Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
vorkommenden Transportsysteme heißen GLUT-1 bis GLUT-12. Daneben gibt es ein weiteres Transportsystem mit der Bezeichnung SGLT-1, welches bevorzugt Glukose in die Dünndarmzelle transportiert.
Fruktose wird durch das Transportsystem GLUT-5 in die Dünndarmzelle aufgenommen, wandert durch die Zelle auf die andere Seite und wird vom GLUT-2-Transporter in die Blutbahn entlassen.
Das Transportsystem für Fruktose (GLUT-5) kann angeborenerweise oder erworbenerweise defekt sein. Erworbene GLUT-5-Defekte können vorübergehend oder dauerhaft vorkommen. So wird die Transportkapazität von GLUT-5 durch die Aufnahme von Sorbit mit der Nahrung vorübergehend blockiert, während sie durch gleichzeitige Aufnahme von Glukose stimuliert werden kann. Dies ist der Grund, warum Haushaltszucker (der ja aus Traubenzucker und Fruchtzucker besteht) auch bei Fruktosemalabsorption relativ gut aufgenommen werden kann, da mit jedem Molekül Fruchtzucker gleichzeitig auch ein Molekül Traubenzucker angeboten wird.
Welche Beschwerden können auftreten?
Blähungen und Durchfälle sind die Leitsymptome für eine Fruktosemalabsorption.
Fruchtzucker, der nicht aus dem Dünndarm aufgenommen wurde, gelangt in den Dickdarm, wo er von Bakterien zu Wasserstoff, Kohlendioxid und kurzkettigen Fettsäuren verstoffwechselt wird. Kurzkettige Fettsäuren können wiederum in Alkohole und Aldehyde umgewandelt werden, von denen manche sehr giftig sind. Diese Stoffwechselprodukte fallen in sehr hohen Konzentrationen an und werden zum Teil resorbiert und zum Teil abgeatmet.
Wasserstoff ist schon wenige Minuten nach Einsetzen des Fermentationsprozesses in der Atemluft nachweisbar und wird deshalb gerne zur Diagnose der Fruktosemalabsorption verwendet. Während der entstehende Wasserstoff keine Beschwerden verursacht, führt die Bildung von Kohlendioxid zu Blähungen und die Bildung von kurzkettigen Fettsäuren zu Durchfall.
Fermentationsprozesse im Dünndarm werden sehr schlecht vertragen.
Allerdings leiden bei weitem nicht alle Patienten unter den beschriebenen Beschwerden. Das Auftreten von Symptomen ist wesentlich von der Art, der Menge und der Lokalisation der den Darm besiedelnden Bakterien abhängig. Eine wesentliche Rolle spielt dabei, ob es bereits im Dünndarm zu Fermentationsprozessen kommt oder ob diese nur im Dickdarm stattfinden (siehe → S. 79 ).
Im Dünndarm findet man in der Regel nur sehr wenige Bakterien, während der Dickdarm extrem dicht besiedelt ist. Dementsprechend werden Fermentationsprozesse im Dünndarm sehr schlecht vertragen, während sie im Dickdarm normal sind und viel seltener zu Beschwerden führen. Die Zellen, welche den Dickdarm aufbauen, sind sogar auf die bei der Fermentation gebildeten kurzkettigen Fettsäuren angewiesen.
Weitere mögliche Begleiterscheinungen
Neben den Leitsymptomen Blähungen und Durchfall sind Bauchschmerzen, die etwa 30–90 Minuten nach einer fruktosehaltigen Mahlzeit auftreten, die häufigsten Symptome. Aber auch gurgelnde Darmgeräusche, Müdigkeit nach dem Essen und Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen können im Rahmen einer Fruktoseintoleranz auftreten.
Depressionen
Beim Reizdarmsyndrom wird oft eine »psychische Komponente« für die Beschwerden mitverantwortlich gemacht. Auch bei der Fruktosemalabsorption sieht man häufig psychische Veränderungen, meist in Form typischer Serotoninmangelsymptome. Serotonin sorgt im Gehirn (unter anderem) für das Gefühl von Wohlbefinden und Vitalität; deshalb wird der Botenstoff auch als »Glückshormon« bezeichnet. Eine der Ursachen von Depressionen liegt in der verminderten Serotoninbildung.
In eigenen Studien konnten wir zeigen, dass Patienten mit Fruktosemalabsorption im Vergleich zu Personen ohne diese Störung signifikant höhere Depressionsscores aufweisen. Sehr wahrscheinlich geht die Fruktosemalabsorption mit einer Resorptionsstörung der Aminosäure Tryptophan einher, sodass der Tryptophanspiegel dauerhaft erniedrigt ist. Da Tryptophan jedoch der Ausgangsstoff für die Bildung von Serotonin ist, kommt es in der Folge zu Depressionssymptomen – und zu Heißhunger auf Süßes.
ZUSATZINFO
Warum machen Sport und Schokolade glücklich?
Es ist bekannt, dass Personen mit Depressionen oft einen ausgeprägten Süß- oder Kohlenhydrathunger entwickeln. Wenn das Gehirn »Serotoninmangel« feststellt, veranlasst es nämlich sofort den Verzehr von Süßigkeiten oder von Kohlenhydraten wie Nudeln, Reis und Kartoffeln. Dadurch kommt es zur
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