Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben
Menge Benzodiazepine nicht dazu verführen sollte, weniger als die
empfohlenen 6 g Barbiturate einzunehmen.
- 3 Personen nahmen weniger als
6 g Barbiturate ein, schluckten aber auch 3 g Dextropropoxyphen (ein in Kapitel
4.1 besprochenes tödliches Opiat). Eine Person nahm 4 g, eine andere 5 g
Barbiturate ein, beide starben. Weil die Barbiturate in beiden Fällen mit einer
fast tödlichen Dosis Dextropropoxyphen kombiniert wurden, konnte die empfohlene
Mindestmenge von 6 g ohne Risiko unterschritten werden.
- Eine Person (82jährig) nahm
37 Butobarbital-Tabletten mit einem Gramm Barbiturate (in Vesparax) und starb
nach 4,5 Stunden. Die Gesamtmenge der Barbiturate entsprach den 6 g, die wir
empfehlen.
- Eine Person starb nach der
Einnahme von 3 g Barbituraten (in Vesparax) mit 225 mg Dextromoramid (Palfium),
einem Opiat, das bei einer Dosis von 2000 mg tödlich ist. Wir halten diese
Mengen beider Medikamente für einen sicheren Tod für nicht ausreichend.
- Eine Person (ca. 85jährig)
nahm nur 3 g Barbiturate (in Vesparax) und starb 36 Stunden später. Es fand
keine künstliche Flüssigkeitszufuhr statt. Dieses selbstbestimmte Sterben hätte
angesichts der kleinen Menge Barbiturate durchaus misslingen können.
- Eine Person starb, nachdem
sie 4,5 g Phenobarbital zusammen mit unbekannten anderen Substanzen eingenommen
hatte. Die Sterbedauer ist unbekannt. Wir halten mindestens 6 g Phenobarbital
mit zusätzlich 500 mg eines lang wirkenden Benzodiazepins für notwendig.
- Eine Person nahm 13 g Barbiturate,
die 25 Jahre zuvor beschafft worden waren (1981). Die Tabletten waren an einem
trockenen und dunklen Ort aufbewahrt worden (siehe Kapitel 3.2.2). Doch selbst
unter diesen Bedingungen dürfte ihre Wirksamkeit nachgelassen haben. In diesem
Fall (eine 87jährige Frau, nicht ernsthaft erkrankt) dauerte das Sterben 40
Stunden. Nach 17 Stunden wurde sie in ein Krankenhaus eingeliefert. Ihr Freund
(eine bevollmächtigte Person) und eine gültige Patienten Verfügung, die
jegliche lebensrettende Maßnahme verbot, verhinderten, dass die Ärzte
künstliche Ernährung oder Beatmung einsetzten. Die Frau starb nach 23 Stunden
im Krankenhaus.
Wenn ein Barbiturat länger als
zehn Jahre aufbewahrt wird, sind 6 g davon keine sichere tödliche Dosis mehr.
In dem Fall raten wir, die Dosis um 20 Prozent pro zusätzlichem Jahr zu
erhöhen. Allerdings gibt es keine Garantie, dass der Tod eintritt, wenn das
Medikament weit länger als zehn Jahre aufbewahrt wird.
Zusammenfassung
Barbiturate sind wirkungsvolle
Mittel für ein selbstbestimmtes Sterben in tiefem Schlaf. Aber in vielen
Ländern ist es fast unmöglich, diese Substanzen zu bekommen. In der Tabelle im
Umschlag dieses Buches sind die Namen genannt, unter denen sie in einigen
Ländern noch erhältlich sind.
Phenobarbital ist als Mittel
gegen Epilepsie auf Rezept erhältlich, man muss aber drei Dinge unbedingt
beachten:
1. Während einer Periode von
vier Wochen vor dem gewünschten Sterbetermin darf kein Phenobarbital
eingenommen werden;
2. Die Verwendung muss in
Kombination mit 500 mg eines lang wirkenden Benzodiazepins stattfinden;
3. Es muss sichergestellt sein,
dass für mindestens drei Tage keine lebensrettenden Maßnahmen unternommen
werden.
KAPITEL 5
Beihilfe zur
Selbsttötung und ärztliche Tötung auf Verlangen: Erfahrungen in der Schweiz,
Oregon ( USA) , den Niederlanden und Belgien
5.1
Einleitung
In den vorhergehenden Kapiteln
besprachen wir Medikamentenkombinationen, die man selbst beschaffen und
einnehmen kann, um in eigener Verantwortung sein Leben zu beenden. In manchen
Fällen ist ein Patient jedoch so hinfällig, dass er nicht mehr imstande ist,
die nötigen Handlungen auszuführen. Wenn jemand gelähmt ist oder nicht mehr
schlucken kann, ist die Hilfe eines Arztes unumgänglich.
In Ländern, in denen diese
Hilfe gestattet ist, konnten Erfahrungen mit den technischen Aspekten der
Durchführung gesammelt und ausgewertet werden. Es handelt sich um den
deutschsprachigen Teil der Schweiz, die Niederlande, Oregon (USA) und Belgien. 38 In Luxemburg sollte
im Laufe des Jahres 2008 ein Gesetz verabschiedet werden, das ärztliche Hilfe
bei selbstbestimmter Lebensbeendung unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt.
Zum jetzigen Zeitpunkt stehen jedoch noch keine Daten über die praktische
Durchführung dieses Gesetzes zur Verfügung.
Nicht alle Ärzte wissen, welche
Medikamente sie solchen Patienten verabreichen dürfen. Aus diesem Grund
Weitere Kostenlose Bücher