und 48
Stunden, Durchschnitt 25 Minuten (17 unbekannt)
* einschl. der 4 anderen
Fälle (3 Secobarbital/Amobarbital, 1 Secobarbital/Morphin).
Anders als die Königlich Niederländische
Gesellschaft für Pharmazie hat der Verband der Pharmazeuten in Oregon keinerlei
Richtlinien für ärztlich begleitete Selbsttötungen aufgestellt. Aus
zuverlässigen Quellen wissen wir aber, dass es üblich ist, dass die Patienten
erst eine Stunde vor Einnahme der Barbiturate Antibrechmittel zu sich nehmen.
In Kapitel 3.2.8 empfehlen wir, während der 24 Stunden vor den lebensbeendenden
Schritten jede 6 bis 8 Stunden ein Antibrechmittel einzunehmen. Von Erbrechen
wurde in Oregon in 12 (5%) der 246 Fälle berichtet. Wir meinen, dass diese
Komplikationen mit einer früheren Einnahme der Antibrechmittel hätten reduziert
werden können.
Ein gescheiterter Fall, der aus
Oregon berichtet wurde, wirft Fragen auf. In diesem Fall wachte der Patient 65
Stunden nach angeblicher Einnahme von 9-10 g eines Barbiturates wieder auf. Es
gibt zwei mögliche Erklärungen für dieses Misslingen. Zum einen, selbst wenn 9
g Seconal verschrieben wurden, ist es nicht sicher, dass der Patient auch alles
genommen hat. Zweitens, der Patient schluckte die Barbiturate zusammen mit
Lactulose, um den bitteren Geschmack zu kompensieren. Lactulose ist ein
Abführmittel, das dafür gesorgt haben könnte, dass ein Teil des Medikaments den
Darm passiert hat, ohne absorbiert zu werden.
5.3 Lebensbeendung
durch eine Infusion oder durch eine oder zwei
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